"Eine echte Herkulesaufgabe"

Herr Bürgermeister Tussing, Sie haben sich bereits in den letzten Monaten intensiv auf Ihre neue Aufgabe als Bürgermeister der Gemeinde Mandelbachtal vorbereitet und wurden oft im Ormesheimer Rathaus gesehen

 Mandelbachtals neuer Bürgermeister Gerd Tussing in seinem Büro im Ormesheimer Rathaus. Seit 1. Juli ist er neuer Verwaltungschef der Gemeinde. Foto: Becker&Bredel

Mandelbachtals neuer Bürgermeister Gerd Tussing in seinem Büro im Ormesheimer Rathaus. Seit 1. Juli ist er neuer Verwaltungschef der Gemeinde. Foto: Becker&Bredel

Herr Bürgermeister Tussing, Sie haben sich bereits in den letzten Monaten intensiv auf Ihre neue Aufgabe als Bürgermeister der Gemeinde Mandelbachtal vorbereitet und wurden oft im Ormesheimer Rathaus gesehen. Was hat Ihnen Ex-Verwaltungschef Herbert Keßler (CDU) mit auf den Weg gegeben, wie haben Sie bisher bereits mitgearbeitet?Tussing: In der Tat habe ich, in zeitlicher Nähe zu meiner Amtsübernahme, noch intensiver an Besprechungen und Planungen im Rathaus mit meinem Vorgänger Herbert Keßler und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeinde, teilgenommen. Viele Projekte werden erst in meiner Amtszeit fertig gestellt oder beginnen gar erst. Um in den Themen zeitnah auf Ballhöhe agieren zu können, bedarf es eines entsprechenden Vorlaufes. Herbert Keßler hat mir natürlich auch praktische Tipps zum Alltag eines Bürgermeisters gegeben, die ich zu gegebener Zeit auch einsetzen kann. Das bewahrt mich nicht davor, meinen eigenen Weg im spannungsgeladenen und extrem vielschichtigen Alltag des Bürgermeisters finden zu müssen. Eine echte Herkulesaufgabe, auf die ich mich genauso freue, wie über jede Unterstützung.

Sie haben im Wahlkampf im vergangenen Jahr verkündet, dass Sie junge Familien für die Gemeinde Mandelbachtal gewinnen beziehungsweise dort halten wollen. Wie wollen Sie das angehen?

Tussing: Ich habe schon im Wahlkampf betont, dass wir hier in einer liebens- und lebenswerten Gemeinde auf dem Land leben. Unsere Region ist so einzigartig, dass sie von der Unesco als Biosphärenreservat und damit besonders schützenswert deklariert worden ist. Diese Attraktivität, gerade für junge Familien, soll durch das Vorhalten und den Ausbau der benötigten Kinderbetreuungsplätze, der Schulstandorte sowie kindgerechter Infrastruktur erhalten bleiben. Gleiches gilt aber auch für die speziellen Bedürfnisse unserer Seniorinnen und Senioren. Wir wollen eine Gemeinde für alle Generationen sein, ob jung oder alt, dafür setze ich mich in meiner Amtszeit ein. Da die alltäglichen Probleme nicht immer gleichermaßen gelöst werden können, müssen wir jedoch alle für gegenseitige Kompromisse mit großer Akzeptanz offen sein.

Ein weiteres wichtiges Thema ist für Sie ist Transparenz in der Politik, und Sie wollen die Bürgerinnen und Bürger verstärkt zum Mitmachen gewinnen. Welche Möglichkeiten sehen Sie hier?

Tussing: Als Bürgermeister ist man ständig auf Veranstaltungen in der Gemeinde präsent und nimmt natürlich sehr viele Informationen und Tipps der Bürgerinnen und Bürger vor Ort auf. Es werden auch Anregungen über die modernen Kommunikationswege per E-Mail oder über die Ortsvorsteherin bzw. die Ortsvorsteher an die Gemeinde herangetragen. Viele davon sind sehr nützlich. Leider lassen sich nicht alle Ideen verwirklichen. Dies gilt gleichermaßen auch für durchaus berechtigte Anliegen. Mir ist es wichtig, die Menschen ernst zu nehmen und ihre Anliegen zu hören. Sprechen jedoch sachliche Zwänge gegen bestimmte Vorhaben, so haben wir alle auch dies zu akzeptieren. Darin sehe ich ein Stück weit gesamtgesellschaftliche Realität. Kommunikation und Information sind jedoch keine Einbahnstraße. Im Rahmen der Transparenz werden die Bürgerinnen und Bürger natürlich neben den amtlichen Informationen im Bekanntmachungsblatt der Gemeinde, der Homepage und über die Medien bei bedeutenden Projekten, wie aktuell im Rahmen der Energiewende mit den Überlegungen zur Nutzung von Windenergie, zusätzlich vor Ort informiert. So wurden ganz in meinem Sinne seitens der Gemeinde schon im Vorfeld der eigentlichen Planungen öffentliche Informationsveranstaltungen zu diesem Thema durchgeführt. Auch in den weiteren Planungsphasen stehen Beteiligungsmöglichkeiten offen.

