Flucht von Eritrea nach Besseringen

Merzig · Die Flüchtlingswelle aus Ost-Afrika erreicht den Kreis. Schon seit einigen Wochen sind Afrikaner aus Eritrea in Weiskirchen und Beckingen untergebracht. Nächste Woche kommen 24 junge Eritreer nach Besseringen.

 24 Flüchtlinge finden im „Haus Sonnenwald“ eine Bleibe. Foto: VdK

24 Flüchtlinge finden im „Haus Sonnenwald“ eine Bleibe. Foto: VdK

Foto: VdK

Vom ostafrikanischen Eritrea bis nach Besseringen im Saarland ist es ein weiter Fluchtweg: Rund 8000 Kilometer haben 24 Jugendliche zurückgelegt, die vor Bürgerkrieg in ihrer Heimat geflohen sind (die SZ berichtete). Am Montag ziehen sie ins ehemalige Erholungsheim "Haus Sonnenwald" des Sozialverbandes VdK Deutschland.

"Eigentlich nimmt die Clearingstelle in Völklingen unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge auf", erklärt Lars Weber vom Regionalverband Saarbrücken. "Doch sie war überfüllt. Also wurden die Jugendlichen vom Regionalverband, der als ihr amtlicher Vormund fungiert, für einige Tage in der Turnhalle Köllerbach untergebracht." Als neue Unterkunft mietete das Diakonische Werk Saar, einer der Träger der Clearingstelle, das "Haus Sonnenwald" an - als Dependance des Clearinghauses, wie Helmut Paulus vom Diakonischen Werk Saar erläutert. Die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (UMF) bekommen dort Unterkunft, Kleidung und psychologische Betreuung. "Außerdem führen Mitarbeiter des UMF-Mobil dort das so genannte Clearing-Verfahren durch", erklärt Paulus. "In der Regel dauert es drei bis sechs Monate, bis auf diese Art alle asyl- und aufenthaltsrechtlichen Fragen geklärt sind." Dürfen die jungen Afrikaner danach weiter im Saarland bleiben, werden sie von Jugendamt, Regionalverband und freien Trägern wie das Diakonische Werk Saar in Wohngruppen untergebracht. Paulus sagt: "Am Montag können sie ihre Zimmer beziehen. Aber wir müssen noch Sprachkurse und andere Angebote vor Ort organisieren." Wie zum Beispiel Sportvereine, über die die Jugendlichen sich leichter in die Gemeinde integrieren könnten.

Die 24 Jugendlichen sind nicht die einzigen jungen Flüchtlinge im Kreis Merzig-Wadern: In der Jugendherberge Weiskirchen leben seit mehreren Wochen acht Minderjährige, ebenfalls aus Eritrea, die zwischenzeitlich im Ökodorf Losheim untergebracht wurden. Betreut werden sie vom Sozialwerk Saar-Mosel. Der Merziger Bürgermeister Marcus Hoffeld besucht am Samstag, 31. Mai, um 9.30 Uhr etwa 100 Flüchtlinge in ihrer Unterkunft, dem Pfarrgarten St. Peter. Auf ihrem Freiheitsmarsch vom baden-württembergischen Kehl über Straßburg nach Saarbrücken wollen sie am Sonntag über Perl weiterziehen nach Schengen. Dort finde am Sonntag ab 11 Uhr ein Aktionstag mit Kundgebungen und kreativen Veranstaltungen statt, sagt Roland Röder vom Saarländischen Flüchtlingsrat.

Der Marsch startete am 18. Mai und endet anlässlich des EU-Gipfels am 26. und 27. Juni in Brüssel mit einer Aktionswoche gegen die europäische Migrations- und Asylpolitik. Laut Pressemitteilung marschieren die Protestierenden für Bewegungsfreiheit und Bleiberecht für alle und sind gegen Verhaftungen und Abschiebungen von Geflüchteten und Migranten. In der Gemeinde Beckingen leben bereits seit vier Wochen Flüchtlinge aus Eritrea. Dies bestätigte Bürgermeister Erhard Seger (CDU) auf Anfrage der SZ. Die Flüchtlinge seien in einer Privatwohnung in Beckingen sowie in einer gemeindeeigenen Wohnung in Reimsbach untergebracht. Die Gemeinde habe bei der Vermittlung unterstützend zur Seite gestanden.

Aus Segers Sicht ist es besser, die Menschen in kleineren Gruppen über die Kommune verteilt einzuquartieren als an einer zentralen Stätte. In dem Falle bestehe das Risiko, das eine Art Ghetto entstehe. "Das ist für die Menschen vor Ort besser und auch für die Flüchtlinge selbst, die sich so womöglich besser in der dörflichen Gemeinschaft zurechtfinden", sagte Seger und erläuterte, die Menschen aus Ostafrika würden nach bestimmtem Schlüssel auf die Kreise verteilt, weil die Aufnahmekapazitäten in der Landesaufnahmestelle in Lebach erschöpft seien. Er betonte, Beckingen werde sich bei der Aufnahme von Flüchtlingen nicht der Verantwortung entziehen: "Wichtig ist, dass die Leute unterkommen."

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