Eine Kapelle voller Kunst-Symbole

Kleinblittersdorf · Seit 2011 arbeitet der bayrische Holzbildhauer Hermann Bigelmayr an einem Zyklus „Grenzen des Wachstums“ für die Wintringer Kapelle in Kleinblittersdorf. Gerade ist der vierte Teil fertig geworden.

 Die neue Arbeit des Holzbildhauers Hermann Bigelmayr, zwei quadratische Holzplatten, die mit Blattgold überzogen wurden, trägt den Titel „Das Kreuz im Nichts“. Foto: Peter Lupp

Die neue Arbeit des Holzbildhauers Hermann Bigelmayr, zwei quadratische Holzplatten, die mit Blattgold überzogen wurden, trägt den Titel „Das Kreuz im Nichts“. Foto: Peter Lupp

Foto: Peter Lupp

Die Wintringer Kapelle ist ein ganz besonderer Ort. Sie steht auf dem Wintringer Hof, ein anerkannter Bioland Hof der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung Obere Saar e.V. Die Fundamente der Wintringer Kapelle reichen bis ins 11./12. Jahrhundert zurück; sie ist eine Station des saarländischen Pilgerwegs. Ein weiterer Grund für ihre Besonderheit ist ihre heutige Erscheinung, mit offenen Mauern und moderner Verglasung. Da liegt es nah, diesen Ort auch für Kunst und Kultur zu nutzen. Aber mit Bedacht. Peter Michael Lupp vom Regionalverband Saarbrücken ist Kurator der Wintringer Kapelle. Ihm ist es wichtig, dass die ausgestellten Kunstwerke in einem engen Zusammenhang mit Landschaft und Ort stehen.

Einer, dem das immer wieder gelingt, ist der bayrische Holzbildhauer Hermann Bigelmayr. Bereits seit einigen Jahren wächst in der Kapelle sein Zyklus "Grenzen des Wachstums". Gerade wurde eine weitere Arbeit von ihm fertig gestellt, "Das Kreuz im Nichts". Dieses Kunstwerk ist ebenso vielschichtig, subtil, ästhetisch, hochwertig und trotzdem zurückhaltend wie bereits die hölzerne Skulptur des Weizenhalms, die Weizenkörner oder das schwebende Weizenblatt.

Es handelt sich bei "Das Kreuz im Nichts" um zwei quadratische Holzplatten, die mit Blattgold überzogen wurden. Die eine Platte zeigt keine weitere, vordergründige Gestaltung, die zweite Platte hat zwei Furchen, die an ein Blatt Papier erinnern, das zwei Mal gefaltet wurde.

Die Faltungen der einen Platte ergeben ein Kreuz. Das ist das Symbol des Christentums, trotzdem will die Arbeit nicht einer Religion zugeschrieben werden. "Das Kreuz ist hier sehr subtil gearbeitet. Es steht symbolisch für alle Religionen", erläutert der Kurator.

Durch die Faltung entsteht auf der Platte aber auch ein kleines Dreieck. Auch das Dreieck kann als christliches Symbol der Dreifaltigkeit interpretiert werden. Und dann ist da die andere Platte, auf der nichts außer goldener Farbe und den Spuren der Vergoldung zu sehen sind. "Das Nichts ist wie ein leeres Blatt. Es symbolisiert aber keine Leere, sondern einen Neuanfang", erzählt Peter Michael Lupp.

Und zuletzt erklärt er die goldene Farbe der Holzskulptur. "Gold wiederum ist das Symbol für das Herrliche, das Licht, das Göttliche".

Wenn man "Das Kreuz im Nichts" allein betrachtet, wird man den tieferen Sinn des Überkonfessionellen vielleicht nicht herauslesen können. Im Zusammenhang mit dem Zyklus die "Grenzen des Wachstums", in dem sich der Künstler Hermann Bigelmayr seit Jahren mit der Ökologie und der Nachhaltigkeit auseinandersetzt, wird das Werk verständlicher.

Zum Thema:

Auf einen Blick Kulturort Wintringer Kapelle, Kleinblittersdorf : "Das Kreuz im Nichts" von Hermann Bigelmayr. Ausstellung bis Ende 2017. Die Wintringer Kapelle kann man zu den Öffnungszeiten des Hofladens besichtigen, dort ist der Schlüssel erhältlich: Montag bis Donnerstag, 15 bis 19 Uhr, Freitag von 9 bis 19 Uhr und Samstag von 9 bis 14 Uhr. nba kulturort- wintringer-kapelle.de

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