Waldklassenzimmer soll weichen

Kirkel-Neuhäusel · Dem Saarforst selbst geben Wentz und Strohmaier nicht die Schuld für die erneute Eskalation rund um die Biosphären-Kernzone. Die Beiden machen die Haltung des Biosphären-Zweckverbandes für den wiederholten Ärger verantwortlich.

 Dass das Waldklassenzimmer zugunsten der Kernzone der Biosphäre Bliesgau weichen soll, ist für Otwin Wentz, den ersten Vorsitzenden des Heimat- und Verkehrsvereins Kirkel (rechts) und seinen Stellvertreter Karl-Friedrich Strohmaier ein Unding. Foto: Thorsten Wolf

Dass das Waldklassenzimmer zugunsten der Kernzone der Biosphäre Bliesgau weichen soll, ist für Otwin Wentz, den ersten Vorsitzenden des Heimat- und Verkehrsvereins Kirkel (rechts) und seinen Stellvertreter Karl-Friedrich Strohmaier ein Unding. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Nein, glücklich sahen Otwin Wentz, erster Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins Kirkel, und sein Stellvertreter Karl-Friedrich Strohmaier gestern nicht aus, als sie für ein Foto im Waldklassenzimmer am Frauenbrunnen Platz nahmen. Und die eher gedrückte Stimmung hatte einen Grund: Die Zukunft eben des Waldklassenzimmers scheint gegenwärtig alles andere als sicher. Die Ursache dafür ist in seiner Lage in der Kernzone der Biosphäre Bliesgau zu finden. In solchen Zonen hat der Mensch, so sehen es die Statuten vor, grundsätzlich erst mal nichts zu suchen. Das führte schon in der Vergangenheit dazu, dass man in Kirkel-Neuhäusel nicht wirklich gut auf das Biosphärenreservat zu sprechen ist, denn: Die Kernzone grenzt direkt an die Wohnlage von Kirkels größtem Ortsteil - mit all den lieb gewonnen Freizeit- und Informationsangeboten, von Wanderwegen über Kletterfelsen bis eben hin zum Waldklassenzimmer. In Sachen Klettern konnte die Gemeinde immerhin erwirken, dass dieser Sport noch ausgeübt werden kann. Einige Waldwege hingegen wurden schon stillgelegt.

Und nun soll es dem Waldklassenzimmer an die Bänke gehen. Und da hört für Otwin Wentz in Sachen Biosphäre nicht zum ersten Mal der Spaß auf. "Wir haben dieses Waldklassenzimmer vor rund zehn Jahren errichtet, lange bevor es die Biosphäre gab."

Nun habe man sich entschlossen, die Bänke zu erneuern und habe pflichtgemäß auch den Saarforst als Besitzer des Waldes über diese geplante Maßnahme informiert. Was dann schriftlich von dort als Stellungnahme zurückkam, mochte Wentz aber so wirklich gar nicht gefallen. So musste er lesen (das Schreiben liegt unserer Redaktion vor), dass der jetzige Standort des Waldklassenzimmers nicht bleiben könne. "Eine Ortsbesichtigung unter Einbindung der Obersten Naturschutzbehörde und des Biosphären-Zweckverbandes veranlasst uns zu dem Vorschlag, den Standort des Waldklassenzimmers in die Nähe des Naturfreundehauses zu verlegen." Und weiter: "Bei allem Verständnis, das Waldklassenzimmer an der ,angestammten Stelle' zu belassen, sehen wir zu der vorgeschlagenen Verlagerung angesichts der naturschutzfachlichen Gegebenheiten keine Alternative", so der Saarforst weiter.

Für Wentz und Strohmaier ist der gut gemeinte Vorschlag des Saarforstes eben eines nicht: gut. "Wenn wir ein neues Waldklassenzimmer am Naturfreundehaus einrichten, dann können die Kinder ja gleich im Kindergarten oder an der Schule bleiben", so Wentz. Will sagen: Ein Waldklassenzimmer gehört in den Wald. Den Saarforst selbst sehen Wentz und Strohmaier ganz bewusst nicht in der Schuld für die erneute Eskalation rund um die Biosphären-Kernzone. Für die Beiden ist vielmehr die Haltung des Biosphären-Zweckverbandes Ursache des wiederholten Ärgers.

Doch was nun tun? "Die Kernzone muss verlegt werden, weg von unseren Angeboten im Kirkeler Wald", forderte Wentz gestern. Ein weiterer Grund für Ärger: Zwei Bänke seien ohne Rücksprache entfernt worden. Wentz: "So geht's nicht. Die Bänke sind Eigentum des Heimat- und Verkehrsvereins. Und wir werden darüber nachdenken, ob wir hier nicht Strafanzeige gegen Unbekannt erstatten."

Zum Thema:

Auf einen BlickSeit 2009 gibt es das Biosphären-Reservat Bliesgau . Eine solche Biosphäre gliedert sich grundsätzlich in drei Zonen: Kernzone, Pflegezone und Entwicklungszone. Am restriktivsten sind dabei die Auflagen für die Kernzone. Hier soll der Einfluss des Menschen auf ein Mindestmaß reduziert werden, um der Natur freien Lauf zu lassen. In der Vergangenheit hatte dies zu Protesten in Kirkel-Neuhäusel geführt. Hier grenzt die Kernzone unmittelbar an die Wohnbebauung an und schränkt aus Sicht der Bürger die Nutzung des Waldes als Naherholungsgebiet ein. thw

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