Als New York in Flammen stand

Der 42. Teil der Serie blickt auf die Ereignisse ab der Jahrtausendwende und deren Auswirkungen im Landkreis.

 Die Bilder vom Anschlag auf das World Trade Center in New York haben sich tief eingeprägt: Das Bild entstand, als das zweite Flugzeug den auf diesem Bild hinteren linken Turm traf. Kurz zuvor hatte das erste Flugzeug den vorderen, rechten Turm gerammt. Foto: Geoff Green /Landov/dpa

Die Bilder vom Anschlag auf das World Trade Center in New York haben sich tief eingeprägt: Das Bild entstand, als das zweite Flugzeug den auf diesem Bild hinteren linken Turm traf. Kurz zuvor hatte das erste Flugzeug den vorderen, rechten Turm gerammt. Foto: Geoff Green /Landov/dpa

Foto: Geoff Green /Landov/dpa

Obwohl um die Jahreswende 2000 sicherlich viele Menschen durchaus mit großen Hoffnungen der Zukunft entgegenblickten, gab es gleichzeitig aber auch eine Vielzahl warnender Stimmen vor möglichen, damals von vielen als sehr abstrakt empfundenen Gefahren. So konnte man durchaus den Eindruck gewinnen, als ob eine große Zahl von Menschen mit Ängsten in die Zukunft blicken würde. Es machten schon damals Schlagworte, wie Globalisierung, zunehmende Technisierung und Rationalisierung, die Runde, die den Menschen ein gewisses Unbehagen bereiteten. Damit einher gingen Befürchtungen hinsichtlich drohender Arbeitsplatzverluste, Jugendarbeitslosigkeit, der Gefahren von Bio- und Gentechnik, um nur einige Beispiele zu nennen.

Ängste, die damals bei vielen Menschen in irgendeiner Form vielleicht bestanden haben, fanden dann gleich zu Beginn des neuen Jahrtausends auch eine gewisse konkrete Bestätigung. Niemand wird die apokalyptischen Bilder wohl jemals vergessen können, die urplötzlich weltweit von den Fernsehsendern am 11. September 2001 übertragen wurden. Fassungslos saßen die Menschen nicht nur hier in der Merziger Region, sondern überall auf der Welt vor den Bildschirmen. Eine riesige Boeing 767 bohrte sich wie ein Projektil in den nördlichen 411 Meter hohen Tower des World-Trade-Center in New York und explodierte. 18 Minuten später schlug dann eine weitere Boeing 767 in den südlichen Tower des WTC ein.

Damit war der Morgen des Schreckens noch nicht vorbei: Etwas später stürzte ein weiteres entführtes Flugzeug in das Zentrum der amerikanischen Verteidigung, das Pentagon in Washington. Ein viertes entführtes Flugzeug stürzte bei Pittsburgh ab; das vermutliche Ziel war das Weiße Haus. Die Täter wussten genau, was sie taten, absolut perfekt, professionell und mediengerecht umgesetzt. Die Symbole, die sie zerstörten, waren präzise ausgewählt: Das Weiße Haus und das Pentagon als Symbole der Macht, das World-Trade-Center als Symbol des Kapitals und der Wirtschaft. Fast 3000 Menschen, darunter 30 Deutsche, starben an diesem Tag und wurden Opfer des bisher perfidesten Terroranschlags, den islamistische Terroristen ausgelöst haben.

Die Anschläge auf das New Yorker World-Trade-Center kosteten vor den Augen der Weltöffentlichkeit nicht allein 3000 Menschen das Leben. Die einstürzenden Türme brachten auch westliches Selbstvertrauen ins Wanken und zerstörten vor allem die Hoffnungen auf Frieden, Freiheit und Wohlstand, die rund um den Globus nach der Beendigung des Kalten Krieges gewachsen waren. In einer bisher nicht gekannten Vermengung von archaischen und modernen Elementen, von unheilvoller Dynamik und falsch interpretierter Tradition, führte der islamistische Terror in eine neue Phase der internationalen Politik und schürte bald die Furcht vor religiös begründeten Anschlägen rund um die Welt.

Amerika und der Westen reagierten darauf in vielfacher Hinsicht. Man denke nur an den Einmarsch der Amerikaner und ihrer Verbündeten in den Irak oder an Afghanistan, wo schließlich auch deutsche Soldaten, darunter auch zahlreiche in Merzig stationierte, sich mit engagieren und 55 auch ihr Leben lassen mussten. Überhaupt sind der Nahe Osten aber auch Teile Afrikas seither in großem Aufruhr. Terrororganisationen, wie Al-Qaida oder ISIS, träumen von der Errichtung von Gottesstaaten und versuchen, ihre Ziele zu verwirklichen. Sie kämpfen auch in Syrien, wo seit einigen Jahren ein schrecklicher Bürgerkrieg tobt, der Millionen Menschen zur Flucht gezwungen hat.

Vieles hat sich seitdem auch bei uns hier geändert und zeigt Auswirkungen bis auf den heutigen Tag. Die Angst vor islamistischen Terroranschlägen ist nicht erst seit den verheerenden Attentaten von Paris und Brüssel gewachsen. Daneben haben die Fluchtbewegungen aus dem Nahen Osten und aus Afrika in besonderem Maße Deutschland zum Ziel gehabt und Millionen von Flüchtlingen, aber ebenso Menschen, die sich einfach nur ein besseres Leben erhoffen, ins Land strömen lassen. Auch der Landkreis Merzig-Wadern hat seit 2014 mehr als 2000 Flüchtlinge aufnehmen und unterbringen müssen.

Neben kriegerischen Auseinandersetzungen könnte bald noch ein weiterer dramatischer Grund diese Fluchtbewegungen vorantreiben. Einer Studie von US-Forschern zufolge dürfte sich das Klima gerade in der Äquatorregion der Erde so sehr wandeln, dass die Bevölkerung dort ihre Lebensgrundlagen verliert. Weitere riesige Flüchtlingsströme wären die Folge.

Doch zurück an den Beginn der Jahrtausendwende: Am 1. Januar 2002 wurde der Euro in Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, der Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien als Bargeld eingeführt. Vor allem den Menschen hier bei uns im Dreiländereck brachte die Einführung der einheitlichen neuen Währung natürlich gewisse Vorteile, da man ab diesem Zeitpunkt in den grenznahen Orten einkaufen oder tanken konnte, ohne zuvor sein Geld in die jeweils andere Währung umtauschen zu müssen.

Im Jahr 2002 fand an einem heißen Julitag das wohl größte Sportereignis, das das Saarland je erlebt hat, statt. Über eine Million begeisterte Menschen waren dabei, als die zweite Etappe der Tour de France über 181 Kilometer von Luxemburg nach Saarbrücken rauschte. Ein großer Teil der Strecke führte dabei auch durch den Landkreis Merzig-Wadern. Bei Perl wurden die 189 Fahrer in Empfang genommen. Dort begann die saarländische Schleife, die über Mettlach, Merzig, Losheim und Wadern bis zum Etappenziel Saarbrücken führte. Auf der gesamten Strecke schlug den Fahrern eine riesige Begeisterung entgegen, die auch auswärtige Besucher ansteckte.

Im Juli 2003 konnte das wichtigste noch fehlende Teilstück der Autobahn A8 zwischen Saarbrücken und Luxemburg feierlich dem Verkehr übergeben werden. Neben den Tunneln bildete die Brücke über die Mosel das imponierendste Bauwerk. Die damals fertig gestellte Autobahn band das Saarland an den luxemburgisch-belgischen Industrieraum und an die Nordseehäfen an. Allerdings waren Teile der Streckenführung bis Wellingen nur dreispurig ausgebaut worden. Der komplette vierspurige Ausbau mit dem Bau zweier zusätzlicher Brückenbauwerke ist zurzeit, wie der Leser weiß, voll im Gang.

Ebenfalls im Juli war mit einem Kostenaufwand von 14,7 Millionen Euro eine Merziger Leitinvestition fertiggestellt worden. Inmitten der Saarwiesen konnte "DAS BAD" eröffnet werden.

Der 8. August war ein besonders schöner Tag in dem "Jahrhundertsommer" des Jahres 2003, der hier in unserer Region tropisches Wetter brachte. Der Wetterdienst Meteomedia meldete an diesem Freitag mit 40,8 Grad in Perl-Nennig, die höchste je in Deutschland gemessene Temperatur. Allerdings wurde diese Temperatur vom Deutschen Wetterdienst nicht offiziell anerkannt.

Viele Menschen haben seither allerdings auch den Eindruck, es häuften sich, zumindest gefühlt, die Wetterextreme. Bereits im August 2002 hatte ein massives Tiefdruckgebiet weite Landstriche Sachsens heimgesucht. Schon dieses Tief war ähnlich beharrlich wie diejenigen, die in den letzten Wochen vielen Gegenden Deutschlands Überflutungen und Überschwemmungen gebracht haben. Damals zog dieses Tiefdruckgebiet nicht weiter, sondern ging über Ostdeutschland in Stellung und regnete sich komplett aus. Es folgte die "Jahrhundertflut" an der Elbe. Aus kleinen Bächen wurden reißende Ströme, 20 Menschen verloren ihr Leben.

Im Jahr 2004 gab es im Landkreis Merzig-Wadern dann eine Premiere der besonderen Art. Am 13. Juni errang Daniela Schlegel-Friedrich bei der Direktwahl 53,9 Prozent der Stimmen und wurde am 1. Oktober 2004 als erste Frau in der 200-jährigen Geschichte des Landkreises zur Landrätin ernannt. 85 Jahre hatte es somit gedauert, bis nach Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland eine Frau dieses Amt hier im Landkreis bekleiden sollte.

Ende 2004 kündigte das saarländische Kultusministerium die Schließung kleinerer Grundschulen an. Die Protestwellen schlugen auch im Grünen Kreis hoch. In einigen Orten bildeten sich Initiativen, die gegen die vorgesehenen Schulschließungen demonstrierten. 2005 wurden ungeachtet dessen die Grundschulen in Ballern, Hargarten, Haustadt und Honzrath geschlossen. Die Schulen in Bardenbach, Bietzen, Britten, dem Löstertal, Rappweiler und Saarhölzbach sollten 2008 auslaufen. Es folgten in den darauffolgenden Jahren noch weitere Schließungen. Im Gegenzug dazu wurde in den Schulen die Nachmittagsbetreuung auf- und ausgebaut, die heute quasi in allen Schulen im Landkreis gegeben ist.

Auch das Angebot an vorschulischer Betreuung in Kindertageseinrichtungen hat sich in den zurückliegenden Jahren enorm gesteigert. Heute ist es dadurch für junge Mütter wesentlich einfacher geworden, Kindererziehung und Berufstätigkeit in Einklang zu bringen.

2005 machten insbesondere einige der größeren Betriebe im Landkreis durch die Ankündigung des Abbaus von Arbeitsplätzen von sich reden. Die geplanten Stellenstreichungen wurden damit begründet, dass sie dazu dienen sollten, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und dadurch die Produktionsstandorte insgesamt zu sichern, hieß es dabei seitens der Firmenleitungen. Villeroy & Boch beispielsweise hatte angekündigt, in den darauffolgenden 3 Jahren 330 Stellen, das bedeutete fast ein Drittel der Belegschaft, im Mettlacher Sanitärwerk abzubauen.

Andererseits wollte V&B mit Millioneninvestitionen in die Produktionsanlagen den Standort Mettlach sichern. Im Juli kündigte das Unternehmen dann den Abbau von rund 140 Arbeitsplätzen im defizitären Fliesenwerk in Merzig an. Dort hatten bis zu diesem Zeitpunkt rund 1.000 Menschen gearbeitet. 2006 wurde die Fliesensparte aus dem Konzern ausgegliedert und in eine hundertprozentige Tochtergesellschaft umgewandelt. Überhaupt hat der alte Traditionskonzern Villeroy & Boch in den letzten Jahren viel von seiner einstigen Strahlkraft verloren. Deutlich weniger Menschen als zu früheren Zeiten arbeiten heute beim "Boch" in Mettlach oder Merzig.

< Wird fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort