Angst vor der Datenwolke

Nürnberg · Die eigenen Fotos, Musik oder Daten von überall abrufen können, das ist eigentlich eine verlockende Vorstellung. Doch die Deutschen sind von virtuellen Speichern im Internet noch nicht restlos überzeugt. Viele fürchten um die Sicherheit ihrer Daten im Netz.

Keine Probleme mehr mit fehlendem Speicherplatz und die eigenen Daten überall dabei haben: Speicherdienste im Internet, sogenannte Cloud-Dienste, werden weltweit immer beliebter. In der Cloud (zu Deutsch Wolke) können Nutzer ihre Musik, private Fotos und andere Daten auf den Rechnern von Unternehmen speichern. Über das Internet können sie dann von jedem Gerät darauf zugreifen.

Speziell die Menschen in Deutschland sind jedoch skeptisch: In einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) sagte die Hälfte der Befragten hierzulande, Cloud-Dienste seien für die persönliche Datenspeicherung nicht nötig. International gesehen sind die Deutschen damit die obersten Cloud-Muffel. Genutzt werden die Dienste aber trotzdem.

"Die Deutschen haben beim Thema Datensicherheit eine gewisse Sonderstellung. Sie sind immer besonders kritisch, besonders vorsichtig, besonders zurückhaltend", sagt der GfK-Experte Robert Wucher. Das habe bereits eine Reihe von unterschiedlichen Untersuchungen zum diesem Thema gezeigt. Doch die Umfrage-Ergebnisse stimmen nicht immer mit dem Verhalten überein.

"Bei der tatsächlichen Nutzung ist es mit der Zurückhaltung dann sehr schnell vorbei", sagt Wucher. Speicherdienste wie Dropbox, Google Drive, Skydrive von Microsoft oder iCloud von Apple verwendet rund jeder fünfte Bundesbürger, wie eine Untersuchung des IT-Branchenverbandes Bitkom zeigt.

Bei vielen Diensten hätten Nutzer auch gar keine Wahl mehr, ob sie Daten auf ihren Geräten oder in der Cloud speichern wollen. Die meisten Apps sichern Daten auf Unternehmensrechnern. Als Ausweg bleibt oft nur, ein Angebot gar nicht zu nutzen. "Wenn mir die Nutzung der App wichtig ist, dann muss ich den Preis zahlen, dass ich nicht mehr uneingeschränkt Herr über meine Daten bin", sagt Wucher.

Doch warum sind vor allem die Deutschen solche Bedenkenträger? Die Datenschutz-Gesetze seien hier viel strikter und restriktiver als etwa in den USA oder englisch-sprachigen Ländern, sagt GfK-Mann Wucher. Seiner Ansicht nach hat die große Skepsis der Deutschen auch mit ihrer Geschichte zu tun: "Das Erbe der ostdeutschen Staatssicherheit spielt da auch mit rein."

Die Furcht der Deutschen hinsichtlich der Datensicherheit ist jedoch nicht ganz unbegründet, findet Michael Herfert vom Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie in Darmstadt. Beispielsweise arbeite Dropbox nach dem Prinzip der Deduplikation, erklärt Herfert. Das heißt, wenn zwei Nutzer die gleichen Daten speichern - etwa ein Lied von Madonna - legt Dropbox diese Daten nur einmal ab, aber beide Nutzer können darauf zugreifen. Damit muss Dropbox weniger Speicherplatz anmieten, kann aber beiden Kunden den gleichen Betrag in Rechnung stellen. Wären die Dateien der Nutzer verschlüsselt, würde das nicht funktionieren. Genau das fordern Experten aber. Denn viele Nutzer legten auch sensible Daten in der Cloud ab, etwa persönliche Gesundheitsdaten. "Mit solchen Daten gebe ich viel von mir preis, dessen muss ich mir bewusst sein", sagt Fraunhofer-Forscher Herfert. Nutzer könnten ihre Daten besser sichern, indem sie diese vor dem Hochladen verschlüsseln. Doch das tun erfahrungsgemäß nur wenige.

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