Mandelbachtal ist eine der kleinsten und ärmsten Kommunen des Saarlandes. Wie sehen Sie die künftige Entwicklung?

Tussing: Die finanzielle Situation der Gemeinde ist nicht gerade beruhigend. Die Gratwanderung zwischen strukturellen Einsparungen, wie sie uns im Rahmen der Haushaltskonsolidierung vorgegeben werden, und Verbesserungen der Einnahmesituation wird die nächsten Jahre bestimmen. Hier sehe ich im Gewerbepark "Große Heide" an der B 423 sowie bei Photovoltaik und Windkraft Einnahmepotenziale für unsere Zukunft. Der demografische Wandel ist Fakt und macht auch vor der Gemeinde Mandelbachtal nicht halt. Wir hatten in den letzten Jahren in etwa halb so viele Geburten wie Sterbefälle. Auch dieser Aspekt unterstreicht die zukünftige Bedeutung von Familien für die Gemeinde, wie ich es oben bereits dargestellt habe.

Was ist die Aufgabe, die Sie unmittelbar angehen wollen?

Tussing: Wir sind mitten in der Haushaltsaufstellung. Die Vorlage und Verabschiedung des Haushaltes ist derzeit dringlichste Aufgabe. Die Planungen in Bezug auf Windenergie sowie der Ausbau der Breitbandversorgung stehen ebenso ganz vorne auf der Agenda.

Im kommenden Jahr werden Sie erstmals das Rathaus am Fetten Donnerstag gegen die Narrenschar verteidigen müssen. In welcher Verkleidung werden Sie verboozt auftauchen?

Tussing: Sollten die Narren am Fetten Donnerstag 2013 vor dem Rathaus stehen, trete ich ihnen in meinem alten Ju-Jutsu Kampfanzug entgegen. An einem ehemaligen Vize-Saarlandmeister kommt man nicht so leicht vorbei. Mehr möchte ich aus taktischen Gründen hierzu nicht vorab preisgeben.

Zur Person

 "Fit für Mandelbachtal", so sein Slogan im Bürgermeister-Wahlkampf im vergangenen Jahr, hält sich Gerd Tussing (rechts) unter anderem beim Joggen, hier mit Minister Stephan Toscani und Weitspringerin Bianca Kappler. Foto: Stefan Holzhauser

"Fit für Mandelbachtal", so sein Slogan im Bürgermeister-Wahlkampf im vergangenen Jahr, hält sich Gerd Tussing (rechts) unter anderem beim Joggen, hier mit Minister Stephan Toscani und Weitspringerin Bianca Kappler. Foto: Stefan Holzhauser

Gerd Tussing aus Erfweiler-Ehlingen wurde am 14. November 1965 als fünftes von insgesamt sechs Kindern der Handwerkerfamilie Gertrud und Walter Tussing geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Nach dem Besuch der Grundschule und des Von-der-Leyen-Gymnasiums in Blieskastel trat er 1984 in die saarländische Vollzugspolizei ein, Fachhochschulstudium 1991 bis 1993 mit Abschlusstitel Diplomverwaltungswirt. Im Mai 2010 wurde er ins Ministerium für Inneres und Europaangelegenheiten abgeordnet. Am 23. Oktober 2011 war Tussing mit 63,2 Prozent der Wählerstimmen zum neuen Bürgermeister der Gemeinde Mandelbachtal gewählt worden. Seit 1. Juli ist er Verwaltungschef. Hobbys: Rad fahren, Laufen, Fitness, Spaziergänge mit Familie, alles rund um den Computer. ert

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