Auf Krücken in die Saarlandliga?

Neunkirchen · Borussia Neunkirchen kämpft mit dem Verletzungspech und am Sonntag gegen Völklingen um den Klassenverbleib.

Größer können die Gegensätze vor einem Fußballspiel nicht sein: Am Sonntag treffen in der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar mit dem SVR Völklingen und Borussia Neunkirchen ein Aufstiegs- und ein Abstiegskandidat aufeinander. Völklingen steht mit 55 Punkten auf dem Aufstiegs-Relegationsplatz, Neunkirchen steckt mit nur 28 Zählern mitten im Abstiegskampf. Das Derby der ungleichen Saar-Teams wird am Sonntag um 18.30 Uhr im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion angepfiffen.

"Es ist nach wie vor schwierig, weil die Mannschaft einfach nicht in der besten körperlichen Verfassung ist", klagt Borussia-Trainer Tobias Grimm: "Einige sind verletzt, andere müssen spielen, obwohl sie angeschlagen sind." Zum Beispiel Kapitän Yannick Bach, der zwar zuletzt bei der unglücklichen 0:1-Niederlage in Hauenstein 90 Minuten durchspielte, dafür aber im Laufe der Woche Trainingseinheiten ausfallen lassen musste. "Wiederhergestellt bin ich nicht. Ich habe mich zur Verfügung gestellt, weil es auch personell nicht so rosig aussieht. Da kann man bis zu einem gewissen Schmerzgrad schon mal auf die Zähne beißen", sagt Bach, den nach überstandener Patellasehnen-Operation vor allem Schmerzen an der Operationsnarbe und Muskelkater plagen: "Ich befinde mich ja noch in der Reha, und deshalb ist die Muskulatur erst im Aufbau", erklärt er. Nicht erklären kann er sich die prekäre sportliche Situation des letztjährigen Tabellen-Vierten. "Sonst würden wir ja nicht da stehen, wo wir stehen. Man kann nur festhalten, dass wir in dieser Saison extremes Verletzungspech haben. Das war letztes Jahr nicht so", sagt Bach.

In der Tat: Vor allem in der Anfangsphase der laufenden Spielzeit fielen dem früheren Trainer Valentin Valtchev phasenweise über zehn etablierte Oberligaspieler verletzungsbedingt aus. Auch Valtchevs Nachfolger Werner Mörsdorf (November 2016 bis März 2017) hatte nur selten alle Mann an Bord. Und den aktuellen Trainer Tobias Grimm plagen vor dem Derby die Ausfälle wichtiger Akteure: "Marcel Jung, Jens Kirchen und Mamadou Traore werden nicht spielen können, Jannik Schliesing hat sich einen Muskelfaserriss zugezogen und wird wahrscheinlich ausfallen, bei Yannick Bach muss man schauen, ob es reicht und Markus Schmitt spielt derzeit trotz Bänderabriss", zählt Grimm auf: "Viele sind permanent muskulär übersäuert und dürften eigentlich nicht spielen. Es ist ein extrem schmaler Grat, auf dem wir uns bewegen." Die Mentalität der Spieler scheint jedenfalls zu stimmen. Außerdem: "Mit uns rechnet eh keiner mehr. Aber wir haben Röchling schon einmal auswärts geschlagen - mit 2:1 in der zweiten Runde des Saarlandpokals. Es wird ein spannendes Spiel - hoffentlich mit dem guten Ende für uns", sagt Bach.

Der Kapitän weiß aber auch: "Wir müssen aus den letzten sechs Spielen 18 Punkte holen. Und selbst dann bleibt es noch eng." Bach fühlt sich an der Ehre gepackt. Nur so lässt sich seine ligaunabhängige Zusage für die kommende Saison erklären: "Ich habe den Karren mit in den Dreck gefahren und sehe es als Charaktersache, den Karren wieder rauszuziehen", wählt er starke Worte. Solche richtet er auch an die wenigen verbliebenen, aber treuen Fans des Vereins: "Sie haben uns vor allem nach dem 0:1 in Hauenstein vergangene Woche Mut gemacht und sind mit dem Herzen schon länger Borussen, als viele von uns alt sind. In so einer schweren Zeit immer noch ins Stadion zu kommen und die Mannschaft zu unterstützen, finde ich klasse." "Mit der Leidenschaft aus dem Hauenstein-Spiel ist auf jeden Fall noch alles drin", findet auch Tobias Grimm, der wie Bach seine Zusage für den Fall des Abstiegs gegeben hat.

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