Das Ziel lautet Teilhabe

Neunkirchen · Mit acht Fachstellen und vielen Projekten stellt sich der Caritasverband Schaumberg-Blies der Aufgabe, Menschen mit unterschiedlichen psychischen Problemen zu helfen. Einen Einblick in die Arbeit gab es gestern.

 Im Postpark in Neunkirchen (Archivfoto) treffen sich täglich Menschen, die in ihrem Leben mit vielfältigen Problemen zu kämpfen haben. Foto: Thomas Seeber

Im Postpark in Neunkirchen (Archivfoto) treffen sich täglich Menschen, die in ihrem Leben mit vielfältigen Problemen zu kämpfen haben. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Die menschliche Psyche ist eine Wundertüte - voller Imaginationskraft, aber auch voller Abgründe. Einiges zu berichten über die dunkle Seite wissen die Mitarbeiter des Neunkircher Caritasverbandes. Das Beratungs- und Behandlungszentrum in der Hüttenbergstraße hat gestern seinen Jahresbericht für das vergangene Jahr vorgestellt. In den Mittelpunkt stellten die Fachstellen diesmal das ambulante betreute Wohnen für psychisch kranke Menschen.

Unter dem Dach des Caritasverbands firmieren "Die Brigg" und der "Psychosoziale Dienst" mit einer Reihe von Fachstellen, die sich um Jugendliche und Erwachsene mit einer Vielzahl von psychischen Problemen beschäftigen. Im vergangenen Jahr haben die Caritas-Dienste nach eigener Auswertung 1185 Menschen beraten und behandelt. Dabei gab es in der Summe 16 722 Gespräche und Sitzungen.

Fachdienst-Leiter Dr. Horst Arend: "Die Anzahl der betreuten Personen ist konstant geblieben." Im Vergleich zum Vorjahr seien es 2015 gerade mal ein Mensch weniger gewesen, der mit den Fachstellen in Kontakt stand. Mit der Volksdroge Alkohol, anderen Drogen und Süchten sowie verschiedenen seelischen Erkrankungen gilt es ein weites Feld zu beackern. Der Computer als Fluchtweg aus der Realität wird gerade bei jungen Menschen immer mehr zum Thema. Arend berichtete von einem 15-jährigen Jungen, der bis zu 18 Stunden am Tag vor dem PC verbracht hat, ehe seine überforderten Eltern das Medium einkassierten. Da es noch keine ambulante Beratung gebe, zeichne sich in diesem Suchtbereich eine "Versorgungslücke" ab. Die sehen die Fachleute auch am anderen Ende der Lebensskala. "Sucht im Alter" soll nach Arends Worten ein Thema für die Dienste des Verbands werden.

Beim betreuten Wohnen hatten die Mitarbeiter im vergangenen Jahr 54 Klienten vom gerade Volljährigen bis zum Senioren. Es handelt sich dabei um Menschen, die in einer schwierigen Phase stecken und bei denen eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung wie Borderline vorliegt. Sozialpädagoge Jörg Westrich berichtete von einer jungen Frau, die er über zweieinhalb Jahre begleitete. Die Geschichte blieb ohne Happy End. Beeindruckt hatte ihn die Arbeit mit der damals 18-Jährigen dennoch. Sie hatte schon die Kinder- und Jugendpsychiatrie und eine stationären Jugendwohngruppe erlebt. Über die Jugendhilfe kam die Fachstelle Betreutes Wohnen ins Spiel. Es gelang, ihr trotz massiver Probleme eine eigene Wohnung zu besorgen und sie in Ausbildung zu bringen. Dabei zeigten sich auch Fähigkeiten und Neigungen. Über einen gewissen Zeitraum entwickelte sich ihr Leben positiv. Unter dem Einfluss eines neuen Freundes brach die junge Frau die Maßnahme aber ab. Nach Auskunft ihrer Mutter war sie später obdachlos.

Unterm Strich war in dieser Geschichte das Ziel der Arbeit zumindest vorübergehend realisiert: Menschen mit massiven Schwierigkeiten ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Westrich und sein Kollege Thomas Heib erinnerten daran, dass sich ihre Arbeit letztlich an der UN-Behindertenrechtskonvention orientiert. Sie fordert, dass kein Mensch aufgrund seiner Behinderung vom Leben in und mit der Gemeinschaft ausgeschlossen werden darf.

Caritas-Direktor Michael Schütz hatte zu Beginn des Pressegesprächs noch einen Punkt in eigener Sache angesprochen. Fachdienstleiter Horst Arend geht zum Jahresende in den Ruhestand. Es sei die letzte gemeinsame Vorstellung des Jahresberichtes. Schütz erläuterte, dass es heute die bestehende Struktur der Fachdienste mit 30 Kollegen gebe, sei insbesondere auf die Teamleitung Arends zurückzuführen. Der gab das Kompliment an sein Team weiter: "Die Projekte sind nur so gut, wie die Mitarbeiter, die darin arbeiten." Ihm sei viel Innovationsfreude begegnet.

caritas-nk.de

die-brigg.de

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