Wenn das Wetter verrrückt spielt

Merzig · „Gau un Griis“, die Vereinigung zur Erhaltung und zur Förderung der moselfränkischen Mundart, unseres „Platts“, hat die Ausgabe 30/2016 ihrer Literaturzeitschrift „Paraple“ vorgelegt. Das Besondere dieser anspruchsvollen Publikation ist die dreisprachige Gestaltung: Französisch, Deutsch und Platt. Damit hat sie im deutsch-französischen Grenzraum eine außergewöhnliche kulturelle Bedeutung.

Die jetzt vorliegende Ausgabe von "Gau un Griis" behandelt als Hauptthema "Il n'y a plus de saisons", "Das Wetter spielt verrückt" und "Et Wedder spillt verréckt". Die 23 Autoren befassen sich hierbei mit einem Thema, das im vergangenen Winter wieder außergewöhnliche Kapriolen geschlagen hat. Ein Teil der Mitarbeiter kommt aus den Landkreisen Saarlouis und Merzig-Wadern. Verantwortlicher Redaktionsleiter ist Gérard Carau aus Beckingen. Zum Redaktionsteam gehören unter anderen Jean-Louis Kieffer aus Filstroff und Harald Ley aus Saarlouis-Picard.
Natur in vielen Facetten

Von Dieter Stoll, der mit der Autorin Gisela Bell (Überherrn) ein sympathisches symbiotisches Künstler(ehe)paar bildet, stammen eine Reihe von farbenfrohen und lebensbejahenden, zugleich aber auch skeptisch-kritischen Bildern, die sich sehr gut in "Paraple" einfügen. Es geht bei den Bildern um die in Unordnung geratene, vielfach bedrohte Natur, die aber deswegen ihre Farben- und Lebensfreude, so die Würdigung des vielseitigen Künstlers, nicht verloren habe.

Passend zu den malerischen Gewitterstimmungen von Dieter Stoll spricht Gisela Bell in "Dunnawedda" davon, dass die "Menschhäd verriggd spield, un's Wedder änfach mid spield". Anne Bies aus Gerlfangen (Rehlingen-Siersburg) klagt "Dat Weada micht ma ze schaffen". Marlies Böhm (Dillingen) kommt in "Doodendanz" auf den Punkt: "Déif ém großen Meer kotzen de Fésch Plastiktuuten ón gehen draan kabutt". Hans-Peter Spelz (Beckingen) befasst sich mit dem Monat November, dem "Näwwelmonat", als "E Monat, dää kaum aener maan". Josef Hoffmann aus Mettlach-Tünsdorf spricht vom "Aawerglääwen", weil er am 13. Januar "metten en der Nööt - et wor hart gefruar, gebu.ar eß".
Fernsehgärtner ist auch dabei

Von der "Frühlings-Verwirrung" der "alt Fraa" sagt Gangolf Peitz (Bous), weil die "nix meeh vunn de Jahreszeide wääß". Harald Ley (Saarlouis-Picard) hat "Wedderwarts Wénterträäm" aufgezeichnet und sie für die der Mundart Unkundigen ins Hochdeutsche übersetzt. Harro Wilhelm (früher Gisingen, heute Saarbrücken) muss es als saarländischer Fernsehgärtner wissen: "Et Wedder spillt nit varrickt, de Menschhät spillt varrickt".

Stanislaus Klemm vom Verein für kulturelle und geschichtliche Arbeit im Bisttal e.V. stellt die "Saarländische Sandsteinrose" als Kalk-Sand-Konkretion vor.

Einen außerordentlichen Beitrag liefert Manfred Kontz mit dem "Appel" aus der "Äppelkischd", dem Merziger "Särkof". Da geht es nicht nur um das gesunde Obst, sondern auch um die literarische Verarbeitung in unserem Grenzraum.

"Paraple" kann bei "Gau un Griis" in Bouzonville, bei den Buchhandlungen Pieper und Bock & Seip und bei Schreibwaren Theobald in Siersburg für acht Euro erworben werden.

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