2024 und die offenen Fragen

Lausanne · Heiße Bewerbungsphase startet: Los Angeles, Paris und Budapest wollen Olympia ausrichten.

() Auf die Aufregung der vergangenen Tage hätte Los Angeles gerne verzichtet. Seit Donald Trump mit seinem Einreiseverbot für weltweite Empörung gesorgt hat, wird die Frage nach den Auswirkungen der Taten des US-Präsidenten auf die Olympia-Bewerbung der kalifornischen Metropole immer wieder aufgeworfen. Denn trotz aller Beteuerungen und Beschwichtigungen: Für den vermeintlichen Favoriten ist es ein denkbar schlechter Start in die heiße Phase des Rennens.

Diese beginnt heute. Dann müssen Los Angeles, Paris und Budapest beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) den letzten Teil ihrer Bewerbungsunterlagen abgeben - etwas mehr als sieben Monate vor der Abstimmung in Lima. "Wer 2024 Olympia ausrichten möchte, erweist diesem Vorhaben damit einen Bärendienst. Wir hoffen auch deshalb noch auf ein Umdenken", sagte Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, zum umstrittenen Einreise-Dekret. Nach weiteren massiven Protesten und nachdem ein im Iran geborener isländischer Taekwondo-Kämpfer an der Einreise in die USA gehindert worden war, sicherte die US-Regierung Athleten und Funktionären einen "beschleunigten Zugang" zu. Ein minimales Zugeständnis.

Die Frage ist allerdings, wie viel Schaden Trump mit seiner Politik wirklich anrichten kann. Noch sind es einige Monate bis zur Wahl - und schon früher waren Menschenrechtsfragen im IOC nicht unbedingt entscheidend bei der Wahl der Ausrichter. So wie für Peking oder Sotschi. Und eins ist auch klar: Trump will bei dieser Abstimmung gewinnen. In einem Telefonat mit Thomas Bach, dem Präsidenten des IOC, versicherte er bereits, die Bewerbung von Los Angeles zu unterstützen. Ausgerechnet sein Vorgänger Barack Obama und seine Gegenkandidatin bei der jüngsten Präsidenten-Wahl, Hillary Clinton, unterlagen bereits vor dem IOC. Obama warb vergeblich für Chicago 2016, Clinton hatte sich als damalige Senatorin des Bundesstaates New York für eine Ausrichtung der Spiele 2012 in der US-Metropole stark gemacht. Und Los Angeles hat einen Trumpf in der Hinterhand: das Sponsoren- und Fernsehgeld aus den USA. Alleine der TV-Vertrag mit dem Sender NBC für die Spiele 2022 bis 2032 brachte dem IOC die Rekordsumme von knapp 7,2 Milliarden Euro.

Und die Situation für die Mitbewerber Paris und Budapest könnte noch deutlich schlechter werden. In Paris stehen im April/Mai die Präsidentschaftswahlen an. Was ein Sieg der rechtsextremen Marine Le Pen bedeuten würde, kann niemand beurteilen. In Ungarn, wo der Rechtspopulist Viktor Orban regiert, könnten ebenfalls auf die ohnehin nicht besonders aussichtsreiche Bewerbung Budapests weitere Probleme zukommen. Noch ist nicht sicher, ob in der ungarischen Hauptstadt ein Olympia-Referendum stattfindet. Bis 18. Februar müssen die Befürworter einer Bürgerbefragung 138 000 Stimmen vorweisen, bisher seien 70 000 Unterschriften zusammengekommen. Ursprünglich hatte sich der Stadtrat im Dezember 2015 knapp gegen eine Abstimmung ausgesprochen.

Womöglich gibt es aber auch noch einen anderen Ausgang - mit mehr Gewinnern. Schon länger gibt es Gerüchte, dass in Lima gleichzeitig die Olympischen Sommerspiele 2028 vergeben werden. Womöglich könnten sich die beiden stärksten Bewerber Paris und Los Angeles also beide als Sieger fühlen - und nur Budapest wäre dann ein Verlierer. Wenn es die Bewerbung überhaupt bis dahin schafft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort