Riesen-Marx aus China für Trier

Trier · Die Stadt nimmt das Geschenk der Volksrepublik zum 200. Geburtstag des Philosophen an. Darüber wird hitzig diskutiert.

 Anfang März hatte die Stadt Trier einen hölzernen Schattenriss der geplanten Karl Marx-Statue aufgestellt, damit sich die Trierer Bürger einen Eindruck machen konnten. Foto: Harald Tittel/dpa

Anfang März hatte die Stadt Trier einen hölzernen Schattenriss der geplanten Karl Marx-Statue aufgestellt, damit sich die Trierer Bürger einen Eindruck machen konnten. Foto: Harald Tittel/dpa

Foto: Harald Tittel/dpa

Die Stadt Trier wird zum 200. Geburtstag von Karl Marx 2018 eine große Marx-Statue aus China aufstellen. Das hat der Stadtrat am Montagabend mehrheitlich entschieden. 42 Mitglieder stimmten dafür, das Geschenk der Volksrepublik anzunehmen, sieben waren dagegen, vier enthielten sich.

Nach dem bisherigen Entwurf des chinesischen Künstlers Wu Weishan soll die geplante Marx-Statue inklusive Podest 6,30 Meter hoch werden und in der Nähe der Porta Nigra auf einem Platz stehen. Der "Riesen-Marx" und der geplante Standort hatten bei Bürgern teils heftige Kritik ausgelöst. Marx, einer der geistigen Väter des Kommunismus, wurde am 5. Mai 1818 in Trier geboren und verbrachte die ersten 17 Jahre seines Lebens in der Moselstadt.

"Revolution an der Porta Nigra", so betitelt die "Süddeutsche Zeitung" am Montag einen Artikel über die Karl-Marx-Figur. Am späten Abend berichten das Heute-Journal im ZDF und das Nachtmagazin in der ARD über die Debatte in der Stadt und im Stadtrat. Auch die Leserbriefspalten in der Lokalzeitung sind seit Wochen gut mit Pro & Contra-Meinungen gefüllt. Das zeigt schon, dass es keine gewöhnliche Entscheidung ist, die der Stadtrat sich da zum Ende der öffentlichen Sitzung auf die Agenda gesetzt hatte. Ungewöhnlich ist auch, dass sich der Rat eine Stunde lang Zeit nahm, um ausführlich das Für und Wider zu diskutieren. Es ging hitzig zu.

"Das Geschenk Chinas ist eine Anerkennung für die Geburtsstadt des großen Philosophen Marx", sagte der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Markus Nöhl. Die Statue könne Anlass zum Diskurs sein. "Trier diskutiert kontrovers. Genau dafür ist Kunst da." Trier wolle im Jubiläumsjahr 2018 "mit der ganzen Welt in eine Diskussion treten", auch mit den chinesischen Besuchern.

Reiner Marz von den Grünen appellierte, das Geschenk abzulehnen. "Wer ein Geschenk annimmt, ehrt den Schenkenden. Die Kommunistische Partei Chinas ist keine Ehre wert", sagte er. Wenn Trier die Statue ablehne, könnte damit ein Zeichen gegen Menschenrechtsverletzungen in China gesetzt werden. "Dieses Signal würde gehört werden."

Auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Tobias Schneider sagte: "Bitte lehnen Sie dieses vergiftete Geschenk ab!" China heute "ist kein freier Staat". Der CDU-Fraktionsvorsitzende Udo Köhler sagte: "Ich bin froh über das Geschenk." Jetzt gebe es endlich in Trier eine Diskussion über den kontroversen Umgang mit Marx.

Anfang März hatte die Stadt einen hölzernen Dummy der Statue aufgestellt, damit sich die Trierer einen Eindruck machen konnten. Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) hatte da gesagt: "Karl Marx ist einer der größten Bürger in dieser Stadt, und wir sollten ihn nicht verstecken."

Beschlossen wurde nun am Montagabend nur, dass der Stadtrat das Geschenk einer Karl-Marx-Statue durch die Volksrepublik China annimmt. "Standort, Größe und Art und Weise der Ausführung werden hiermit, um im Wortlaut von Karl Marx zu bleiben, nicht manifestiert", sagt Köhler. In der Schenkungsanzeige, die dem ursprünglichen Beschlussvorschlag des Stadtvorstandes anhing, war als Standort der Simeonstiftplatz genannt - wo kürzlich auch der Dummy der Figur Modell gestanden hatte. Auch war dort die Rede von 70 000 Euro Kosten, die für das Errichten des Fundaments, den Aufbau von Sockel und Statue geschätzt würden. Diese Kosten sollten sich chinesische Botschaft und Stadt Trier teilen, hieß es in der Vorlage. Auch das ist nun erstmal nicht beschlossen worden.

Am 7. und 8. April reist Leibe zu Gesprächen in die Trierer Partnerstadt Xiamen. Er hofft deshalb, dass über das "Wie" der Statue, also Größe, Aufstellungsort und Kosten, in der Stadtratssitzung am 6. April entschieden werden kann.

Zum Thema:

Den 200. Geburtstag des Philosophen Karl Marx wird Trier 2018 mit einem "Karl-Marx-Jahr" feiern: Eine große Ausstellung über den "weltweit wirkmächtigen Deutschen" ist mit dem Land Rheinland-Pfalz geplant. Kosten: 5,6 Millionen Euro.

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