Ford-Saarlouis vor höherer Produktion

Saarlouis · Ford-Betriebsratschef Markus Thal geht von einer deutlichen Steigerung der täglichen Produktion im Werk Saarlouis aus. Er rechnet ab Januar 2016 mit 1770 oder mehr Fahrzeugen. Damit würde mindestens die gleiche Produktion erreicht wie vor der Sommerpause 2015.

 Die Autos aus dem Ford-Werk in Saarlouis sind zunehmend gefragt. Foto: Rolf Ruppenthal

Die Autos aus dem Ford-Werk in Saarlouis sind zunehmend gefragt. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

. "Es gibt keinen einzigen Grund zur Schadenfreude. Die Kollegen, die in Wolfsburg arbeiten, haben genauso Familien. Bei Volkswagen sind klare Management-Fehler passiert." Mit diesen Worten kommentiert der Betriebsratschef von Ford-Saarlouis, Markus Thal, die Vorgänge beim Konkurrenten VW , die die Autobranche beschäftigen. Seine Einschätzung: "Wenn die Vorfälle vernünftig aufgearbeitet werden, wird der Dieselmotor nicht in Misskredit geraten."

Das Ford-Werk in Saarlouis sieht Thal derzeit - auch im Vergleich zu anderen Ford-Standorten in Europa - gut aufgestellt. "Die Belegschaft ist richtig gefordert. Wir haben dem europäischen Management gezeigt, wie flexibel die Belegschaft ist", sagte Thal unserer Zeitung. Man könne schnell auf Nachfrageschwankungen reagieren. Dies sei in den letzten Wochen nochmal deutlich geworden. Wegen gestiegener Nachfrage geht der Betriebsratschef davon aus, dass die Produktion in Saarlouis im Januar 2016 wieder von derzeit 1650 Autos täglich auf eine Größenordnung von um die 1770 steigen wird, möglicherweise auch darüber.

"Wir sind optimistisch, dass die Produktion 2016 wieder auf das gleiche Niveau steigen wird wie vor der Sommerpause 2015", so Thal. Damals rollten 1770 Fahrzeuge täglich vom Band. Thal stützt sich auch auf die jüngsten Zulassungs-Zahlen aus dem Monat Oktober. Der Betriebsrat würde es gerne sehen, wenn die Produktion stärker auf das gesamte Jahr verteilt und somit auch eine Verstetigung in der Beschäftigung gewährleistet wäre. In Folge der jüngst gestiegenen Nachfrage seien wieder 30 Leiharbeiter in die Stammbelegschaft übernommen worden. Alleine in diesem Jahr konnten seit Mai bis jetzt über 500 zusätzliche feste Jobs im Saarlouiser Werk geschaffen werden, betont der Betriebsratschef. "Das bedeutet soziale Sicherheit für diese Kolleginnen und Kollegen und ein Stück mehr Sicherung des Standortes für alle Beschäftigten." Ford beschäftigt in Saarlouis 6500 Mitarbeiter, davon 4500 in der Produktion.

Am stärksten nachgefragt werden die Autos aus Saarlouis in Großbritannien. "Aktuell liefern wir fast jedes dritte Fahrzeug dorthin", sagt Thal. Es folgen Deutschland und die Türkei. In Südeuropa sei eine Erholung der Auto-Konjunktur zu beobachten, auch wenn das Niveau der Vergangenheit noch nicht erreicht ist. Ford Saarlouis profitiere auch von neu gestylten Fahrzeugen. Der C-Max habe im Frühjahr eine optische Aufwertung erfahren, im Januar 2016 folge die Sport-Version des Focus , der RS, der auch in die USA geliefert werde. "Für uns ist das eine gute Chance, in den USA Präsenz zu zeigen. Unser Standort könnte so dort zum Aushängeschild für Ford-Europa werden." Am besten verkaufe sich der Focus Kombi (Turnier).

Ab 1. Dezember wird zudem eine "Vereinbarung über Mobilarbeit" eingeführt, von der besonders Beschäftigte im klassischen Angestelltenbereich profitieren. Sie können nach Rücksprache mit dem Chef zu bestimmten Zeiten von zu Hause aus arbeiten. Erfordernisse wie etwa internationale Telefonkonferenzen könnten mit familiären oder persönlichen Bedürfnissen besser in Einklang gebracht werden. Erreichbarkeit und Höchstarbeitszeiten werden im Rahmen der Tarifvertraglichen, gesetzlichen und betrieblich geltenden Bestimmungen vereinbart.

Meinung:

Erfreuliche Entwicklung

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia

Die Zulassungszahlen von Ford gehen derzeit in die Höhe. Das ist besonders erfreulich für das Werk in Saarlouis . Zumal dort nach der Sommerpause die Tagesproduktion von 1770 auf 1650 Fahrzeuge gesenkt wurde. Jetzt steht ganz offensichtlich eine Umkehr dieser Reduktion an. Begleitet von der erneuten Übernahme von Leiharbeitern in die Stammbelegschaft. Das Saarlouiser Werk ist also auch personell gut gerüstet für die Herausforderungen der nächsten Monate. Ford profitiert derzeit vor allem von zwei Trends: Die Autokonjunktur in Europa zieht wieder an. Und die getätigten Investitionen in die optische und technische Aufwertung von Ford-Modellen aus dem saarländischen Werk scheinen sich auch auszuzahlen. Das sind zugleich gute Nachrichten für den Wirtschafts-Standort Saarland. Denn auch die Zulieferer von Ford werden in Folge der höheren Nachfrage stärker ausgelastet. Das sichert Arbeitsplätze. Dennoch bleibt ein Bauch-Grimmen. Das Saarland ist zu stark abhängig von der Auto-Industrie. Der Struktur-Wandel trägt zu wenige Früchte.

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