Christus schaut aufs schmucke Grab

Wellesweiler · Ein Kleinod auf dem Wellesweiler Friedhof, das zu verlottern drohte, rief einige Männer des Wellesweiler Bürgertreffs auf den Plan. Sie machten in wochenlanger Arbeit das gut 100 Jahre alte Grab des Ehepaars Lamber wieder zum Blickfang.

 Einsatz für Erhaltenswertes: Hans-Werner Jung, Dieter Becker und Heinz Jung bei der Arbeit auf dem Wellesweiler Friedhof. Fotos: Bürgertreff

Einsatz für Erhaltenswertes: Hans-Werner Jung, Dieter Becker und Heinz Jung bei der Arbeit auf dem Wellesweiler Friedhof. Fotos: Bürgertreff

Ein Grabmal-Ensemble, wie es heute nur noch selten anzutreffen ist, ist Blickfang auf dem Wellesweiler Friedhof. In einem Wiesenfeld links vom Haupteingang, ganz in der Nähe der Leichenhalle, steht eine Christusfigur auf einem Podest, eine Hand auf die Brust gelegt - dort weist ein Flammenherz mit Dornenkrone auf die Passion hin -, die andere deutet auf die Grabstätte, die mit einer niedrigen Ornament-Mauer eingefasst ist.

In dem 1913 entstandenen Grabfeld sind Johann und Karolina Lamber geb. Müller beigesetzt. Von ihnen sind heute in der Region keine Nachfahren mehr bekannt, wie Ortsvorsteher Hans Kerth und sein Stellvertreter Dieter Steinmaier im Gespräch mit der SZ berichten. Dieses Grab sei von den aufwendigeren Grabmälern des beginnenden 20. Jahrhunderts als einziges erhalten geblieben, schreibt Christof Trepesch in dem Heft "Die bau- und kunstgeschichtliche Entwicklung des Dorfes Wellesweiler im Überblick" - ein Sonderdruck für den Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde und Volkskultur. Auch die Kunsteineinfassung mit ihren Elementen sei eine Gestaltungsform, wie sie heute in der Saargegend kaum noch erhalten sei.

Die Grabstätte der Lambers wäre bis vor Kurzem kaum jemand ins Auge gefallen. Sie war unansehnlich und "ein Schandfleck auf dem Friedhof", so Kerth und Steinmaier. "Seit 1989 ist dort nichts mehr gemacht worden!"

Nun wurde etwas gemacht: Ein Quartett aus den Reihen des Wellesweiler Bürgertreffs ergriff im Sommer die Initiative und renovierte ehrenamtlich das erhaltenswerte Grabmal von Grund auf. Über mehrere Wochen waren Heinz Jung, Dieter Becker, Hans-Werner Jung und Andreas Minguez mit handwerklicher Präzision an der Arbeit - planerisch und versorgungstechnisch unterstützt vom Ortsvorsteher-Duo. Auch Andreas Bies vom Friedhofsamt des Rathauses habe das Vorhaben begleitet, berichten Kerth und Steinmaier. Auch der Hangarder Markus Glöckner habe mit Expertenrat zur Seite gestanden.

Zu tun gab es genügend. Nachdem das Gestrüpp beseitigt war, trat der Dampfstrahler für eine Grobreinigung in Kraft. Für die Ornament-Einfassung wurden neue Sockel betoniert, die Ornamente mit Moniereisen fachgerecht befestigt. Der Unterbau der Christusfigur, der sich einseitig abgesenkt hatte, wurde hydraulisch neu ausgerichtet. Und schließlich wurden noch mit speziellen Stahlbürsten Beläge und Algen entfernt. Das städtische Friedhofsamt gestaltete die Grabfläche dann neu mit artgerechten Pflanzen.

Die Bürgertreff-Leute haben schon des Öfteren angepackt, um Details des Ortsbildes aufzuwerten. In den letzten Jahren wurden beispielsweise ein Bouleplatz angelegt und für die Begrünung des Stengelplatzes und des Parkplatzes in der Ortsmitte gesorgt. Nächstes Projekt soll im kommenden Jahr voraussichtlich die Freilegung des Radweges durchs Industriegebiet in Richtung Bexbach sein.

 Dem Verfall preisgegeben: Keinen ansehnlichen Eindruck bot das gut 100 Jahre alte Grab im Sommer.

Dem Verfall preisgegeben: Keinen ansehnlichen Eindruck bot das gut 100 Jahre alte Grab im Sommer.

 Nach getaner Arbeit: Die Bürgertreffler machten die Erinnerungsstätte wieder zu einem Blickfang.

Nach getaner Arbeit: Die Bürgertreffler machten die Erinnerungsstätte wieder zu einem Blickfang.

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Auf einen BlickDer Friedhof in Wellesweiler entstand 1885 als evangelischer Begräbnisplatz, der katholische Friedhofsteil wurde 1887 der Bevölkerung zur Verfügung gestellt. Die konfessionelle Trennung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aufgehoben. Durch einige Erweiterungen entstand das heutige Friedhofsareal von rund vier Hektar. Die Leichenhalle wurde 1956/57 gebaut. Der Friedhof mit beeindruckendem Baumbestand wird als "grüner Friedhof" bewirtschaftet. Jährlich finden etwa 50 Bestattungen statt.red

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