Do you speak shopping?

So kann's gehen · Eine neue Sprache ist auf dem Vormarsch – das Denglisch, es entsteht durch Fusion von Deutsch und Englisch. SZ-Mitarbeiterin Traudl Brenner hat darüber nachgedacht.

Ich hab' eine neue Methode, um meine Englisch-Kenntnisse zu testen: Am frühen Morgen, wenn die Läden noch geschlossen sind, bummle ich durch die Stadt und studiere die Reklameschriften in den Schaufenstern. Die sind ja heutzutage nur noch englisch. Just a few days ago hab ich's mal wieder probiert - und wurde gleich zu Beginn des Rundgangs durch die Bahnhofstraße darauf hingewiesen, dass es sich beim Ausgestellten um die Mode im "autumn 2016" handle. Ach ja, der hat ja erst vor drei Wochen begonnen. Dann erfahre ich auch noch, dass meine Stadt "my city" ist. Bei "got for great" muss ich eben mal noch überlegen, was das heißt - aber ich kann nicht in den Laden gehen, um zu fragen, der ist noch nicht auf. Obwohl da steht "sale continues in store". Gleich nebenan preist sich dann eine "beauty loft" an, aber die Leute da wollen mich so früh auch noch nicht aufhübschen. Etwas weiter gibt's dann "snipes". Snipes? Sind ja Schnepfen auf Deutsch, hab' ich mal gelernt. Und die "sneakers", also die Schleicher, ebenso! Aber was der Begriff heutzutage bedeutet fällt mir dann immerhin wieder ein - James Dean war mir in meiner zweiten Jugend auch schon ein Begriff, und der hat die Treter ja wohl populär gemacht. Ganz hoffnungslos wurde es dann aber bei den etwas weiter angepriesenen "jumpsuits". Fallschirmspringerklamotten? Wozu braucht man die? Jahrzehnte sind seit meiner Schulzeit vergangen, da haben wir das Wort noch nicht gelernt. Hier jedenfalls sind gerade welche "arrived". Aber auf jeden Fall werden "small prices" versprochen, auch für "big labels".

Doch dann finde ich auch noch einen deutschen Text in einem Schaufenster. Da steht auf einem Schild zu lesen: Verkäuferin gesucht. Auf Deutsch! Ja, können die denn überhaupt noch Deutsch in my city?

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