Kinder retten Klima

Wadern · Schüler des Hochwaldgymnasiums nehmen an der Aktion „Plant for the Planet“ teil. Sie pflanzten zwölf kleine Bäume.

 Saarforst-Experte Tino Hans hilft den Schülerinnen Carina, Leonie Vogel und Laura (von links) vom Waderner Hochwaldgymnasium beim Pflanzen eines Baumes im Rahmen der Aktion „Plant for the planet“. Foto: Drokur

Saarforst-Experte Tino Hans hilft den Schülerinnen Carina, Leonie Vogel und Laura (von links) vom Waderner Hochwaldgymnasium beim Pflanzen eines Baumes im Rahmen der Aktion „Plant for the planet“. Foto: Drokur

Foto: Drokur

Nach dem Mittagessen schlüpfen die 32 Kinder im Alter von sieben bis 14 Jahren in ihre Gummistiefeln und machen sich auf den Weg zur großen Wiese vor dem Waldstück auf dem Gelände des Hochwaldgymnasiums. An diesem sonnigen Samstag haben sie ihre Freizeit geopfert, das Fußballspiel ausfallen lassen, den Besuch bei Oma und Opa verschoben und sind zur "Plant for the Planet"-Akademie nach Wadern gekommen. Vor einigen Wochen nahm Lehrerin Jennifer Kadau mit ihrer Klasse am Umweltwettbewerb "Your planet. You plan it." des Goethe-Instituts teil. Die Akademie ist Teil dieses Projektes.

Es sind warme 17 Grad, die Sonne hat die lange Regenstrecke abgelöst. Am Wiesenrand wartet bereits Saarforst-Mitarbeiter Tino Hans auf die bunt gemischte Rasselbande in ihren weißen T-Shirts mit dem grünen Baum-Logo der Organisation. Vor ihm liegen zwölf kleine Bäumchen, die die Baumschule Kappel gespendet hat. "Woran erkennt man denn, was das für Bäume sind?", fragt der Mann mit der khakifarbenen Outdoor-Kleidung. Die Kinder überlegen nicht lange und sagen "an der Rinde". Auch die Form der Äste ist eine richtige Antwort.

Über das letzte Merkmal müssen sie eine Weile nachdenken, dann fällt es ihnen aber ein: "an den Knospen". Zwei Vogelkirschen, zwei Bergahorn-Bäume, ein Spitzahorn, eine Winterlinde, ein Walnussbaum und zwei Roteichen identifizieren die Naturforscher. Ein Baum sticht besonders ins Auge, weil er größer ist als die anderen. "Eine Esche ist das", informiert Forstingenieur Hans die neugierigen Kinder. Da muss dann auch einer der älteren Schüler beim Tragen anpacken. Alle Baumarten sind in der Gegend heimisch,fügt Hans noch hinzu. Am Morgen haben die beiden "Plant for the Planet"-Moderatorinnen Eva Maschino und Mia Barbus einen Vortrag zur Klimakrise gehalten. Um schmelzende Gletscher, den Treibhauseffekt und was man dagegen tun kann, ging es dabei, verrät Kadau. Anschließend gab es für die Kinder ein Rhetorik-Training, denn sie sollen zukünftig selbst in der Lage sein, einen solchen Vortrag zu halten, um weitere Mitstreiter zu mobilisieren. "Auf einem Plakat haben wir unsere Ideen darüber gesammelt, wie man einen guten Vortrag hält", sagt Leonie Vogel, die seit der ersten Stunde an dem Projekt von Lehrerin Kadau beteiligt ist. "Frei und deutlich sprechen, nirgendwo anlehnen", haben sie festgehalten, erzählt die Achtklässlerin. Außerdem helfe es, sich einen Punkt im Publikum zu suchen, auf den man gucken kann, hat die Schülerin beim Rhetorik-Training gelernt. Bei der Baumpflanzaktion hat sie sichtlich Spaß. Als eine der älteren Schülerinnen wurden ihr zwei der jüngsten Teilnehmerinnen zugeteilt. Carina, Laura und Emily haben sich aber nicht helfen lassen, "die wollten alles selbst machen", lacht Leonie. Ob die Akademie so ist, wie sie sich die Aktion während der Projektphase vorgestellt hat? "Ja!" strahlt sie.

Mutter Jutta Los ist zusammen mit ihrer Tochter Elena und einer ihrer Freundinnen extra aus Mainz nach Wadern gekommen. Eine Sendung auf dem Kindersender Kika habe die Neunjährige für den Klimaschutz sensibilisiert. Für ein Referat sei sie dann auf das Buch "Baum für Baum - Jetzt retten wir Kinder die Welt" aufmerksam geworden, ein Buch von Felix Finkbeiner, der die Organisation "Plant for the Planet" als damals Neunjähriger ins Leben gerufen hat. Auch er musste damals ein Referat für die Schule halten und ist bei der Recherche auf die Kenianerin Wangari Maathai gestoßen, die in den von ihr gegründeten Baumschulen, in 30 Jahren 30 Millionen Bäume gepflanzt haben soll. Davon inspiriert setzt er sich bis heute für den Klimaschutz ein. Seine Idee: Kinder lernen von Kindern.

Auf der Wiese ist derweil reges Treiben. Einige versuchen Wasser aus den vorbereiten Löchern, in denen sie ihre Bäume anpflanzen sollen, zu schaufeln. Andere sind schon damit beschäftigt, die dünnen Wurzeln der Sprösslinge mit Erde zu bedecken. Einige haben aber auch schon beschlossen, genug gearbeitet zu haben, liegen im Gras und genießen die warmen Sonnenstrahlen.

Jana Schwarz und Laetitia Sauer sind Schülerinnen von Jennifer Kadau am Hochwaldgymnasium, Lara-Marie besucht eine Waldorfschule. Gemeinsam pflanzen sie eine Winterlinde ein. Besonders erstaunt waren sie über den hohen Kohlenstoffdioxid Ausstoß, den vor allem die reichen Länder haben, meint Lara-Marie zu dem was sie bereits gelernt haben. Besonders gut gefallen hat ihr, dass sie als Kinder sagen können, was sie wollen. Das sei auch eines der Ziele des Programms, sagt Moderatorin Eva "Die Kinder sollen sich einmischen in die Vorträge der Erwachsenen. Es geht nicht nur darum, Bäume zu pflanzen, sondern ein Netzwerk zu schaffen."

Am Ende des Tages erhalten alle Kinder eine Urkunde, die sie zu Klimabotschaftern ernennt.

Damit sollen sie selbst in der Lage sein, Vorträge für "Plant for the Planet" zu halten und die Botschaft weiter zu tragen und sich für die Umwelt stark zu machen. Lara-Marie und ihre beiden Mitstreiterinnen können sich genau das für die Zukunft jedenfalls gut vorstellen.

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