Der Kummerkasten besorgter Naturschützer

Neunkirchen · Der Nabu Neunkirchen informiert und packt selbst mit an – Im Jahr des 30. Geburtstages sind etliche Aktionen geplant.

Neulich rief eine ältere Dame bei Stefan Sauer an und fragte, ob sie etwas falsch mache beim Säubern ihrer Nistkästen im Garten. Es wolle einfach kein Vogel mehr sein Nest darin bauen. Sie mache nichts falsch, versicherte der Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Neunkirchen. Es gebe tatsächlich weniger Vögel als früher. Der Neunkircher Naturschützer und seine Mitstreiter im Verein fühlen sich manchmal wie der Kummerkasten besorgter Bürger. Gefällte Bäume sind besonders häufig der Anlass für ein rappelndes Telefon. Allzu oft in der Vergangenheit konnte Sauer keine zufriedenstellende Antwort geben. Das nervt. Doch der Informationsfluss vonseiten der Stadt Neunkirchen gerade in Sachen Baumfällungen soll besser werden. Ein Gespräch mit Bürgermeister Jörg Aumann habe gerade stattgefunden, weitere sollen folgen, meint Sauer zuversichtlich. "Dann können wir den Bürgern direkt erklären, was warum gemacht wird." Kommunikation in Sachen Naturschutz ist wichtiger denn je, ist der 53-Jährige überzeugt. Das Thema sei durch andere Dinge überlagert worden, sei offensichtlich für politische Entscheidungsträger nicht relevant genug. "Der Naturschutz hat keine Lobby mehr in der Region." Beispiele für diese These: Früher habe es die Agenda 21 gegeben, einen Runden Tisch, einen Umweltbericht. Auch gut gemeinte Aktionen wie die Patenschaft der Stadt Neunkirchen für das Breitblättrige Knabenkraut, eine Orchideenart, seien quasi im Sande verlaufen. "Seit Beginn der Patenschaft ist das Knabenkraut von der Wiese in der Hiemes verschwunden, weil der Landwirt die Fläche öfter als ein Mal im Jahr mäht." Sauer hofft, dass die Stadt ein Auge darauf hat.

Negative Entwicklungen nur zu beklagen ist nicht das Ding des Naturschutzbundes Neunkirchen. Vor allem im 30. Jahr des Bestehens nicht. Am 27. Januar 1987 als Ortsgruppe des DBV (Deutscher Bund für Vogelschutz) gegründet, kann der Verein im Jahr seines runden Geburtstages immerhin rund 1450 Mitglieder vorweisen. Etliche Veranstaltungen (siehe Info) sind aus diesem Anlass geplant, könnten den ein oder anderen dazu animieren, sich selbst in den Naturschutz einzubringen. Denn helfende Hände werden dringend gebraucht, der Stamm an zupackenden Mitgliedern beschränkt sich auf rund ein Prozent!

Doch diese rund 15 Leute geben mächtig Gas. In aller Munde ist beispielsweise das Schneeleopardenprojekt im Neunkircher Zoo. Dank einer Webcam des Nabu konnte man im Mai 2016 live die Geburt der Zwillinge Luisa und Saga verfolgen. Das war kein Selbstzweck, denn als klassischer Naturschutzverband kümmert sich der Nabu neben Umweltbelangen in erster Linie um den Erhalt von Arten. Deshalb setzt man sich auch für den Schutz der bedrohten Schneeleoparden in Zentralasien ein.

Direkt vor unserer Haustür liegen die Streuobstwiesen, die ebenfalls bedroht sind. "Mit ihrer ganzen Vielfalt sind sie das Ökosystem schlechthin", schwärmt Stefan Sauer. Sie werden das Schwerpunktthema des Nabu Neunkirchen in diesem Jahr. In Wellesweiler habe man eine Wiese mit alten Beständen gepachtet und ein Dutzend Apfel- und Birnbäume neu gepflanzt. Von den alten Beständen wurde letztes Jahr erstmals Apfelsaft beim Obst- und Gartenbauverein Ziegelhütte in Ottweiler gepresst. Die 450 gewonnenen Liter schmeckten köstlich, schwärmten selbst diejenigen, die sonst nur Apfelsaft aus Konzentrat gewohnt sind. Am 30. September, beim zweiten Wellesweiler Streuobstwiesenfest Auf'm Berg, kann man sich von der Arbeit des Nabu ein Bild machen. Rund 2000 Euro hat dieser hier investiert.

Die rekultivierte Wiese wissen mittlerweile auch Hundebesitzer zu schätzen. Auf Schildern sollen sie darüber informiert werden, dass Hundekot eine gefährliche Infektionsquelle sein kann.

Jetzt im Frühling bietet die blühende Streuobstwiese in Wellesweiler ein herrliches Bild. Der Nabu Neunkirchen hofft, viele Kinder und Erwachsene für sein Projekt begeistern zu können. Stefan Sauer meint: "Naturschutz geht doch eigentlich jeden etwas an."

Zum Thema:

30 Jahre Nabu Neunkirchen feiert die Ortsgruppe das ganze Jahr über mit Veranstaltungen. Am 7. Mai wird im Zoo der Geburtstag der Schneeleoparden gefeiert. Am 14. Mai gibt es eine waldbotanische Wanderung mit Gernot Scheerer und am 20. Mai eine Nachtnatour im Kasbruch mit Ingo Piechotta. Am 18. Juni findet eine Begehung des Lik-Nord-Geländes (Betzenhölle) statt. Am 2. September ist die Festveranstaltung "30 Jahre Nabu Neunkirchen" im Neunkircher Zoo, wo am Tag darauf das Zoofest stattfindet. Am 30. September findet zum zweiten Mal das Streuobstwiesenfest in Wellesweiler Auf'm Berg statt. Am 22. Oktober ist der Tag der Schneeleoparden. Am 16./17. Dezember beteiligt sich der Nabu am Weihnachtsmarkt Wellesweiler. Außerdem werden gemeinsam Fledermäuse auf dem Gebiet der Streuobstwiese beobachtet.

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