Merkel-Bonus verflüchtigt sich

Von Woche zu Woche · Liebe Leserinnen, liebe Leser,noch vor einigen Wochen hatte Angela Merkel für eine Regierungschefin in ihrer dritten Amtszeit ungewöhnlich hohe Sympathie- und Vertrauenswerte. Die Union profitierte davon und lag stabil oberhalb der 40-Prozent-Marke. Mit jedem Flüchtling, der seither ins Land kommt, verliert die Union in Umfragen aber gleich mehrere Anhänger.

Den Hunderttausenden an Zuwanderern in Deutschland stehen mehr als zwei Millionen Abwanderer bei der Union gegenüber. Dass da einige nervös werden, verwundert nicht. Können doch die schlechten Werte noch schlechter werden. Horst Seehofer hat dies mit seinem Kurs bereits geschafft. Die Verluste der CSU in Bayern sind besonders groß, und die schon abgeschriebene AfD ist dank seiner Hilfe dort extrem stark. Es brodelt in CDU und CSU . Kann Merkels Kurs in der Flüchtlingsfrage für die Union das werden, was die Agendapolitik ihres Vorgängers Gerhard Schröder für die SPD war? Ist das der Anfang vom Ende der Kanzlerin? Völlig ausgeschlossen ist beides nicht. Aber: Merkel steht trotz schlechterer Werte immer noch gut da. In jedem Fall besser als Seehofer und der sich mal nebenbei als Kanzlerkandidat ins Spiel bringende SPD-Chef Sigmar Gabriel . Seine Partei profitiert von der Schwäche der Union bisher nicht. Und die nächste Bundestagswahl steht erst in zwei Jahren an. Im Übrigen wäre Rot-Rot-Grün auch gar keine politische Alternative für einen völlig anderen Kurs in der Flüchtlingsfrage . Auch wenn der Merkel-Bonus sich verflüchtigt hat, ist die Kanzlerin aktuell immer noch die stärkste Kraft in der Union und in der großen Koalition. Gerade in Krisen ist neben Engagement auch Besonnenheit gefragt.

In diesem Sinne ein schönes Wochenende

Peter Stefan Herbst
Chefredakteur

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