Dreistadt warnt vor Gebietsreform

Großrosseln · Wenn 2017 so fetzig wird, wie der Rosseler Neujahrsempfang rockig, dann aber Hallo! Die Gemeinde setzt traditionell auf musikalische Unterhaltung durch ihre Schüler. Bürgermeister Jörg Dreistadt warnte vor negativen Folgen einer Gebiets- und Verwaltungsreform.

Die musikalische Gestaltung des Großrosseler Neujahrsempfanges am Sonntag liegt in den Händen von Schülern - beim Bandprojekt der Graf-Ludwig-Gemeinschaftsschule Warndt, beim Nachwuchs des Jugendorchesters Großrosseln und bei der Flötengruppe der Grundschule Großrosseln in Verbindung mit dem Musikverein Rheingold. Gut 300 Besucher, ein Spiegelbild der Bevölkerung diesseits und jenseits der Staatsgrenze, sind gekommen. Bürgermeister Jörg Dreistadt begrüßt jeden einzeln. Küsschen, Bützchen, frohe Wünsche! Die Stimmung pendelt zwischen herzlich und erwartungsvoll.

Was wird der Rathauschef sagen? Der kommt erst mal mit Verspätung auf die Bühne, des umfangreichen Programmes wegen. Jetzt müsse er aber auf die Tube drücken, um den Besuch nicht zu lange auf den Umtrunk warten zu lassen, "so 90 Minuten müssen reichen", scherzt Dreistadt. Wird dann aber doch deutlich kürzer - mit Blick auf die Weltlage im allgemeinen und das Leben im Warndt im besonderen.

An die Fortsetzung des Terrors in 2016 erinnert Dreistadt, in Berlin, Belgien, Frankreich und anderen Teilen der Welt. Sein Fazit lautet: "Wir hier in Großrosseln leben im Herzen Europas. Wo wären wir ohne die Freundschaft, die Partnerschaft mit unseren französischen Freunden." Auch in diesem Jahr, so der Verwaltungschef, kämen weitere Kriegsflüchtling in den Ort, zum größten Teil durch Familiennachzüge: "Dabei kommt es ganz besonders darauf an, dass wir uns nicht spalten lassen in angebliche Gut- oder Schlechtbürger. Nur gemeinsam können wir die große Herausforderung lösen."

Dreistadt verweist weiter auf das Thema Gemeindefinanzen. Trotz größter Sparbemühungen sei die Gemeinde nach wie defizitär: "Spielräume für Investitionen sind kaum vorhanden. Wir werden weiter am Gängelband der Kommunalaufsicht geführt." Im Ortskern von Großrosseln sieht der Bürgermeister positive Ansätze durch die gelungene Ansiedlung von Gewerbe, die geplante Umgestaltung des über Jahrzehnte verwahrlosten Bahnhofgebäudes durch eine engagierte Familie, die Entwicklung der Rosseltalhalle zu einem kulturellen Zentrum, aber: Es gebe weitere Probleme, die zu lösen seien, etwa die Verkehrssituation ("die erste Ampel ist bereits aufgestellt") und die Bauruine am Marktplatz: "Sie verschandelt den ganzen Ortskern." Auch in den Ortsteilen bestünden Probleme, sagt Dreistadt. Er nennt unter anderem die Verkehrssituation in der Rosslerstraße und der Gensbacherstraße in Emmersweiler: "Hier wird sich an keine Regel gehalten und viel zu schnell gefahren. Eine Lösung muss her!"

Die Zukunft der Robert-Schumann-Gemeinschaftsschule, die Naßweiler Verkehrssituation ("ganz Naßweiler ist eine Baustelle"), die Neugestaltung im Ortskern von St. Nikolaus, der Umbau des Feuerwehrgerätehauses Dorf im Warndt, des Jagdschlösschens Karlsbrunn und der früheren Tagesanlage Warndt sind weitere Herausforderungen, die es nach den Worten des Verwaltungschefs zu meistern gilt. Dreistadt warnte vor einer erneuten Kommunalreform: "Die Identifikation des Bürgers mit seiner Gemeinde geht dann enorm zurück. Gebietsreformen schwächen das so wichtige Ehrenamt."

Dann gab's noch ein wenig Flötenspiel, Saitenklang, den ersehnten Umtrunk mit großem Gesprächsbedarf unter Freunden, bis in den frühen Nachmittag hinein und die Erkenntnis: "Im Warndt blicken die Menschen mit viel Selbstvertrauen in die Zukunft."

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