Der letzte Hutmacher im Staate

Luxemburg · Marco Laux hält in Luxemburg die alte Handwerkskunst am Leben. Die Kopfbedeckungen sind bei jungen Leuten wieder modern. Sie verraten auch etwas über die Persönlichkeit des Trägers.

 Hut ab! Marco Laux modelliert jeden Hut individuell von Hand. Foto: V. Knopf

Hut ab! Marco Laux modelliert jeden Hut individuell von Hand. Foto: V. Knopf

Foto: V. Knopf

Wer sich Fotos aus den 20er oder 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts anschaut, erkennt sofort: Ohne Hut ging man damals nicht aus dem Haus. Die Zeiten haben sich bekanntlich geändert. Das traditionelle Handwerk hält aber nach wie vor Marco Laux im Großherzogtum am Leben. Der Luxemburger betreibt in der City das Hutgeschäft "Modes Nita". Seit rund 55 Jahren existiert das Fachgeschäft, Laux ist in zweiter Generation tätig. Und: Er ist der letzte Hutmacher von Luxemburg. Das heißt: Er gehört zur mittlerweile aussterbenden Spezies jener Handwerker, die noch selbst Hüte herstellen.

Europaweit veräußert das Gros der Branche vornehmlich eingekaufte Importware aus Asien. Das aufwendige Prozedere des Hut-Modellierens ist den Meisten längst zu teuer geworden. Nicht so für Laux. "Wir haben mittlerweile schon so eine Art Alleinstellungsmerkmal. Zu uns kommen auch Kunden aus Saarbrücken, Trier, Düsseldorf oder Paris. Es gibt ja nicht mehr viele, die so etwas handgemacht und nach dem Wunsch des Kunden kreieren", sagt der gelernte Hutmacher, der auch einen Meister in seinem Metier gemacht hat. Nach wie vor seien es die Klassiker, die gefragt seien. Der klassische Herrenhut, den man aus US-Filmen mit Humphrey Bogart kennt, Panama-, Charleston- oder Borsalino-Hüte, Topfhüte oder Strohhüte mit breiten Krempen.

"Jeder Hut hat etwas mit der Persönlichkeit des Kunden zu tun. Beispielsweise gehen Menschen, die einen Hut aufhaben, ganz anders, man bekommt eine andere Statur. Frauen mutieren vom grauen Mäuschen schon mal zur Grande Dame. Ein Hut ist eine Skulptur für den Kopf", weiß der Modist, wie der Beruf des Hutmachers heißt, aus langjähriger Erfahrung. Jeder individuell angefertigte Hut sei eine neue Herausforderung. "Es ist ein dreidimensionales Arbeiten mit Filz oder Seide. Man nimmt die ausgewählte Holzform und stülpt den Stumpen darüber, dann beginnt das klassische Modellieren und Ziehen. Das ist alles ganz traditionelle Handarbeit. Man modelliert die Linie und arbeitet dabei mit heißem Dampf", erläuterte der Geschäftsinhaber. Was für ein wichtiges Symbol die Kopfbedeckung im kulturellen Leben der Menschen darstellte, davon zeugt schon allein der Sprachgebrauch. "Es gibt ja viele Beispiele. Den Hut in den Ring werfen. Auf der Hut sein. Hut ab! Oder: Eine Frau kommt unter die Haube, um nur einige zu nennen." Allerdings, etwas Patina haben die Redewendungen schon angesetzt.

Umso erfreuter ist Laux darüber, dass auch die Jugend mittlerweile wieder Kopfbedeckungen aller Art für sich entdeckt hat. Mancher Hipster geht nicht mehr ohne. Nicht nur der ältere, solvente Herr oder die Dame mit Stil - auch die von der Popkultur beeinflussten Jugendlichen haben die Kopfbedeckung für sich entdeckt. Musiker wie Jan Delay machten es vor. "Natürlich machen wir das Gros der Hüte nach wie vor für Hochzeiten, gesellschaftliche Anlässe oder große Familienfeste. Aber es stimmt, bei Jugendlichen ist es mittlerweile auch modern, Trilby oder Ballonmütze zu tragen", freut sich Laux. Von Etikette im klassischen Sinne hält er ohnehin eher wenig. "Die Leute sollen tragen, was ihnen Spaß macht." Und er weiß, wann es mit der Kopfbedeckung allmählich bergab ging. Zumindest als Massenphänomen. "Man sagt ja, Kennedy hat den Hut gekillt. Das war in den 60er Jahren. Er war der erste US-Präsident, der keinen Hut mehr getragen hat."

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