Stromkonzern EDF peilt Schließung von Akw Fessenheim an

Paris/Straßburg · Das Atomkraftwerk Fessenheim an der deutsch-französischen Grenze sorgt sei Jahren für Ärger. Nun bewegt sich der Stromkonzern EDF. Eine Schließung ist aber noch nicht in trockenen Tüchern.

Der französische Stromkonzern EDF peilt die Schließung des umstrittenen grenznahen Atomkraftwerks Fessenheim im Elsass an. Der Verwaltungsrat des Unternehmens habe den Bedingungen einer Einigung mit dem französischen Staat über eine Entschädigung von geschätzt rund 490 Millionen Euro zugestimmt. Das berichtete EDF gestern. Dazu komme noch ein variabler Teil, der aber nicht beziffert wurde.

In Deutschland gibt es Sicherheitsbedenken gegen Frankreichs ältestes noch laufendes Atomkraftwerk. Die Stilllegung war ein Wahlkampfversprechen von Präsident François Hollande gewesen, der im Frühjahr aus dem Amt scheiden wird. Der Termin hatte sich immer weiter verschoben. Nun erscheint 2018 möglich. Mit dem Schritt von EDF ist die Schließung noch nicht beschlossen. Der Konzern müsse beantragen, die Betriebserlaubnis für das Akw aufzuheben. Dafür müsse es dann ein staatliches Dekret geben.

EDF machte deutlich, dass das mehrstufige Stilllegungs-Verfahren zeitlich mit dem Anlaufen des neuen Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) in Flamanville zusammenhängt. Dessen Inbetriebnahme ist für Ende 2018 geplant, hatte sich aber bereits mehrfach verzögert. Derzeit prüft die Atomaufsicht Auffälligkeiten am Reaktorbehälter.

Frankreich hatte im Energiewende-Gesetz das Ziel ausgegeben, den Anteil der Atomkraft am Strommix bis 2025 auf 50 Prozent zu reduzieren. Frankreich erzeugt rund drei Viertel des Stroms aus Atomkraft.

Energieministerin Ségolène Royal begrüßte die Entscheidung von EDF. Die Bürgerinitiative "Sortir du nucléaire" bezeichnete die Verhandlungen dagegen als "Teppichhandel" zulasten der Sicherheit. Die Atomkraftgegner befürchten, dass die für 2018 anvisierte Stilllegung weiter verschoben werden könnte.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) sprach von einem wichtigen Zwischenschritt. "Es bleibt die zentrale Frage, ob die heutige Entscheidung von einer möglicherweise rechtskonservativen neuen Pro-Atom-Regierung nicht wieder gekippt werden kann", so Axel Mayer, Geschäftsführer des Bund Südlicher Oberrhein.

Der aussichtsreiche französische Präsidentschaftskandidat François Fillon von den Konservativen will nach früheren Angaben eine Fessenheim-Schließung stoppen. Die Wahl ist im April und Mai geplant.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort