„Wir haben als Gruppe schon gewonnen“

Merzig · 12er-Kunstkurs des Merziger Gymnasiums am Stefansberg ist unter den Finalisten für den Evonik-Jugend Kunstpreis.

Die Spannung steigt. Am heutigen Dienstag entscheidet eine siebenköpfige Jury im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst in Duisburg, wer das begehrte Preisgeld des Evonik-Jugend Kunstpreises 2016 mit nach Hause nimmt. 5000 Euro stehen den Gewinnern zu. 2000 Euro und 1000 Euro gibt es für die Plätze zwei und drei. Unter den 20 Finalisten ist auch ein 12er-Kunstkurs des Gymnasiums am Stefansberg.

Über 400 Schulen hatten sich im vergangenen Jahr beworben, 20 wurden per Losverfahren ausgesucht. "Wir hatten Glück", sagt Lehrerin und Projekt-Leiterin Julia Baur. "Erster Teil des Projektes war ein kostenloser Besuch im Museum." Die Aufgabe: Unter den deutschen Künstlern, die das MKM ausstellt, sollten die Schüler Inspiration für ein eigenes Werk finden. Der Kurs entschied sich für Anselm Kiefers "Die goldene Bulle". "Das Gemälde spielt auf die Aufteilung zwischen Spanien und Portugal an", erläutert Baur: "Wir haben uns überlegt, welche historischen und aktuellen Ereignisse die Welt gespalten haben. Den Schülern sind die Berliner Mauer, die New Yorker Zwillingstürme und die Pariser Anschläge eingefallen." Acht Wochen Zeit sah der Wettbewerb für die Umsetzung vor. "Die haben wir auch gebraucht. Die Fertigstellung war mit vielen Überstunden verbunden", erinnert sich Baur. "Wir haben experimentell gearbeitet und viel mit unterschiedlichen Materialien wie Sand oder Holz herumprobiert. Ich wusste selbst vorher nicht, ob das alles funktioniert. Es war ein richtiger künstlerischer Schaffensprozess. Eben Kunstunterricht, wie er sein sollte", meint die Lehrerin. Im Keller der Schule sind letztendlich drei große Bilder entstanden, alle um die 1,50 Meter hoch. "Für so ein Projekt braucht man schon die richtige Gruppe. Jeder hatte seine Aufgabe. Es gab die Denker, die Handwerker, die Organisatoren und so weiter. Sonst hätte das nicht funktioniert", sagt Baur. Nach ihren Worten habe das Projekt die Gruppe zusammengeschweißt. "Die meisten machen jetzt bald ihr Abitur. Ich glaube, das Projekt war ein guter Abschluss für sie."

Die Werke aller Teilnehmer sind derzeit im großen Hauptraum des Museums installiert und dort bis Sonntag, 19. Februar zu sehen sein. Zur Jury gehören neben Künstlern wie Abraham David Christian und Anthony Cragg auch Museumsdirektor Walter Smerling. Sie entscheiden erst am Tag der Vernissage, an wen sie die ersten drei Plätze vergeben.

Das lässt sich die Gruppe aus Merzig natürlich nicht entgehen. Auf Einladung von Evonik wird Julia Baur zusammen mit ihren Schülern zur Preisverleihung nach Duisburg reisen. "Das ist voll spannend. Wir sehen ja dann auch zum ersten Mal die Konkurrenz", sagt sie. Ob sich der Kurs Chancen auf den Sieg ausmalt? "Wir haben als Gruppe schon gewonnen", betont Baur: "Unsere Werke werden in so einem großen Museum ausgestellt, die ganze Öffentlichkeitsarbeit drum herum zu erleben und so weiter. Das ist schon etwas anderes und ganz besonderes."

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