Klare Ansage: Fünf Prozent mehr

Wellesweiler · Bei ZF in Wellesweiler und in anderen Neunkircher Betrieben hat am Freitag kurzfristig die Arbeit geruht. Die IG Metall hatte zum Warnstreik aufgerufen. Sie fordert fünf Prozent mehr für die Beschäftigten der Branche.

 Um die 200 Mitarbeiter gingen am Freitagmorgen bei ZF in Wellesweiler vor das Werkstor und forderten mehr Lohn. Foto: Jörg Jacobi

Um die 200 Mitarbeiter gingen am Freitagmorgen bei ZF in Wellesweiler vor das Werkstor und forderten mehr Lohn. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Blauer Himmel und die beiden IG-Metall-Bevollmächtigten Jörg Caspar und Simon Geib erwarten die Beschäftigten vor dem Werkstor von ZF in Wellesweiler . Mit Pfeifen und Tröten kommt der Tross an diesem Freitagmorgen kurz nach 8.30 Uhr vom Firmengelände. "Die Hallen sind leer", schallt es durch ein Megaphon. Gewerkschaft und Belegschaft wollen Entschlossenheit demonstrieren. Es ist Warnstreikzeit in der Tarifrunde, fünf Prozent mehr Lohn das Ziel. Das jüngste Arbeitgeberangebot - die Gewerkschafter sprechen von 2,1 Prozent für eine Laufzeit von 24 Monaten - ist ihnen klar zu wenig.

Geib schwingt sich auf fünf übereinandergestapelte Paletten. Der Zweite Bevollmächtigte der Geschäftsstelle Neunkirchen erklärt den Leuten, wie sie würden an diesem Morgen Mitarbeiter anderer Betriebe wie etwa Eberspächer, MAT oder Kennametal die Arbeit für den Warnstreik niederlegen. "Wer gedacht hat, dass es dieses Jahr eine einfache Tarifrunde gibt, weil es nur ums Geld geht, der hat sich getäuscht", sagt Geib. Die Arbeitgeber seien schon immer mit niedrigen Angeboten in die Verhandlungen gegangen, aber dieses Jahr hätten sie sich selbst übertroffen. Geib spricht von Sturheit, von Unvernunft und dem "niedrigsten Angebot der letzten 20 Jahre". Markig schließt er: "Wir wollen keine Krümel, wir wollen den ganzen Keks." Caspar steht seinem Vorredner in nichts nach. Der Erste Bevollmächtigte bekräftigt die Forderung nach fünf Prozent, das Arbeitgeber-Angebot stelle keine Lohnerhöhung, sondern ein Allmosen dar. "Wir sind hier, weil wir zeigen wollen, dass wir für unsere Forderungen kämpfen", ruft er und bekommt eine vielstimmige Trillerpfeifen-Antwort. Die IG Metall sei lösungsorientiert, die deutsche Wirtschaft auf stabilem Wachstumskurs und die Metall- und Elektroindustrie hochprofitabel. Deshalb sei die Forderung fair.

Auch Betriebsrat Patrik Buchholz nennt das Arbeitgeber-Angebot eine Frechheit. Und er betont, es gehe um mehr als lediglich eine Tarifrunde. Der Vorstand des Automobilzulieferers wolle Millionen Euro einsparen und dies wohl über Personalkosten. Es sei wichtig, jetzt zusammenzustehen und eine Gemeinschaft zu bilden.

Die Leute vorm Werkstor lassen es immer mal wieder laut werden. "Wir sind ja friedlich, aber irgendwann ist es gut", sagt ein ZF-Mitarbeiter mit Mütze und roter Warnstreik-Weste über dem Blaumann. Wer sich die wachsende Dividende der Aktionäre anschaue, wisse, dass man keine utopischen Forderungen stelle. Und er macht auf wachsende Anforderungen aufmerksam. Ein Pilotprojekt prüfe, wie in einer Linie die Arbeit von fünf Beschäftigten durch vier erledigt werden könne. Drei Frauen ein paar Meter weiter sind sich einig: Sie sind streikbereit.

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