Neubau ersetzt Autobahnbrücke

St. Ingbert. Jede Menge Details zur „Ersatzneubauplanung“ für die Grumbachtalbrücke hat Carsten Chassard vom Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) bei einer Bürgerversammlung in Sengscheid präsentiert, zu der Ortsvorsteher Ulli Meyer eingeladen hatte. SZ-Redakteur Manfred Schetting fasst die zentralen Fakten zur Zukunft der Brücke im Verlauf der A6 zusammen, die der LfS-Fachbereichsleiter Brückenbau aufzeigte.

 Auf eine lange Baustellen-Zeit an der Grumbachtalbrücke müssen sich auch diese Hochlandrinder einrichten. Foto: Jörg Jacobi

Auf eine lange Baustellen-Zeit an der Grumbachtalbrücke müssen sich auch diese Hochlandrinder einrichten. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Warum hat der LfS die früheren Pläne zur Sanierung der Grumbachtalbrücke verworfen?

Vor anderthalb Jahren hatte Carsten Chassard bei einer Bürgerversammlung noch erläutert, wie die Grumbachtalbrücke durch eine Verstärkung der bestehenden Brückenträger saniert werden sollte. Im März dieses Jahres wurden die Stahlträger aber nochmals ganz genau unter die Lupe genommen. Chassard: "Es wurden kleinste Risse in den Stahlträgern entdeckt." Weitere Prüfungen der Stahlproben durch Experten zeigten bis zum Abschlussbericht im November: Die Stahlträger sind nicht sanierbar. Einzig positive Nachricht laut dem Brückenbau-Spezialisten: "Die Risse sind nicht so akut, dass sie die Standsicherheit der Grumbachtalbrücke bereits gefährden und deren Sperrung erforderten." Als Möglichkeit, den Brückenabschnitt zukunftsfähig zu erhalten, bleibt nur eine Variante. Direkt neben der jetzigen Trasse wird eine neue Brücke gebaut. Diese wird dann per Einschub das bestehende Bauwerk ersetzen.

Wo soll die provisorische Brücke entstehen? Wie wird der Baustellenbetrieb geregelt?

Noch steht nicht fest, auf welcher Seite der Autobahntrasse die Ersatzbrücke gebaut wird. Möglich sind sowohl ein Bau auf der Seite zu Sengscheid als auch auf der Seite zum Stiefel hin. Auf beiden Seiten wären Eingriffe in die Natur erforderlich. Der LfS favorisiert aber die "Rentrischer Seite", weil im eigentlichen Grumbachtal auch ein FFH-Gebiet berührt wird. Die Abkürzung FFH steht für Fauna, Flora, Habitat und bezeichnet eine spezielle Kategorie von Natur- und Landschaftsschutzgebiet. Ob die provisorische Brücke aber tatsächlich auf der Sengscheid abgewandten Seite entsteht, soll im kommenden Frühjahr festgelegt werden. Klar ist hingegen schon jetzt, wie einmal die Brückenbaustelle angefahren wird. Hierzu wird der ehemalige Autobahn-Rastplatz Sengscheid als Baustellen-Abfahrt genutzt. Von dort können die Baufahrzeuge über eine Wiese und einen Feldweg die Baustelle erreichen, ohne Sengscheid durchqueren zu müssen.

Wie soll die Ersatzbrücke gebaut und eingeschoben werden?

In einer ersten Bauphase entsteht das Provisorium neben der jetzigen Trasse als komplette Brücke mit Pfeilern, Lagern und einem Überbau. In einer zweiten Bauphase wird die Fahrbahnplatte des Provisoriums genutzt, um den Verkehr der A6 mit je zwei Fahrtrichtungsbahnen aufzunehmen. Parallel beginnt der Abbruch der jetzigen Fahrtrichtungsbahnen nach Saarbrücken.

In einem dritten Arbeitsschritt soll schließlich das jetzige Brückenbauwerk komplett abgerissen und an ihrer Stelle in der bestehenden Trasse das neue Brückenbauwerk eingeschoben werden.

Mit welcher Bauzeit müssen die Bürger rechnen? Was kostet eine Ersatzbrücke?

Derzeit betreibt ein Ingenieurbüro die Bauwerkplanung. Das dauert etwa ein Jahr. Zugleich erfolgt die Abstimmung mit dem Naturschutz. Ab 2015 läuft die Bauvorbereitung. Ab dann werden auch die Entwässerungsprobleme durch die Straßenplanung gelöst sowie Forst und Anlieger einbezogen. Letzteres wird konkret, wenn feststeht, auf welcher Autobahnseite das Einschub-Bauwerk errichtet wird. 2015 wird auch die europaweite Ausschreibung der Bauarbeiten erfolgen, was etwa sechs Monate beansprucht. Die Komplettbaumaßnahme würde von Frühjahr 2015 bis Ende 2019 laufen. Die Baukosten für die neue Grumbachtalbrücke schätzt der LfS auf über 40 Millionen Euro. Bau- und damit Kostenträger ist der Bund.

Welche Risiken bestehen, die das Vorhaben gefährden könnten?

Alle Pläne (zeitlich und finanziell) bleiben nur bestehen, wenn kein aufwendiges Planfeststellungsverfahren nötig wird. Der LfS ist allerdings zuversichtlich, dass das saarländische Wirtschaftsministerium seinem Argument folgt: Der Brückenersatz ändere nichts an der bestehenden Autobahntrasse, eine Planfeststellung sei daher verzichtbar. Weitere Risiken bergen die erforderlichen Einigungen mit den Betroffenen und den zuständigen Behörden sowie über Eingriffe in Natur und Landschaft.

Zum Thema:

HintergrundDie Grumbachtalbrücke wurde ab 1961 erbaut. Das Bauwerk auf fünf Stahlträgern ist 218 Meter lang und 28 Meter hoch und wird täglich von über 40 000 Fahrzeugen befahren. Als die Grumbachtalbrücke in den frühen 1960er-Jahren gemeinsam mit der Bischmisheimer Brücke und der Fechinger Talbrücke entstanden ist, galt das Teilstück der A6 zwischen St. Ingbert-West und Saarbrücken mit Kosten von 70 Millionen Mark (rund 35,8 Millionen Euro) als eines der damals teuersten in Deutschland. schet

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