Viel umjubeltes Konzert mit Musical-Profis

Neunkirchen · Ein etwas anderes Musical-Konzert präsentierten Matthias Stockinger und seine Gäste in Neunkirchen. Das Publikum freute sich nicht nur über Hits am laufenden Band, sondern auch über Lieder, die den Akteuren selbst gefallen.

 Viel Spaß hatten Matthias Stockinger und seine Gäste – hier Lucy Scherer, die im zarten, gelben Kleid die Tinkerbell gab und „Neverland“ sang. Foto: Jörg Jacobi

Viel Spaß hatten Matthias Stockinger und seine Gäste – hier Lucy Scherer, die im zarten, gelben Kleid die Tinkerbell gab und „Neverland“ sang. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Es hatte was von Wohnzimmeratmosphäre, dieser "Face to Face"-Abend. Weniger, weil das Ambiente so kuschelig war - das wäre etwas zu viel verlangt von dem ehemaligen Industriebauwerk. Aber die unverkrampfte, humorige Art, wie Gastgeber Matthias Stockinger mit seinen Gästen im Saal und auf der Bühne umging, machte es einem leicht, sich wohl zu fühlen und fallen zu lassen - in einen Hochfloor-Klangteppich musikalischer Webart.

Und der dabei alles andere als beliebig ausfiel: "Wir spielen nicht einen Hit nach dem anderen, sondern Lieder, die uns gefallen und von denen wir denken, dass Sie sie hören sollten", gab Stockinger vorab zu Protokoll. "Ohne Schonwaschgang" startete er mit "Geliebte Berge" und "Kalte Sterne" aus Ludwig 2 - eine kleine Weltpremiere, hatte Andreas Puhl doch die Sinfonieorchester- in eine Bandversion "umarrangiert". Jubel brandete nach dem leidenschaftlichen Liedvortrag auf, was sich in den kommenden Stunden noch öfters wiederholen sollte.

In einem mit Goldpailletten besetzten Minikleid brachte Powerfrau Sidonie Smith "Cabaret" filmreif zu Gehör. Sodann schlüpfte die US-Amerikanerin mit jamaikanischen Wurzeln, die in Europa genauso Erfolge verzeichnet wie am New Yorker Broadway, in ihre Lieblingsrolle: die Aida im gleichnamigen Musical von Elton John . "Sind die Sterne gegen uns?", fragte ein verzweifelter Radames seine Geliebte - ein herzzerreißendes Duett. Umso lustiger Stockingers "I don't like Mondays"-Version des Hits der Boomtown Rats, bei dem er mit dem Publikum um passgenaue Klatsch-Einsätze rang und selbst einen Heidenspaß hatte.

Die zweite Kollegin, die der gebürtige Neunkircher vorstellte, war die bezaubernde Lucy Scherer, die neben ihren Musical-Hauptrollen auch aus TV-Serien wie "Sturm der Liebe" bekannt ist. Passend zum Song "Neverland" trug sie ein zartes gelbes Kleid mit Blüten, nur die Tinkerbell-Flügel fehlten. Bravo-Rufe ernteten sie und Ausnahme-Geiger Baptiste Pawlik für "Gabriellas sång" aus dem Film "Wie im Himmel" - gesungen auf Schwedisch. Im zweiten Teil bewies Bianca Basler vom Musical-Projekt mit "Feeling good", dass sich der hiesige Nachwuchs nicht verstecken muss - unterstützt von Thomas Girard am Saxofon und Jochen Lauer und Rolf Siefert an Bass und Gitarre. Komplett wurde die Band mit Amby Schillo (Drums) und Andreas Puhl (Piano/Keyboard), deren eigene Musical-Geschichte untrennbar mit der Gebläsehalle verbunden ist.

Ohne die ambitionierte, von großer Spielfreude getragene Begleitung durch die Profimusiker wäre der Genuss kaum halb so groß gewesen. Aber so stimmte einfach alles - zumal sich gegen Ende dann doch noch etliche Ohrwürmer ins Programm schmuggelten. Angefangen von "Unstillbare Gier", eine von Stockingers Paraderollen als Graf von Krolock, noch getoppt vom Duett "Totale Finsternis", bis hin zur Hollywood-Ballade "I will always love you" aus "Bodyguard" und "Let it go", dem Befreiungssong der jungen Eiskönigin Elsa, das sich Mathias Stockinger von Lucy Scherer gewünscht hatte. Dass der Gastgeber auch Billy Joel kann, dürfte dann schon niemanden mehr überrascht haben. Mit doch noch einem Weihnachtslied, halb improvisiert von Stockinger am Piano, mit einem zum Umfallen schönen Geigensolo Pawliks, klang die vorzeitige Bescherung stilecht aus. "Besser geht's nicht", meinte jemand beim Rausgehen. Stimmt.

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