Trumps Interessen und Konflikte

Washington · US-Präsident verteidigt Firma seiner Tochter gegen Modekette und vermischt mal wieder Politik und Geschäfte.

 Tochter Ivanka und Papa Donald: Beim Trump-Clan sollen sie die Fäden in der Hand halten. Foto: Thew/dpa

Tochter Ivanka und Papa Donald: Beim Trump-Clan sollen sie die Fäden in der Hand halten. Foto: Thew/dpa

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(afp) Wen hat Donald Trump auf Twitter nicht schon alles verunglimpft. General Motors, Ford und weitere Firmen, Richter, Medien und Politiker. Doch nun ist der US-Präsident aus dem Weißen Haus heraus erstmals für die Firma eines Familienmitglieds, seiner Tochter Ivanka, in die Bresche gesprungen. Das offenbart einmal mehr, dass Trump keine klaren Grenzen zwischen Politik, Unternehmertum und Privatem zieht - und alarmiert Experten. "Meine Tochter wurde von Nordstrom so unfair behandelt", polterte Trump am Mittwoch. "Sie ist ein großartiger Mensch - sie bringt mich immer dazu, die richtigen Dinge zu tun! Schrecklich!"

Um sich das größtmögliche Echo zu sichern, veröffentlichte Trump diese Einlassungen nicht nur auf seinem eigenen Konto, sondern auch auf dem offiziellen Twitter-Auftritt der US-Präsidentschaft. Trump prangerte mit seinen Tweets die Entscheidung der Kaufhauskette Nordstrom an, die Modekollektion seiner Tochter Ivanka aus dem Sortiment zu nehmen. Das Unternehmen tat dies nach eigenen Angaben deshalb, weil sich Ivankas Taschen, Schuhe und Kleider nicht mehr so wirklich gut verkauften. Vor allem in der zweiten Hälfte 2016 schmolz der Umsatz. Ansonsten habe Nordstrom aber eine "großartige Beziehung" zur Firma von Trumps Tochter, sagt der Konzern.

Trumps Sprecher Sean Spicer verteidigte Trumps Äußerungen. Dem Präsidenten sei es lediglich darum gegangen, für ein Familienmitglied einzustehen, das "verunglimpft" worden sei. Es gebe "eindeutige Anstrengungen", die Marke von Ivanka Trump aus politischen Motiven zu beschädigen, sagte er. Trump habe das Recht, sich dazu zu äußern und seine Familie zu verteidigen. Gestern legte Präsidentenberaterin Kellyanne Conway mit einem unverhohlenen Werbeaufruf für Ivanka Trump nach. "Geht und kauft Ivanka-Sachen!", appellierte die umstrittene Spitzenberaterin während eines Interviews an das Fernsehpublikum.

Die Kette Nordstrom, die mit mehreren hundert Geschäften in den USA und Kanada vertreten ist, sieht sich tatsächlich mit Aufrufen zum Boykott der Trump-Firmen konfrontiert. Die Initiative #GrabYourWallet (Greif deinen Geldbeutel) - eine ironische Anspielung auf Trumps Frauen-Prahlereien - listet derzeit dutzende Firmen auf, die zum Trump-Imperium gehören oder Produkte der Familie verkaufen. Darunter sind Hotels, die Handelsketten Macy's und Bloomingdale's, das Portal Amazon und die rechtsgerichtete Medienseite "Breitbart".

Die Aufregung zeigt, unter welch hohem Druck die US-Firmen dieser Tage stehen. Der "New York Times" zufolge wies der Handelskonzern TJX kürzlich seine Mitarbeiter an, Ivanka Trumps Werbeschilder zu entfernen und die Produkte nicht separat auszustellen. Mehrere Designer weigerten sich bereits, die First Lady Melania einzukleiden. Großkonzerne wie Pepsi und Budweiser stehen von beiden Seiten unter Beschuss.

Die hitzige Debatte offenbart aber auch die immensen Interessenkonflikte zwischen Trump als Präsident und Trump als Vertreter eines Unternehmerclans. Zwar übertrug er die Leitung seines Immobilienimperiums an zwei seiner Söhne, er behielt aber seine Anteile an der Trump Organization. Den ranghohen Posten für dise Business-Verteidigung seiner Tochter zu nutzen, sei "unvereinbar mit den ethischen Verpflichtungen eines öffentlichen Regierungsvertreters", findet Richard Briffault, Experte für Regierungsethik an der Columbia Law School. "Das lässt darauf schließen, dass er die Konsequenz daraus, dass er der wichtigste Vertreter im ganzen Land ist, nicht vollkommen verinnerlicht hat." Regierungsvertretern sei es schlicht untersagt, ihr Amt für persönliche Bereicherung zu nutzen, führt Briffault aus. Schließlich könnte jede öffentliche Äußerung eines amtierenden Präsidenten als Versuch gewertet werden, Firmenentscheidungen zu beeinflussen. "Es scheint, als nutze er seine Position, um die Geschäftsinteressen eines Familienmitglieds zu fördern", sagt Briffault über Donald Trump.

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