„Saarland verliert den Anschluss“

Saarbrücken · Das Saarland hat nach Ansicht des Arbeitskreises Wirtschaft (AKW) mit Autoherstellern, Zulieferern und Forschungsinstituten optimale Voraussetzungen, um Autonomes Fahren zu testen. Dazu brauche das Land aber auch eine Teststrecke.

. Beim Zukunftsthema Autonomes Fahren liefern sich Autobauer mit Internetkonzernen wie Google und Apple ein Wettrennen. "Das Saarland jedoch verliert den Anschluss" auf diesem wichtigen Forschungsfeld der Autoindustrie, befürchtet Bernard Sembritzki, Vorstandschef des mittelständischen Arbeitskreises Wirtschaft (AKW). Deshalb fordert er die Landesregierung auf, sich um eine Teststrecke für Autonomes Fahren an der Saar zu bemühen, um neue Technologien, insbesondere Sicherheitstechnik und Elektronik sowie Fahreigenschaften in zahlreichen Situationen testen zu können. Wichtige Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit Know-how seien an der Saar vertreten: von Bosch über ZF bis hin zum Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), dem Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (Zema) sowie dem Tüv Saarland, der sich ebenfalls mit Auswirkungen neuer elektronischer Anwendungen im Auto befasst. Diese Ballung an Kompetenz mache das Saarland auch für Ansiedlungen von Unternehmen interessant, die sich im Bereich des Autonomen Fahrens schon einen Namen gemacht haben oder dabei sind, sich entsprechende Kompetenz zu verschaffen, so der AKW.

Besonderes Engagement in diesem Bereich sei zudem ein Schritt zur Existenzsicherung von Standorten wie Bosch-Homburg und ZF in Saarbrücken . Diese Unternehmen könnten sich so neue Geschäftsfelder erschließen. Elektro-Lenkungen und Sensorik-Systeme könnten beispielsweise solche Geschäftsfelder sein. Mit dem Erwerb von TRW habe sich ZF gerade zusätzliche Kompetenz im Bereich von elektronischen Sicherheitssystemen für Fahrzeuge erworben. Auch die Hager-Gruppe in Blieskastel könne ihre Kompetenz im Bereich elektronischer Systeme einbringen, schlägt der AKW-Vorstandschef vor. Die Saar-Uni verfüge bereits über gute Kontakte zur Weltfirma Microsoft , die gerade gemeinsam mit Google und Apple Autos für das Autonome Fahren entwickeln. Solche Kontakte müsse man ausbauen. Der Vorstand des AKW ist sicher, dass sich in ein solches Bündnis zur Förderung des Autonomen Fahrens an der Saar auch Autohersteller wie Ford und Smart einbinden lassen.

Die Federführung zur Förderung aller Aktivitäten im Bereich Autonomes Fahren müsse die Landesregierung übernehmen. Bisher sei davon aber nichts zu sehen, so der AKW. Am Wichtigsten sei zunächst der Einsatz für eine Teststrecke, auf der man alle Anwendungen erproben kann. Nächster Schritt müsse es dann sein, alle Beteiligten in dieser Thematik an einem runden Tisch zusammenzuführen, um eine gemeinsame Strategie zu entwickeln. Ideal wäre es nach Ansicht des AKW, wenn die Landesregierung bereits auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) im September in Frankfurt eine Strategie vorstellen und Unternehmen locken könnte. Bisher sei das Land nicht offensiv genug.

Meinung:

Das Land muss offensiver sein

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia

Der Arbeitskreis Wirtschaft (AKW) hat recht. Die als "Autoland Saar" verwöhnte Region hat in Sachen Autonomes Fahren keine erkennbare Strategie vorzuweisen. Teststrecken zur Erprobung von Anwendungen und Technologien überlässt Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ) bisher lieber kampflos Baden-Württemberg und Bayern mit dem Argument, die müssten in unmittelbarer Nachbarschaft zu Autoherstellern liegen. Das ist zu kurz gegriffen. An der Saar gibt es viel Auto- und Forschungs-Kompetenz. Das Land muss im Bereich Autonomes Fahren deutlich präsenter sein.

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