Bistum bedauert „Indianer“-Rauswurf

Saarbrücken/Trier · Das Bistum Trier hat den Rauswurf des als Indianer verkleideten sechsjährigen Saarbrückers und seiner Großeltern aus dem Dom gestern als „nicht korrekt“ bezeichnet. Dom-Managerin Andrea Riesbeck entschuldigte sich.

 Juan-Marcel neben einem Papp-Römer vor der Touristen-Info in Trier. Foto: Herbert Hartmann

Juan-Marcel neben einem Papp-Römer vor der Touristen-Info in Trier. Foto: Herbert Hartmann

Foto: Herbert Hartmann

. Hiltrud und Herbert Hartmann aus Saarbrücken-Bübingen, die Großeltern des sechsjährigen Juan-Marcel, der wegen seines Indianer-Kostüms mit ihnen am vergangenen Freitag aus dem Trierer Dom geworfen worden war, haben gestern die Entschuldigung des Bistums angenommen. "Frau Riesbeck hat am Morgen angerufen und sich mehrmals bei uns für den Vorfall entschuldigt", sagte Herbert Hartmann der SZ. Die Entscheidung eines ehrenamtlichen Mitarbeiters im Dom-Empfangsdienst, den Jungen mit seinen Großeltern aus der Bischofskirche zu verweisen, sei "nicht korrekt" gewesen, betonte Andrea Riesbeck, Leiterin der Dom-Information Trier und Zuständige für die ehrenamtlichen Mitarbeiter im Dom-Empfangsdienst, in einer Bistums-Pressemitteilung. "Ich bedauere diesen Vorfall. Im Dom sind alle interessierten Besucher herzlich willkommen, und dazu gehören in der Karnevalszeit auch kostümierte Kinder", sagte Riesbeck. Der Ehrenamtler hatte Juan-Marcel, der einen Indianerfedern-Kopfschmuck trug, und seine Großeltern mit dem Hinweis auf eine "Anweisung von oben" ultimativ aufgefordert, den Dom zu verlassen. Die Großeltern hatten nach dem Rauswurf ein Schreiben an Bischof Stephan Ackermann geschickt und sich über das Verhalten des Dom-Personals beschwert. Riesbeck bestätigte die Haltung des Dompropstes Werner Rössel, dass es keine Anordnung gebe, die den Rauswurf des kostümierten Grundschülers rechtfertige. Zwar stehe im Leitfaden, der allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausgehändigt werde, dass "auf angemesse Kleidung zu achten" sei, sagte Riesbeck. Ausdrücklich sei jedoch erwähnt, dass kostümierte Kinder herzlich willkommen seien. "Uns ist daran gelegen, dass auch Kinder sich für unsere Bischofskirche interessieren und sich damit auseinandersetzen", erklärte Riesbeck. So gebe es die Kinder-Dom-Kunsthütte oder den "Domday", bei dem Kinder auf spielerische Weise den Dom Bedeutung entdecken könnten. Juan-Marcel und seine Großeltern waren nach dem Rauswurf aus dem katholischen Gotteshaus in die evangelische Konstantin-Basilika gegangen, wo der Junge an einem Maltisch eine Prinzessin malte und beim Abschied von der Aufsicht ein Bibel-Malbuch geschenkt bekam.

Riesbeck bedauerte, dass die Hartmanns nicht gleich nach dem Rauswurf die Dom-Information aufgesucht hätten, um die Sache aufzuklären. Der Mitarbeiter bedauere sein Verhalten und habe seinen Fehler eingesehen. Riesbeck bot Juan-Marcel und seinen Großeltern eine Domführung oder eine Teilnahme an den Aktionstagen im Dom an. "Wir wollen das Angebot annehmen", sagte Herbert Hartmann.

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