Über Generationengrenzen hinweg

Bischmisheim · Zum einen ist es eine sinnvolle Beschäftigung, zum anderen hat es auch einen therapeutischen Ansatz: Annette Orlinski führt in Kitas, Jugend-, Behinderten- und Altenhilfeeinrichtungen ein Kunstprojekt durch.

 Annette Orlinksi (links) bei ihrem Projekt in der Altenhilfe Bischmisheim. Foto: Renate Iffland

Annette Orlinksi (links) bei ihrem Projekt in der Altenhilfe Bischmisheim. Foto: Renate Iffland

Foto: Renate Iffland

"Kokon - ein kleiner Freiraum." Unter diesem Motto ist die Künstlerin Annette Orlinski in den Einrichtungen der cts (Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken, siehe "Auf einen Blick") unterwegs, um generationenübergreifend Kunstobjekte zu erschaffen: Kokons, die aus alten Zeitungen bestehen.

Im Caritas SeniorenHaus Bischmisheim stricken die Teilnehmer grüne, rosafarbene und orange Wollschnüre. Mit denen werden die Objekte später umwickelt. Die Künstlerin ist dabei stets vor Ort - und bekommt Unterstützung durch ein Handarbeitsgenie im Haus: Bewohnerin Frau Harf hat das Prinzip innerhalb kürzester Zeit verstanden und bereits eine zwei Meter lange Wollschnur gestrickt. "Ich hatte früher eine Strickliesel", erzählt sie ihrer Nachbarin und geht dieser ein wenig zur Hand, "das hier funktioniert genauso."

Mitarbeiterin Marion Jünger, die die soziale Begleitung des Caritas SeniorenHauses Bischmisheim leitet, ist angetan von der Arbeit: "Das Tolle an der Handarbeits-Gruppe ist, dass sich Bewohnerinnen aus allen Wohngruppen zusammengefunden haben. Besonders in dieser Jahreszeit, in der man weniger draußen sein kann, ist das eine schöne Beschäftigung."

Dabei entstehen Kissen und Taschen - und nun eben bunte Wollschnüre für die Kokons. Außerdem werden für Annette Orlinskis Projekt alte Zeitungen recycelt und übermalt. Nach einem Monat, in dem viele Meter Schnur gestrickt und viele Zeitungen übermalt sind, nimmt die Künstlerin die "Zutaten" in ihr Atelier mit und stellt dort die Kokons her. Diese werden dann zum Abschluss des Projektes im öffentlichen Raum ausgestellt. Im SeniorenHaus Bischmisheim wird das der Innenhof sein. "Mir gefällt es sehr gut, dass die Menschen, die in unseren SeniorenHäusern zusammenkommen, hier etwas kreativ gestalten und sich so einen kleinen Freiraum vom Alltag schaffen können", sagt Stephan Manstein, Direktor der cts-Altenhilfe.

Ein Kokon gibt Insekten einen kleinen Freiraum, sich zu entfalten - im Prozess des Kunstprojektes entsteht eine ähnliche Entwicklung, ergänzt Annette Orlinski. "Das Spannende an diesem Projekt ist das generationenübergreifende. Ich bisher schon in zwei SeniorenHäusern der cts gewesen und zuletzt in der Jugendhilfeeinrichtung Theresienheim - dort habe ich mit einer Mutter-Kind-Gruppe gestrickt. Ich lerne dabei so viel Neues und so viele unterschiedliche Lebensmodelle kennen, das gefällt mir unheimlich gut."

Das Kokon-Projekt funktioniert ohne viel Worte. "Die Leute verstehen, was gemeint ist und sind direkt voll dabei." Der Ansatz ist dabei durchaus auch ein therapeutischer, wie Orlinski sagt: "Hyperaktive Kinder beispielsweise werden bei dieser Arbeit ruhiger, und bei dem einen oder anderen Demenzkranken ruft das Handarbeiten Erinnerungen an früher wach."

Bis Ende des Jahres wird Annette Orlinski ihre Kokons in fast allen cts-Einrichtungen gestaltet haben - zum Abschluss soll es eine Ausstellung aller Objekte im Umfeld der cts-Trägerzentrale geben.

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Auf einen BlickIm Regionalverband sind folgende Einrichtungen der cts beteiligt: Die Jugendhilfehäuser Hanns-Joachim-Haus, Kleinblittersdorf, Theresienheim, Saarbrücken, Margaretenstift, Saarbrücken, die Kindertagesstätten St. Nikolaus in Altenkessel und auf dem Rastpfuhl, Thomas Morus, Saarbrücken, Integrative Kita im Theresienheim, Saarbrücken, die Altenhilfeeinrichtungen St. Anna, Sulzbach, St. Irmina, Dudweiler, St. Barbarahöhe, Auersmacher, Hanns-Joachim-Haus, Kleinblittersdorf, St. Augustin, Püttlingen und Bischmisheim . red

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