Auf den Spuren von Kelten und Römern

Bliesbruck/Reinheim · Im Saarland gibt es mehr als 100 Museen, in denen die Besucher den Lebenswegen und den Arbeitswelten der Vorfahren begegnen können. In einer Serie stellen wir Museen vor und suchen Antworten auf die Frage: Wie war das anno dazumal?

 So soll das Grab der Keltenfürstin ausgesehen haben, als sie vor vermutlich 2400 Jahren bestattet wurde. Fotos: D. Gräbner

So soll das Grab der Keltenfürstin ausgesehen haben, als sie vor vermutlich 2400 Jahren bestattet wurde. Fotos: D. Gräbner

Man hatte es schon lange vermutet, nämlich bereits vor etwa 300 Jahren. Und manchmal fanden sich auch Spuren. Der Bliesgau, vor allem die Gegend um Bliesbruck-Reinheim, hat eine lange Geschichte, die bis ins 4. Jahrhundert vor Christus zurückreicht. Damals war die Zeit der Kelten und dann die der Römer. Und immer wieder gab es Funde, die dokumentieren, wie die Kelten und die Römer lebten.

Einige Beispiele: Im Jahr 1858 wurden römische Münzen gefunden. Als die Bliestalbahn 1888 und 1889 und der Bahnhof von Bliesbruck gebaut wurden, wurden sogenannte römische Brandgräber entdeckt. 1931 wurden im Walddistrikt ,,Bannholz" oberhalb von Reinheim 15 Grabhügel, vermutlich 2000 Jahre oder älter, gefunden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden mehrere vorzeitliche Gräber mit Grabbeigaben entdeckt.

Der Höhepunkt aber war, als man im Jahr 1954 das Grab einer "Keltenfürstin" entdeckte. Ob sie wirklich eine Fürstin war, ist fraglich. Man nannte sie so, weil in ihrem Grab wertvolle Statussymbole beigelegt waren. Im Grab der "Keltenfürstin von Reinheim ", wie man sie heute nennt, fand man unter anderem einen offenen Halsreif, zwei goldene Armringe, zwei goldene Fingerringe, Halsketten Bernstein und Glasperlen. Außerdem gab es noch Grabbeigaben, die auf die religiöse Einstellung der Toten hinwiesen.

Zum Grab der Keltenfürstin, das rekonstruiert und unter einem fünf Meter hohen Hügel eingebettet wurde, bin ich unterwegs mit Christin Hartwig, die für das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim verantwortlich ist. Wir gehen in einem dunklen Gang hinunter. An den Wänden gibt es hell beleuchtete Schaukästen, in denen die Fundstücke präsentiert werden. Und dann stehen wir ganz unten vor dem verglasten "Schauzimmer" mit dem Grab der Fürstin, in dem man die Fundstücke neben der weißen Puppe, die die Keltenfürstin darstellen soll, gelegt hat. So soll es ausgesehen haben, damals als sie bestattet wurde, vor vermutlich 2400 Jahren. "Das Fürstinnengrab ist ein Höhepunkt unseres Rundgangs. Über 40 000 Besucher kommen jährlich", erzählt Christin Hartwig.

Wir gehen wieder hoch. Überall ist es grün - und überall gibt es Spuren von Kelten und Römern oder Hinweise auf sie wie Säulen und die Keller von Häusern, nachgebaute Portale und Gebäude. Die Römer wohnten feudal. Ihre Häuser hatten Fußbodenheizung und Bäder.

Wir kommen vorbei am Handwerkerpark. Dort zeigt der Töpfermeister Gerard Schäfer, wie man früher Krüge und Schüsseln modellierte. Dann sind wir vor der Römischen Villa und gehen hinein in die Taverne. An der Wand hängt ein Gesichtsmaske. "Was ist das? Eine Maske aus Ton?", frage ich. Christin Hartwig klärt mich auf: "Die Masken aus Eisen trugen römische Reiter bei ihren Turnieren. Es sind Kunstwerke. Sie schützten Gesicht und Kopf gleichermaßen." Wir laufen vorbei an weiteren Meisterwerken keltischer und römischer Schmuckkunst und Handwerkzeuge, an fast 2000 Jahren alten Rechen und Hacken. Wir sind insgesamt fast zwei Stunden unterwegs.

