Irak geht gegen Extremisten in die Offensive

Bagdad · Mit Bildern von Hinrichtungen führt die Terrorgruppe Isis ihren Kampf im Irak auch im Internet. Doch tatsächlich stockt ihr Vormarsch. Auch weil sich Tausende freiwillig für den Kampf gegen die Extremisten melden.

Nach dem Vormarsch der Dschihadisten im Nordirak sind die Regierungstruppen am Wochenende zum Gegenangriff übergegangen. Die Armee eroberte nach eigenen Angaben zwei Städte nördlich von Bagdad zurück. Binnen 24 Stunden seien fast 280 Aufständische getötet worden, sagte ein Sprecher von Ministerpräsident Nuri al-Maliki.

In der zurückliegenden Woche hatten Kämpfer der sunnitischen Extremistengruppe Islamischer Staat im Irak und in der Levante (Isis) zunächst die nordirakische Millionenstadt Mossul und dann die gesamte Provinz Ninive sowie Teile von drei weiteren Provinzen erobert. Sie rückten dabei immer weiter auf die Hauptstadt Bagdad vor, die irakischen Sicherheitskräfte setzten ihnen zunächst nur wenig Widerstand entgegen. Am Samstag vermeldete die Armee dann die Rück eroberung der Städte Ischaki und Muatassam in der Provinz Salaheddin. Wie al-Malikis Sprecher für sicherheitspolitische Fragen, Kassem Atta, gestern bei einer Pressekonferenz verkündete, tötete das Militär 279 Terroristen. Die Armee habe im Kampf gegen die Dschihadisten "wieder die Initiative übernommen". Nach einem Aufruf von Großayatollah Ali al-Sistani, dem geistlichen Oberhaupt der irakischen Schiiten, meldeten sich zudem tausende Freiwillige für den Kampf gegen die Isis-Kämpfer. Diese haben nach eigenen Angaben bereits hunderte irakische Soldaten hingerichtet. Im Internet wurden Fotos verbreitet, die in der Provinz Salaheddin gemacht worden sein sollen und auf denen dutzende Leichen zu sehen sind. Am Samstag hatten irakische Sicherheitskräfte bei der Rückeroberung von Ischaki bereits die verkohlten Leichen von zwölf Polizisten entdeckt.

Bei einem Bombenanschlag in Bagdad wurden gestern mindestens neun Menschen getötet. Bei einem Angriff der irakischen Luftwaffe auf einen Konvoi kurdischer Sicherheitskräfte nordöstlich von Bagdad starben nach Angaben aus Militärkreisen sechs kurdische Kämpfer. Es war zunächst unklar, ob es sich um einen gezielten Angriff handelte oder ob die Luftwaffe die Kurden irrtümlich bombardierte.

Am Samstag sorgte zudem eine überraschende Äußerung des iranischen Präsidenten Hassan Ruhani für Aufsehen, der im Kampf gegen die Dschihadisten eine Zusammenarbeit mit den USA nicht ausschloss. Gestern warnte das iranische Außenministerium dann jedoch vor einer ausländischen Militär-Intervention. Dies würde die Krise nur komplizierter machen, sagte Außenamtssprecher Marsieh Afcham.

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Auf einen BlickAls Reaktion auf die Eskalation im Irak haben die USA Kriegsschiffe in den Persischen Golf entsandt. Der Flugzeugträger "USS George H.W. Bush" wurde von einem mit Raketen bestückten Kreuzer und einem Zerstörer begleitet. Damit solle US-Präsident Barack Obama zusätzliche Flexibilität gegeben werden, sollten militärische Optionen nötig werden, um das Leben von Amerikanern und Interessen im Irak zu schützen, teilte das US-Verteidigungsministerium mit. dpa

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