Telefonieren wie James Bond

Saarbrücken · In den App Stores gibt es diverse Anwendungen, mit denen Nutzer ihre Telefonate verschlüsseln können. Einige dieser Programme sind gratis, andere kosten viel Geld. Doch worin unterscheiden sich die Apps überhaupt?

Die Angst vor Überwachung beschert Verschlüsselungs-Apps für Smartphones einen Boom. Jetzt haben der Telekom-Konzern Vodafone und die Firma Secusmart eine App zum verschlüsselten Telefonieren fertig gestellt. Die kommerzielle Anwendung Vodafone Secure Call richtet sich vor allem an Unternehmen, die ihre dienstlichen Telefonate über Handys gegen Abhöraktionen schützen wollen. Auf der diesjährigen Computermesse Cebit in Hannover soll die App im März vorgestellt werden. Mit der Anwendung können Gespräche über eine Internet-Verbindung übermittelt werden, also entweder im mobilen Datennetz oder im lokalen WLAN. Die Schlüssel zum Sichern der Kommunikation werden laut Secusmart nur auf den Handys der einzelnen Nutzer gespeichert und bieten dadurch keine Hintertüren. Auch die Hersteller hätten keinen Zugriff. Doch einige Politiker sehen darin ein Risiko und forderten bereits, dass Polizei und Geheimdienste die Verschlüsselung knacken können. Secusmart-Chef Hans-Christoph Quelle weist das zurück.

Um den Dienst nutzen zu können, müssen sowohl Anrufer als auch Empfänger, die App auf ihrem Smartphone installiert haben. Die Betriebssysteme von Apple und Googles Android unterstützen sie. Zunächst soll die Anwendung nur Handy-Telefonate verschlüsseln. Anrufe aufs Festnetz seien laut Hersteller noch nicht möglich.

Einzigartig ist die App allerdings nicht. An günstigen oder gar kostenlosen Alternativen, die auch für Privatpersonen attraktiv sind, mangele es nicht, sagt Stefan Nürnberger, Wissenschaftler am Zentrum für IT-Sicherheit (CISPA) an der Universität des Saarlandes . "Manche Firmen erhoffen sich bei einem kommerziellen Produkt eine bessere Qualität", sagt Nürnberger. Kostenlose Software sei nicht per se schlecht, doch gebe es dabei oft keine Prozesse für Qualitätssicherung. Außerdem könnten Unternehmen bei einem kostenlosen Produkt keine Regressforderungen an den Hersteller stellen, sollte das Programm Mängel aufweisen.

Der Hersteller Open Whisper Systems etwa bietet seine kostenlose App Redphone für verschlüsselte Telefonate auf Android-Handys an. Für Apple-Nutzer heißt der Dienst Signal. Die Funktionsweise sei "sehr ähnlich", sagt Nürnberger. Auch hier werde die verschlüsselte Verbindung genau wie bei Vodafone Secure Call über das Internet übertragen. Nur sei Redphone eben etwas "offener", erklärt der Experte, "ein Projekt, das von Idealisten gemacht wurde". Denn der Hersteller habe den Quellcode der Anwendung freigegeben, was bedeutet, dass Wettbewerber sich den Aufbau der App anschauen und ändern können.

Über die App Threema, die für Apples iOS- und Android-Nutzer 1,99 Euro kostet, können Nutzer zwar nicht telefonieren, aber verschlüsselte Text- und Sprachnachrichten versenden. Auch hier soll laut Aussage des Herstellers nicht einmal der Serverbetreiber, über den die Daten übertragen werden, an die Mitteilungen herankommen. Ob sich eine solche App auch für Privatnutzer lohnt? Nürnberger: "Das kommt darauf an, ob man sicher gehen möchte, dass das Gesprochene oder Geschriebene wirklich nur den gewünschten Gesprächspartner erreicht."

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