Esel, Yak und Ziegen

Wir waren im Maison Jean Schaub, das nach dem Gründer und Initiator des Kulturparks benannt ist, und blicken dann auf einen kleinen See, auf dem sich Schwäne und Enten treiben lassen. Teresa Feld, eine Mitarbeiterin des Kulturparks, erzählt mir, als ich sie danach frage: "Wir haben jetzt sogar ein Storchenpaar. Das hatte im letzten Jahr Nachwuchs. Das ist eine echte Sensation für die Kinder." Ich erzähle meiner Begleiterin: "Früher waren wir mit unseren Kindern hier, als sie noch klein waren. Die haben sich mehr für die Schafherde interessiert, die zwischen den Sehenswürdigkeiten weidete, als für die alten Kelten . Die Kinder haben die Schafe mit altem trockenen Brot gefüttert." "Die Schafe sind momentan auf einer anderen Weide. Aber dafür weiden Esel, ein Yak und Ziegen in der Bliesaue", sagt Christin Hartwig.

Wir gehen weiter. Eine Schulklasse kommt uns entgegen. Die Kinder sind auf dem Weg zum Grab der Keltenfürstin…

Ein besonderes Kennzeichen des Kulturparks ist es, dass spezielle Veranstaltungen für Gruppen, Schulklassen oder Kinder, wie zum Beispiel "Archäologie live", angeboten werden. Neben wechselnden Ausstellungen bietet der Europäische Kulturpark zudem historische Feste und Aktionen wie beispielsweise den "Tag des Handwerks" im Juli oder das "Antike Spektakel" im August. Um die keltische und römische Lebensart anschaulich und lebendig zu vermitteln, werden in der antiken Kulisse Programme und Workshops wie "Die Töpferwerkstatt" oder "Die Schrift der Antike" angeboten. Das alles ist im Prospekt nachzulesen.

 Die Reitermaske von Reinheim (links) ist aus Eisen. Einen solchen Gesichtsschutz trugen die römischen Reiter bei Turnieren. Das fast quadratische Torhaus (Mitte) wurde originalgetreu wieder aufgebaut. Christin Hartwig (rechts) ist für die Öffentlichkeitsarbeit im Europäischen Kulturpark verantwortlich.

Die Reitermaske von Reinheim (links) ist aus Eisen. Einen solchen Gesichtsschutz trugen die römischen Reiter bei Turnieren. Das fast quadratische Torhaus (Mitte) wurde originalgetreu wieder aufgebaut. Christin Hartwig (rechts) ist für die Öffentlichkeitsarbeit im Europäischen Kulturpark verantwortlich.

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Auf einen BlickKontakt: Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim, Robert-Schumann-Straße 2, 66453 Gersheim-Reinheim, Tel.: (0 68 43) 90 02 11, Fax: (0 68 43) 90 02 25, E-Mail: info@europaeischer-kulturpark.de.Öffnungszeiten: vom 15. März bis zum 31. Oktober: täglich von 10 bis 18 Uhr. Eintrittspreise: Erwachsene fünf Euro, ermäßigt (Schüler, Studenten, Azubis, Gruppen ab 20 Personen): 3,50 Euro, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre und Behinderte (100 Prozent) frei; die Ausstellung ist im Eintrittspreis enthalten. Führungen: Jeden Sonn- und Feiertag kostenlose Führung um 15 Uhr, Treffpunkt Maison Jean Schaub Reinheim (deutsch) Treffpunkt accueil Bliesbruck (französisch); Gruppenführungen sind nach Voranmeldung möglich. Der Inhalt der Führungen kann vorab individuell festgelegt werden.Gut zu wissen: Man erreicht den Kulturpark auch umweltfreundlich ohne Auto: Die Buslinie 501 fährt täglich im Taktverkehr bis direkt vor die Tore des Parks in Reinheim . gräbeuropaeischer-kulturpark.de

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