Was wie lockeres Basteln mit Schrauben, Achsen, Rädern und gelochten Blechplatten aus einem Fischer-Baukasten aussieht, ist in Wirklichkeit konkretes Lernen am Objekt. "Wir bauen modellhaft eine kleine Produktion auf. Die Teilnehmer unserer Kurse lernen dadurch, wie sie mit Widrigkeiten in ihrer realen Arbeits-Umgebung besser umgehen können." Das sagen die beiden Professoren Michael Krämer und Dieter Arendes. Die Ingenieure haben Lehrstühle an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), betreiben aber seit mehr als drei Jahren auch die Modellfabrik Promtec auf dem Saarbrücker Eurobahnhof-Gelände.

Für Firmen wie zum Beispiel den Abgasanlagen-Bauer Eberspächer haben sie Teile der Fertigungsabläufe analysiert und sie bei Promtec in überschaubare Schritte zerlegt, um herauszufinden, wo Verbesserungen möglich sind. "Dabei kommt Erstaunliches heraus", erzählt Krämer. "Die Beschäftigten überblicken häufig nur ihren Arbeitsbereich und wundern sich, dass manchmal zu viele Montageteile vorhanden sind und an anderen Tagen das Material so knapp wird, dass Stillstand droht." Im Modell und beim Zusammenschrauben von Spielzeug-Autos "überblickt jeder Teilnehmer den gesamten Fertigungs-Prozess und sieht, wo die Schwachstellen sind", sagt Promtec-Mitarbeiterin Christina Mascioni. "So kann es passieren, dass die Produktion zu kurz getaktet ist und wegen dieser Vorgaben die Qualität leidet".

In einem zweiten Schritt werden die Geschäftsprozesse (Einkauf, Produktion und Verkauf) unter die Lupe genommen. Hierbei werden Fehlerquellen ermittelt. Eine davon kann sein, dass die Bedarfsmeldung nicht direkt zum Einkauf geht, eine andere, wenn der Eingang und Versand von Aufträgen auf zwei separaten Zetteln dokumentiert werden. "Das kann zu Reibungsverlusten führen", weiß Projektbetreuer Sebastian Altmeyer aus Erfahrung. Problematisch sei auch, wenn die Firmen nur die Kosten kontrollieren und nicht ausloten, ob eine Preiserhöhung durchgesetzt werden kann, um die Erträge zu verbessern.

In den ersten drei Jahren wurde die Modellfabrik von Promtec mit öffentlichen Geldern gefördert. Ende 2013 war damit Schluss. "Wir müssen uns jetzt selbst finanzieren", sagt Krämer. Daher hat das Unternehmen neue Felder erschlossen. Eines davon ist die Ergonomie am Arbeitsplatz, also Maßnahmen, die dazu dienen, die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhalten. Außerdem bietet Promtec Führungskräfte-Seminare für Industrie- und Handwerksmeister an. Hierbei stehen unter anderem die Mitarbeiter-Motivation und der Umgang mit Konflikten innerhalb der Belegschaft auf dem Themenplan.