Biehl sorgt für freie Bahn im Wald

Großrosseln · Wegescout Herbert Biehl pflegt seit 2012 ehrenamtlich den Warndt-Wald-Weg in Großrosseln. Das ist eine große Aufgabe, denn dieser Premiumweg ist über 15 Kilometer lang. Biehl wünscht sich jetzt Verstärkung.

Der idyllische Nikolausweiher, der Wildpark Karlsbrunn und die Aussichtsplattform über der Sandgrube bei Freyming gehören zu den Sehenswürdigkeiten des Warndt-Wald-Weges. Beim Streifzug durch die Natur begegnet der Wanderer Schmetterlingen, grasenden Wasserbüffeln und Milanen, die über den Feldern kreisen. Und mit ein bisschen Glück trifft er auch Herbert Biehl. Der ehrenamtliche Wegescout der Gemeinde hält den Premiumwanderweg in Schuss.

Wir sind mit dem Naturfreund am Waldsee in Emmersweiler verabredet. "Da habe ich mich gerade wieder geärgert", sagt der 69-jährige Pensionär, während er auf einen vollen Abfalleimer zeigt. Ein rücksichtsloser Zeitgenosse hat eine Tüte mit Hausmüll entsorgt, neben dem Korb liegt Pappe. Achtlos weggeworfenen Müll findet Biehl auch immer wieder auf seinen Kontrollgängen auf dem Wanderweg. Müllsäcke und Greifzange liegen im Kofferraum seines Wagens. Hammer, Akkuschrauber, Nägel, Astschere, Barriereband und Leiter sind ebenfalls griffbereit.

Da Biehl nicht überall mit dem Auto hinkommt, muss er sich manchmal schwer bepackt auf den Weg machen. "15 bis 20 Kilo kommen da schon mal zusammen", erklärt der Naturliebhaber, der seit 2012 als Wegescout unterwegs ist. Zu Beginn war ein zweiter Mann dabei. Doch der Kollege kam nur zweimal, dann wurde es ihm zuviel, er strich die Segel.

Da er sowieso viel im Wald sei, erzählt Biehl, habe er sich für den Job beworben. Mittlerweile kennt er viele Spaziergänger und Hundehalter. Zu Beginn wurde er manchmal noch schief angesehen, wenn er mit seinem Werkzeug durch den Wald marschierte. Eine Frau machte sich sogar echte Sorgen. Als sie dem Mann mit der Leiter begegnete, befürchtete sie das Schlimmste. Hat er einen Strick im Rucksack? Will er sich am nächsten Baum aufhängen?

Nein, Herbert Biehl lebt noch. Und die Arbeit macht ihm immer noch Spaß. Ständig muss er einige der 550 bis 600 Markierungsschilder am Wegesrand austauschen. "Sie verblassen schnell", sagt Biehl. Und manchmal werden sie auch einfach geklaut. Der Scout kappt Äste, die in den Weg ragen, stutzt Gras, kümmert sich um kleine Reparaturen.

In der kalten Jahreszeit ist er ebenfalls unterwegs. Ist ein Streckenteil vereist, muss eine Umleitung ausgeschildert werden. Nach jedem Sturm wird der Weg abgegangen. Er ist in verschiedene Abschnitte unterteilt. So kann Biehl den Förster genau informieren, wo ein umgefallener Baum liegt. Mit der Gemeinde arbeitet der Wanderfreund ebenfalls eng zusammen. Alle drei Monate füllt er eine Checkliste aus, die den Zustand des Weges dokumentiert. Sie wird vom Rathaus an den Regionalverband weitergeleitet.

"Meine Lieblingsstelle ist die Sproßmannsquelle", verrät Biehl. An dem idyllischen Platz zwischen Karlsbrunn und Dorf im Warndt genießt er die Ruhe und lauscht dem Zwitschern der Vögel.

Aber sein Job hat nicht nur Sonnenseiten, neben Müllsündern erschweren dem Wegescout Mountainbiker die Arbeit. Die Querfeldeinradler setzen einem Wegstück mit 54 Treppenstufen ordentlich zu. Reiter, die auf durchgeweichten Pfaden unterwegs sind, hinterlassen ebenfalls tiefe Spuren.

Früher war Herbert Biehl täglich unterwegs, heute schaut er noch alle zwei Tage nach dem Rechten. "Es wird allmählich ein bisschen viel", sagt er. Seit dem Tod seiner Frau muss er sich alleine um den Haushalt kümmern. Da bleibt nicht mehr so viel Zeit für die Ausflüge in den Wald.

Deshalb sucht die Gemeinde einen zweiten Wegescout, der sich zusammen mit Biehl um die Strecke kümmert. Und der sicherstellt, dass die Arbeit weitergeführt wird, wenn sich Biehl eines Tages in den wohlverdienten Wegescout-Ruhestand verabschiedet. Neben dem Interesse für die Natur sollte sein neuer Kollege Zeit mitbringen, erklärt Biehl. "Und er muss gut zu Fuß sein, es geht rauf und runter." Bewerbungen nimmt Nadia Haag im Großrosseler Rathaus entgegen.

Kontakt per E-Mail: nadia.haag@grossrosseln.de

Zum Thema:

Der Warndt-Wald-Weg gehört zu den rund 65 saarländischen Premiumwanderwegen. Er ist 15,7 Kilometer lang und gilt als "mittel bis schwer". Es gibt eine östliche und eine westliche Schleife. Empfohlener Startpunkt ist der Parkplatz unterhalb des Karlsbrunner Jagdschlosses. Die Gehzeit beträgt 4,5 bis fünf Stunden, rund 380 Höhenmeter sind zu bewältigen. Die Gemeinde bietet jeden ersten Sonntag im Monat eine geführte Wanderung an. Am 7. Mai geht es mit Harald Schambil über die östliche Schleife. Treffpunkt ist um elf Uhr vor dem Forstgarten Karlsbrunn. Die Wanderung ist kostenlos, am Ende findet jedoch eine Hutsammlung statt; Anmeldung erbeten unter Tel. (0 68 98) 44 91 12.

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