Naturschutz ja – aber nicht „im Schweinsgalopp“

St Nikolaus · Am Mittwochabend hat die Beratungs-Runde begonnen über eine Verordnung, mit der das saarländische Umweltministerium den Warndtwald zum Naturschutzgebiet erklären will. Der St. Nikolauser Ortsrat übte scharfe Kritik am Entwurf.

Das saarländische Umweltministerium will im Warndt ein Naturschutzgebiet ausweisen. Mit 5091 Hektar Fläche - etwa ein Fünfzigstel der Landesfläche - umfasst es den gesamten Warndtwald und ist das mit Abstand größte Schutzgebiet im Saarland (wir berichteten). Als erstes politisches Gremium befasste sich am Mittwochabend der Ortsrat St. Nikolaus mit der Thematik.

Generell halte er die Ausweisung als Naturschutzgebiet für sinnvoll, erklärte Bürgermeister Jörg Dreistadt (SPD ). Aus seiner Sicht gibt es aber noch einige Knackpunkte, die Sorgen bereiten. So wären zukünftig keine Pilzwanderungen mehr möglich. Der Grund sind strenge Einschränkungen: Wild wachsende Pflanzen dürften dann nicht mehr entfernt werden; außerdem wäre es verboten, die Wege zu verlassen. "Ein Wald ohne Bürger ist für mich kein Wald", betonte der Rathauschef.

Er verwies auch auf den Zeitdruck. Die Frist zur Stellungnahme für die beteiligten Kommunen wurde inzwischen von 19. Februar auf 8. März verlängert. Mit Blick auf die Zeitschiene sprach Ortsvorsteher Markus Ernst (SPD ) von einer "mittleren Frechheit". Man sei für Naturschutz, aber "nicht im Schweinsgalopp".

In der Aussprache, an der sich auch einige Bürger beteiligten, wurde klar, dass noch Klärungsbedarf besteht. Etwa über die zukünftige Nutzung durch Landwirte und Sporttreibende.

Ziel der so genannten Natura 2000-Gebiete, heißt es im Entwurf der Verordnung, sei nicht die Aufgabe der Nutzung, "sondern der Erhalt artenreicher, naturnah bewirtschafteter Kulturlandschaften mit ihrer hohen Artenvielfalt". Und: "Die Landbewirtschaftung ist also erwünscht und oftmals notwendig, um den ‚günstigen Erhaltungszustand' der natürlichen Lebensräume und Arten zu gewährleisten."

Ortsratsmitglied Wolfgang Paff (SPD ) lehnte die Pläne des Ministeriums ab. Er sieht darin eine Bevormundung der Bürger, die selbst aktiv Naturschutz betreiben. Ortsvorsteher Ernst formulierte einen Beschluss: Die Frist zur Stellungnahme der Gemeinde solle verlängert werden, damit alle Punkte geklärt werden können. Wenn dies geschehen sei, könne man zustimmen. Doch seine Parteikollegen - im Ortsrat sitzen ausschließlich Sozialdemokraten - sehen die Pläne offensichtlich kritischer. Der Beschlussvorschlag wurde abgelehnt.

Nun wird das Thema in den anderen Ortsräten, im Bauausschuss und im Gemeinderat behandelt. Anschließend gibt die Gemeinde als so genannter Träger öffentlicher Belange ihre Stellungnahme ab - neben vielen anderen Organisationen und Einrichtungen. Sind diese bearbeitet, erläuterte Astrid Wagner vom Bauamt der Gemeinde, werde der Entwurf in den Sommermonaten öffentlich ausgelegt. Dann könne jeder Bürger seine Bedenken einreichen.

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