„Zur Linde“ ist Geschichte

Illingen · Karola und Hans-Werner Hübgen genießen im neuen Jahr den wohlverdienten Ruhestand: Am Freitag wurde im Illinger Restaurant „Zur Linde“ die letzte Schicht gefeiert. Drei Gastronomie-Generationen sind vorbei.

 Hans-Werner, Andreas, Karola und Michèle Hübgen bei der letzten Schicht im Illinger Traditionslokal „Zur Linde“. Foto: Maria Boewen-Dörr

Hans-Werner, Andreas, Karola und Michèle Hübgen bei der letzten Schicht im Illinger Traditionslokal „Zur Linde“. Foto: Maria Boewen-Dörr

Foto: Maria Boewen-Dörr

Illingen hat ein Stammlokal weniger. Am Freitag wurde im Restaurant "Zur Linde" die letzte Schicht gefeiert. Karola und Hans-Werner Hübgen, die das Lokal als Familienbetrieb in der dritten Generation geführt haben, genießen im neuen Jahr den wohl verdienten Ruhestand .

1901 wurde das Anwesen in der heutigen Hauptstraße 90 als Wohnhaus errichtet, in dem Wilhelm Peter eine Gastwirtschaft betrieb. Nach dessen Tod führte seine Witwe die Gaststätte vorerst weiter. 1907 stellte ihr Sohn Richard ein Konzessionsgesuch. 1909 erhielt er die Konzession. Wegen mangelnder Möglichkeit zur Sperrstundenkontrolle wurde ihm allerdings die Schankerlaubnis entzogen. Danach verpachtete er die Gaststätte. 1925 betrieb der Papierwarenhändler Josef Geuer für kurze Zeit eine Buchhandlung sowie die Geschäftsstelle des "Illinger Volksfreundes" in den Räumlichkeiten. 1926 pachtete Adam Lambert aus Burbach die Gaststätte, 1927 Albert Mangerich aus Obermenning bei Konz, 1928 Matthias Leidinger aus Bettingen. 1933 wurde der Ehefrau von Konrad Weyrich und deren Sohn Theodor die Konzession erteilt, allerdings mit der Auflage, das Pissoir zu erneuern.

Als der Sohn der Hausbesitzer Richard Peter verstarb, wurde das Anwesen im Rahmen der Erbauseinandersetzung seiner Schwester Anna Margaretha zugesprochen, die mit dem Kaufmann Jakob Otto Thiery verheiratet war. Aus dieser Ehe entstammte Ludwig Thiery, der das Gasthaus übernahm. Von seinen Töchtern erbte Meta Thiery die Gastwirtschaft. Sie starb jedoch schon kurz nach ihrem Vater. Ihr Ehemann Werner Hübgen und ihre Kinder hielten einige Jahre die Familientradition aufrecht, bis Sohn Hans-Werner und Ehefrau Karola die Gaststätte 1988 übernahmen.

Getreu dem saarländischen Motto: "Esse und Trinke sinn die drei scheenschde Sache wos gebbd", verwöhnten sie ihre Gäste in dem gemütlichen Lokal. Die Räumlichkeiten waren auch ein beliebter Treff für mehr als 25 Vereine. Politische Parteien aller Couleur kehrten nach den Gemeinderatsitzungen gerne beim "Thiery" ein. "Jeden Sonntag, trafen sich Peter, Manfred, Rolf und Co. zur Skatrunde. Unvergessen auch die Jahrgangsstammtische und der Schullehrerstammtisch am ersten Mittwoch im Monat", fasst Hans-Werner Hübgen zusammen, der etwas wehmütig den letzten Arbeitstag ausklingen ließ. Das Gebäude wurde verkauft; die Einrichtung (Geschirr, Besteck, Gläser, Deko, Gastrobedarf) wird ab Montag, 16. Januar, täglich von 15 Uhr bis 17 Uhr abverkauft. Individuelle Terminvereinbarung ist unter Telefon (0 68 25) 26 94 möglich.

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