Politiker fordern Blitzer für die Heringsmühle

Fechingen · Das Umleitungskonzept für die teilweise gesperrte Fechinger Talbrücke funktioniert nach Ansicht der Experten gut. Den Leidtragenden in Fechingen möchte die Politik mit einer Sofortmaßnahme helfen.

 Protestplakate zeigen, wie der Verkehrslärm die Menschen An der Heringsmühle in Fechingen zermürbt. Foto: Heiko Lehmann

Protestplakate zeigen, wie der Verkehrslärm die Menschen An der Heringsmühle in Fechingen zermürbt. Foto: Heiko Lehmann

Foto: Heiko Lehmann

"Deutlich vor dem Wintereinbruch" soll die Fechinger Talbrücke der A 6 wieder für Lastwagen befahrbar sein, so die Auskunft von Astrid Klug (Oberste Straßenbehörde beim Verkehrsministerium des Saarlandes) im Bauausschuss des Stadtrates.

Die unter Denkmalschutz stehende Brücke mit den filigranen Pfeilern war wegen erheblicher statischer Probleme am 24. März gesperrt worden. Seit 16. Mai werden Fahrzeuge bis zu einem Gewicht von 3,5 Tonnen auf die Brücke gelassen, aussortiert von einem Wiegesystem.

Zuvor hatte man das Bauwerk um 2000 Tonnen Eigengewicht entlastet und begonnen, die Pfeiler innen zu verstärken. Damit will man nach Auskunft der Straßenbehörde im September fertig sein. "Mit Hochdruck", so Klug, arbeite man parallel an einem Konzept zur Außenverstärkung der Stützen. Danach könne man das Bauwerk wieder für den Schwerlastverkehr freigeben. Es werde so ertüchtigt und instand gehalten, dass es bis zur Fertigstellung einer neuen Brücke den Verkehr aufnehmen könne. Im Klartext: "Die alte Brücke bleibt in Betrieb, bis eine neue fertig ist."

Der Landesbetrieb für Straßenbau ist nach eigener Darstellung mit dem Umleitungskonzept zufrieden. Über die Hälfte des Verkehrs werde auf den Autobahnen A 8 und A 620 gehalten und begebe sich eben nicht auf untergeordnete Routen. Nicht gelungen sei es, beim Bundesverkehrsministerium eine Aussetzung der Maut auf der Umfahrungsroute zu erreichen. Das Verfahren hätte länger gedauert als die Brückensperrung, hieß es. Durch einen Erlass der Maut hätte sich für den Lkw-Verkehr ein materieller Anreiz ergeben, auf der Autobahn zu bleiben, statt Land- und Gemeindestraßen zu benutzen.

Die Verlierer des Umleitungskonzeptes sind, da widersprach das Ministerium nicht, die Anwohner An der Heringsmühle in Fechingen . Sie bekommen täglich etwa 2000 Fahrzeuge über 3,5 Tonnen ab. Vor der Sperrung waren es 700, während der Vollsperrung gar 2300. Nach Schilderung der Experten gibt es keine Umfahrung, mit der die Belastung für Anlieger geringer wäre. Die Rechnung lautet schlicht: An der Heringsmühle leiden "nur" 15 Häuser, sonstwo wären es deutlich mehr. Ein generelles Lkw-Verbot hält man schon wegen des nicht zu leistenden Kontrolldrucks und fehlender Kontrollstellen für unwirksam und kontraproduktiv, ein Nachtfahrverbot dagegen zählt weiter zu den "Überlegungen".

Günther Karcher (SPD ) sprach Stadtverordneten aller Lager aus der Seele, als er den Kummer der Bevölkerung der Heringsmühle schilderte: "Sie verliert den Glauben an die Politik." Um diesen Trend zu stoppen, stimmte der Ausschuss einstimmig einem Antrag der Linken zu, in dem die Einrichtung einer stationären Blitzeranlage gefordert wird, und das, obwohl die einschlägigen objektiven Kriterien - Unfallhäufigkeit, Tempo - an diesem Standort keinen Blitzer rechtfertigen. Eigentlich. Hermann Hoffmann (CDU ) brachte das Zusatz-Kriterium "Sensibilität" ins Gespräch. Der Antrag dürfte bei der Verwaltung zumindest als Prüfauftrag ankommen. Ob ein Ausschuss die Standorte von Verkehrsüberwachung aussuchen darf, gilt als zweifelhaft. So oder so, bis ein Blitzer arbeitsfähig an der Heringsmühle stünde, dürfte die Brücke wieder frei befahrbar sein.

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