Saarbrücken will unbedingt mehr Polizisten

St Johann · Gemessen an seiner Kriminalitätsrate und im Vergleich zum restlichen Land hat Saarbrücken viel zu wenige Polizisten. Und diesen Mangel können Video-Kameras allein nicht ausgleichen. Das sagt Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD). Sie reagiert damit auf Ankündigungen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Saar-Innenminister Klaus Bouillon.

 Bald soll der Vorplatz des Saarbrücker Bahnhofs Teil eines von Kameras überwachten Sicherheitsgürtels werden. Foto: Becker & Bredel

Bald soll der Vorplatz des Saarbrücker Bahnhofs Teil eines von Kameras überwachten Sicherheitsgürtels werden. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Einen "großen Bahnhof" gab's in der vorigen Woche für Bundesinnenminister Thomas de Maizière und seinen saarländischen Amtskollegen Klaus Bouillon (beide CDU ) am Saarbrücker Hauptbahnhof. Dort präsentierten die beiden ein Projekt der Deutschen Bahn (DB), das zu den Plänen von Klaus Bouillon passt.

Er hatte vor zwei Wochen angekündigt, die Polizei werde den Bereich um die Johanneskirche - und den Platz vor dem Hauptbahnhof - bald mit Video-Kameras überwachen. De Maizière gab nun bekannt, dass die DB das Saarland in ein Sofortprogramm zur Video-Überwachung von kleineren Bahnhöfen aufgenommen hat. Die DB wird 2017 an maximal fünf saarländischen Bahnhöfen Kameras aufhängen lassen. Welche Bahnhöfe das sind, wird die DB erst noch mit der Bundespolizei festlegen.

Nur Modernisierung geplant

Sicher ist aber: Der Saarbrücker Hauptbahnhof gehört nicht dazu. Dort werden derzeit bereits das Portal und die Eingangshalle überwacht - sonst nichts, auch nicht Bahnsteige und Gleise. Für Saarbrücken hatten die Minister lediglich die Ankündigung im Gepäck, dass allein die bestehende Technik modernisiert werden soll.

Vom Bahnhof gingen die Minister in die Europa-Galerie. Dort stellte Bouillon sein Projekt eines "Sicherheitsgürtels" vor. Der soll vom Bahnhofsportal über die Saarbahnhaltestelle und die Europa-Galerie bis zur Ecke Trierer- und Reichsstraße gehen - und komplett von Kameras überwacht werden. Bouillon erklärte: "Ziel ist der Schutz der Menschen. Außerdem erhöhen sich die Chancen, Straftaten aufzuklären. Die Videotechnik ergänzt unsere Polizeikräfte."

Und genau hier hakte schon wenige Stunden später Oberbürgermeisterin Charlotte Britz ein. Erneut warnte sie davor, Video-Überwachung als Allheilmittel für die Sicherheitsprobleme der Stadt zu überschätzen: "Kameras können Polizisten nicht ersetzen."

Britz hatte vor knapp zwei Monaten eine Sicherheitspartnerschaft zwischen Stadt und Land angeregt. Ihre Argumentation: Rund 75 000 Verbrechen werden jedes Jahr im Saarland angezeigt. "Ein knappes Drittel" davon in Saarbrücken.

Damit liege "die Kriminalitätsbelastung" der Stadt "deutlich über dem Landesschnitt" - ganz anders als die Personalstärke der Polizei .

"Bedürfnis nach mehr Polizei "

Britz meint, Saarbrücken habe "einen besonderen Bedarf an Kräften der Vollzugspolizei", um "Störungen" schnell begegnen zu können und der Angst in der City keinen Raum zu lassen.

Und am Tag des De-Maizière-Besuchs legte die Oberbürgermeisterin nach: "Das lautstarke Anpreisen der Video-Überwachung durch die Politik darf das Bedürfnis der Menschen nach mehr Polizisten auf der Straße nicht in den Hintergrund drängen. Laut Bericht der Bundesregierung hängt das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung auch davon ab, dass Polizisten präsent sind, Bürger schützen, Straftaten verhindern oder rasch aufklären." Daher - so folgerte Britz - bleibe es ihr Ziel, "gemeinsam mit Innenminister Klaus Bouillon eine intensivere Sicherheitspartnerschaft von Polizei und Stadt" zu schmieden.

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