Nach dem Bergbau baut der Biber

Großrosseln · Zehn Jahre lang hatte die Natur Zeit, sich wieder im Rosseltal auszubreiten. Vertreter von RAG, Umweltministerium und Naturschutzbund (Nabu) präsentierten dieser Tage stolz das Ergebnis.

Vor 15 Jahren war ein Zustand erreicht, wo die Rossel zwischen Velsen und Geislautern nahezu rückwärts floss. Nach über 100 Jahren Bergbau waren innerhalb einer mondkraterähnlichen Landschaft Senkungen von bis zu zwölf Metern zu verzeichnen. 1999 wurden dann die Aktivitäten von der Grube Warndt aus eingestellt, und die Operation Rosseltal startete. Die RAG und ihre Tochter RAG Montan Immobilien GmbH (RAG MI) nahmen rund sechs Millionen Euro in die Hand, um wieder eine naturnahe Landschaft herzustellen. 32 000 Kubikmeter Erdmassen wurden bewegt, 20 000 Sträucher und Bäume gepflanzt. Am vergangenen Mittwoch dann, zehn Jahre nach Abschluss der Renaturierung, wurde im Beisein von zwei Schulklassen vom nahen Warndt-Gymnasium das stolze Ergebnis präsentiert. Und als Gast bei der ungewöhnlich naturnahen Feier inklusive Exkursion durchs Tal ließ sich neben Prominenz wie Umweltminister Reinhold Jost auch ein Eisvogel blicken.

Der "fliegende Diamant", wie Vogelschützer Lothar Hayo diese Tiere nennt, nahm allerdings eher unfreiwillig teil. Er hatte sich in einem der Netze verfangen, die Ralf Klein und Sebastian Kiepsch vom Nabu an ihrer mobilen Vogelberingungsstation am Weg aufgebaut hatten. Wie auch seine kleineren Kollegen, überwiegend Teichrohrsänger, überstand der Eisvogel die Prozedur einschließlich Wiegen und Messen geduldig, um dann schnell wieder in die Freiheit zu entschwirren.

Warum das Ganze? Mit dem Ring am Fuß erhält jeder Vogel seine ganz persönliche Nummer. So lassen sich (beim Wiedereinfangen) Bestand, Lebensalter und Vogelzüge feststellen, erläutert Nabu-Landeschef Uli Heintz.

An die 85 Vogelarten, darunter auch gut ein Dutzend bedrohte, zählt man inzwischen im Rosseltal. Bussarde kreisen am Mittwochmorgen am Himmel, und auch der Neuntöter lässt sich (im Sturzflug auf eine Libelle) blicken. Der Biber, im Jahr 2008 von der Bist über die Saar an der Rossel eingewandert, bleibt dagegen (erwartungsgemäß) abgetaucht hinter dichten Schilf- und Weidenbeständen am Ufer. Heranwachsende Weiden und Weidensprösslinge bieten, wie Ernst Kollmann (Nabu) erklärt, normalerweise den Tieren reichlich Futter. Nur wenn Nahrungsnot am Männchen oder Weibchen ist, geht's auch an das Fällen dicker Bäume - mit der Rinde als karger Kost. Das ist Schwerstarbeit - speziell bei Hitze. Der Biber kühlt sich dann, indem er seinen unbehaarten Schwanz ins Wasser hält, verrät Uli Heintz den Schülern.

Die etwa 50 Warndt-Gymnasiasten, die ihren Wandertag im Rosseltal verbringen, haben zuvor im Fördermaschinenhaus der früheren Grube Velsen spannende Vorträge gehört. Anschließend gehen sie noch ins (zwölf Grad kühle) Erlebnisbergwerk. Und Projektverantwortliche wie Axel Schäfer (RAG) und Rudolf Krumm (RAG MI) freuen sich, dass das kleine Jubiläum im Rosseltal so viel Interesse gefunden hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort