Erste Geständnisse im VW-Skandal

Wolfsburg · In der Affäre um gefälschte Abgaswerte bei Volkswagen kommt die interne Revision offenbar voran. Nach Auffassung des Aufsichtsrats gab es einen größeren Kreis an Mitwissern als bisher angenommen.

Im Abgas-Skandal bei Volkswagen haben einem Zeitungsbericht zufolge mehrere Mitarbeiter Manipulationen gestanden. Die Ingenieure hätten bei Befragungen ausgesagt, 2008 die Schad-Software installiert zu haben, berichtete die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf die interne Revision des Autobauers. VW wollte den Bericht nicht kommentieren. Demnach hatten die VW-Ingenieure keine Lösung gefunden, wie sie sowohl die Abgasnormen als auch die Kostenvorgaben für den Motor einhalten konnten. Daher sei die Entscheidung gefallen, die Manipulations-Software zu verwenden.

Unklar sei aber weiterhin, wer die Anweisung für die Installation gab, heißt es in dem Bericht. In den Befragungen durch die VW-Konzernrevision hätten mehrere Ingenieure Vorwürfe gegen den damaligen Entwicklungschef Ulrich Hackenberg erhoben. Dieser habe vom Betrug gewusst und ihn angeblich sogar in Auftrag gegeben. Zu seiner Rolle lägen aber widersprüchliche Aussagen vor. Audi-Vorstand Hackenberg, der jahrelang bei VW als Entwicklungschef tätig war, war vor einer Woche beurlaubt worden.

Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" geht der VW-Aufsichtsrat von einem weitaus größeren Kreis an Mitwissern aus als bisher angenommen. "Die These, alles sei nur das Werk von ein paar kriminellen Entwicklern, ist nicht haltbar", zitierte das Blatt aus dem Kontrollgremium. Der Konzern habe "systematisch Kunden und Behörden getäuscht". Der Aufsichtsrat dränge Müller dazu, rasch in die USA zu reisen und dort Reue zu zeigen.

Angela Merkel (CDU ) forderte den Konzern zu einer raschen Aufklärung des Skandals auf. "Ich hoffe, dass VW jetzt schnell die notwendige Transparenz herstellt und die Dinge aufarbeitet", sagte Merkel dem Deutschlandfunk . Merkel betonte, ihrer Ansicht nach sei das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft "nicht so erschüttert, dass wir nicht weiter als ein guter Wirtschaftsstandort gelten." EU-Parlamentschef Martin Schulz (SPD ) griff VW mit scharfen Worten an. "Das war ein Anschlag auf den Standort Deutschland, auf viele tausend Kunden und Arbeitnehmer", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

"Mir ist bewusst, dass Sie als Aktionäre des Konzerns viele Fragen haben, auf die Sie gern eine Antwort hätten", heißt es derweil in einem auf der VW-Internetseite veröffentlichten Brief Müllers an die Aktionäre . "Ich versichere Ihnen, dass ich Ihnen Antworten geben werde". Dafür bat Müller aber um Zeit.

VW richtete unterdessen unter info.volkswagen.de eine Internetseite ein, auf der über die Fahrgestell-Nummer überprüft werden kann, ob ein Wagen von den Manipulationen betroffen ist.

Vor gut zwei Wochen war herausgekommen, dass Volkswagen mit einem Computerprogramm die Abgaswerte bei Dieselwagen manipuliert hatte. Weltweit sind laut VW elf Millionen Fahrzeuge betroffen, davon rund 2,8 Millionen in Deutschland.

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