Das kann Vertrauen zerstören

Neunkirchen · Seit drei Wochen werden die Kitas bestreikt. Ende offen. In der SZ-Redaktion schilderten gestern acht berufstätige Mütter ihre schwierige Lage. Das Betreuungs-Problem kostet sie Nerven, Zeit und Geld.

 Acht Mütter und vier Kinder, darunter der dreijährige Paul vorn auf dem Tisch, besuchten gestern die SZ. Thema: Kita-Streik. Foto: Seeber

Acht Mütter und vier Kinder, darunter der dreijährige Paul vorn auf dem Tisch, besuchten gestern die SZ. Thema: Kita-Streik. Foto: Seeber

Foto: Seeber

"Jetzt dürft ihr lachen", sagt Fotograf Thomas Seeber ohne Hintergedanken. Schlechtes Timing: Zu lachen haben diese acht Mütter , ihre Familien und vor allem auch ihre Kinder, die sonst die Kita Weltenbummler auf dem Steinwald besuchen, derzeit eher wenig. Drei Wochen Betreuungs-Dauerimprovisation liegen hinter und wer weiß wie viele Streiktage noch vor ihnen. Ein Heidenstress, der auch noch extra Kosten verursacht.

Viele der Eltern und sogar einige der Großeltern haben ihren Jahresurlaub nehmen müssen. "Keine Ahnung, was dann im Sommer an den regulären Schließtagen der Einrichtungen wird", ärgert sich Bettina Steinmann, die im Außendienst tätig und Mutter eines 21 Monate alten Kindes ist.

Was die Frauen am meisten nervt: eine einseitige Berichterstattung in den Medien. "Um das Wohl der Kinder geht es überhaupt nicht", auch wenn das immer betont werde. Sagt Melanie Bauer, von der die Initiative zu diesem Gespräch ausging. Sie selbst arbeitet im öffentlichen Dienst und genießt den "Luxus", ihre zweijährige Tochter Johanna mit auf die Arbeit nehmen zu können: "Aber nicht jeder hat so einen kulanten Arbeitgeber."

Auch die immer gern angeführten Notfallplätze seien nicht das Gelbe vom Ei: Erstens weil es sie nur für Kindergartenkinder und in sehr begrenzter Zahl gibt. Zweitens weil es die Kinder verunsichert, mit Fremden zu tun zu haben. "Mein Sohn Paul vermisst seine Freunde und spielt den ganzen Tag allein", schildert Ulrike Scherer die Situation in der Notfallgruppe. "Das tut mir schon weh", sagt die Ärztin, "aber ich bin darauf angewiesen." Im Gegensatz zu den anderen Müttern habe sie "grundsätzlich" Verständnis für die Forderungen der Erzieherinnen und für den Streik als Mittel: "Es ist nur schade, dass da nicht wirklich verhandelt wird." Zehn Prozent mehr Geld sei jedenfalls utopisch, da sind sich alle einig.

Bettina Steinmann findet das Verhalten der Streikenden "unverantwortlich", ein absolutes "No go". Erzählt dann noch eine Erzieherin im Fernsehen, sie brauche das Geld für Urlaub und Sport, werde es ganz eng: "Wenn die so weiter machen, gibt es bald viel Platz in den Kitas. Weil die Plätze zu teuer werden oder weil die Mütter arbeitslos geworden sind."

354 Euro ohne Essensgeld kostet die Kita-Betreuung aktuell. Erst letztes Jahr wurde der Monatsbeitrag um 40 Euro angehoben. "Das wird sich nach dem Streik in Richtung 400 Euro bewegen", vermutet Bettina Steinmann. Eine Menge Geld , "davon kann man schon einen Kleinwagen finanzieren".

Was in jedem Fall den Bach runter gehe, sei das Vertrauensverhältnis zum Kita-Personal: "Das ist hinterher gleich Null", unkt jemand - und alle nicken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort