Ein Job mit Konfliktpotenzial

St. Ingbert. "Haben sie nix anderes zu tun?", ist noch einer der netteren Sätze, die die Mitarbeiter der St. Ingberter Verkehrsüberwachung (im Volksmund Politessen) mit großer Regelmäßigkeit zu hören bekommen. Ihre Standardantwort: "Nein, denn was ich tue, ist mein Job". Doch oft bleibt es nicht bei harmlosen Sätzen, schnell fallen in St

 Politessen geraten bei ihrer Arbeit häufig in Konflikte, werden beleidigt oder sogar angegriffen. Foto: Holschneider/dpa

Politessen geraten bei ihrer Arbeit häufig in Konflikte, werden beleidigt oder sogar angegriffen. Foto: Holschneider/dpa

St. Ingbert. "Haben sie nix anderes zu tun?", ist noch einer der netteren Sätze, die die Mitarbeiter der St. Ingberter Verkehrsüberwachung (im Volksmund Politessen) mit großer Regelmäßigkeit zu hören bekommen. Ihre Standardantwort: "Nein, denn was ich tue, ist mein Job". Doch oft bleibt es nicht bei harmlosen Sätzen, schnell fallen in St. Ingbert persönliche Beleidigungen, wenn ein Strafzettel am Wagen hängt. Es wird über Abzocke und Wegelagerei geschimpft. Manchmal gehen ertappte Verkehrssünder sogar noch weiter. Mitte März schlug ein Autofahrer einer Verkehrsüberwacherin in Rohrbach wegen eines Knöllchens so stark ins Gesicht, das diese medizinisch behandelt werden musste (wir berichteten). Gegen den Angreifer ermittelt die Polizei wegen Körperverletzung, Nötigung und Beleidigung.

"Unsere Mitarbeiterinnen brauchen ein dickes Fell", sagt Josef Matuschek, Leiter der Abteilung Bürgerservice und Ordnung (Ordnungsamt) im St. Ingberter Rathaus. "Es ist ein schwieriger Job. Die Frauen stehen den ganzen Tag auf der negativen Seite, da wird viel Frust auf ihnen abgeladen", sagt Matuschek. Zu verbalen Auseinandersetzungen und Konflikten komme es fast täglich. Tätliche Angriffe seien aber die absolute Ausnahme. "Ich kann mich nur an vier Fälle in den letzten 20 Jahren erinnern", sagt der Leiter des Ordnungsamts.

Da man das hohe Konfliktpotenzial im Job der Politessen kennt, werden die Frauen speziell ausgebildet. "Unsere Mitarbeiterinnen haben eine Ausbildung in Einsatztaktik und sind in Deeskalation geschult", erklärt Henning Fremgen, Sachbearbeiter für Ordnungswidrigkeiten in der Stadtverwaltung. Darüber hinaus seien die Verkehrsüberwacherinnen angewiesen, Verkehrssünder, die am Auto angetroffen werden, nur mündlich zu verwarnen, wenn diese einsichtig sind.

1,3 Stellen für Verkehrsüberwachungskräfte gibt es in ganz St. Ingbert. Beschäftigt werden eine städtische Angestellte und eine ausgeliehene Angestellte eines St. Ingberter Sicherheitsunternehmens. 2012 hat die Stadtverwaltung 16 000 Bescheide wegen Falschparkens verschickt. 111 000 Euro flossen dadurch in die Stadtkasse. Durch Parkgebühren wurden 72 000 Euro eingenommen. "Wir verdienen aber kein Geld mit Strafzetteln", erzählt Josef Matuschek. Wie hoch die Betriebskosten des Ordnungsamts für die Überwachung des ruhenden Verkehrs genau sind, weiß der Behördenleiter nicht: "Es ist auf jeden Fall kein hoher Gewinn." Die Strafzettel seien auch nicht dazu da die Bürger zu ärgern. "Wir wollen die Parkplätze für Kurzparker und den Wirtschaftsverkehr zu be- und entladen frei halten. Außerdem sollen die Behinderten-Parkplätze frei bleiben", erklärt Matuschek. 227 Mal wurden 2012 Behinderten-Parkplätze durch Falschparker besetzt.

Vermeintlichen Falschparkern, die ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer finden, rät Matuschek zur Besonnenheit: "Die Betroffenen können sich auf einem Anhörungsbogen äußern und ihre Position erklären." Denn nicht jeder Strafzettel müsse zu einem Verwarngeld führen. "Auch wir machen Fehler, und es gibt auch Ausnahmefälle", sagt der Behördenleiter.

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