Crowdfunding: Wer spendet, bekommt auch eine Gegenleistung

Saarbrücken · „Crowdfunding“ – das bedeutet, dass man über das Internet Geld sammelt, um ein Projekt zu verwirklichen. Im Kreativzentrum Saar am Eurobahnhof diskutierte man über Erfahrungen, Vor- und Nachteile mit dieser Methode.

"Das Thema Crowdfunding ist im Saarland noch nicht so ganz angekommen", hat Tamay Zieske, Berater im Kreativzentrum Saar festgestellt. Gemeinsam mit Sebastian Al-Halabi, Gründungsberater am Starterzentrum der Saar-Uni, ließ Zieske jetzt drei Kreative, davon zwei aus dem Saarland, im Saarbrücker Kulturzentrum KuBa über ihre Erfahrungen mit dieser Geldsammel-Methode berichten.

Dem Saarbrücker Musiker Stefan Mathieu hat sie im vorigen Jahr sehr geholfen. Als sein einziger Laptop bei einem Festival in Lissabon plötzlich den Geist aufgab, brauchte Mathieu dringend 1500 Euro. Von einem Kollegen aus England erhielt er via Twitter den Tipp, es mit Crowdfunding zu probieren. Er stellte ein sogenanntes Pitch-Video mit seinem Anliegen auf eine der verschiedenen Crowdfunding-Plattformen - und fühlte sich im ersten Moment unwohl, wie ein Bettler. "Aber dann kamen in den ersten sieben Stunden 700 Euro rein und auch ganz viel Kommunikation", erzählt er im KuBa Kulturbahnhof. Er erreichte schließlich innerhalb der gesteckten Frist die festgelegte Summe - bei einigen Plattformen die Vorraussetzung, damit man das Geld am Ende überhaupt bekommt. Fans, die seine elektronische Musik seit Jahren verfolgten, zeigten sich geradezu erfreut, ihm durch Geldüberweisungen aus der Patsche zu helfen und im Gegenzug dafür eine CD oder einen Download zu bekommen.

Denn Crowdfunding bedeute keinesfalls, um Spenden zu bitten, vielmehr sei es ein "Deal", stellte auch der Kölner Journalist Benjamin Stöß klar. Man unterstütze ein Projekt, weil man es gut finde und bekomme eine Gegenleistung dafür. Stöß hat eine Recherchereise für das Projekt "Der Zaun",eine Multimedia-Reportage über Flüchtlinge an Europas Grenzen, über Crowdfunding finanziert. Seinen Geldgebern bot er exklusiven Zugang zu Informationen und persönliche Postkarten von unterwegs.

Crowdfunding mache sehr viel Arbeit, an Vorbereitung wie Betreuung, mehr als man vorher denke, fanden alle drei Gäste. Auch Tim Ganter, der auf die "Kraft der Masse (Crowd)" setzte, um sein Musical-Projekt "Sweeney Todd", das im August in Neunkirchen zu sehen war, zu einem Teil zu finanzieren. Ganter erreichte via Internet letztlich doch nur Geldgeber aus dem Bekanntenkreis seines Ensembles, und Mathieu kam mit einem zweiten Projekt, einer Doku, für die er Unterstützer aus USA erwartete, gar nicht ans Ziel.

Zu den wichtigsten Ratschlägen, die sie den rund 30 interessierten Zuhören gaben, gehörten: Sich über die Crowdfunding-Plattformen mit ihren unterschiedlichen Konditionen und Gebühren genau informieren, Wert auf ein gutes Pitch-Video legen und aufpassen, dass man sich mit den Gegenleistungen nicht übernimmt.

Das Kreativzentrum bietet regelmäßig Workshops an. Infos: www.kreativzentrum-saar.de

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