Das Reich der Mitte lockt den Prinzen

Antalya · Der brasilianische Nationalspieler Oscar, der Argentinier Carlos Tevez, zahlreiche weitere Stars – und jetzt wohl auch Lukas Podolski. Der Fußball-Weltmeister wird womöglich nach China zu Beijing Guoan wechseln.

 Abschied vom Bosporus? Lukas Podolski wird Galatasaray Istanbul wohl verlassen. Foto: Suna/dpa

Abschied vom Bosporus? Lukas Podolski wird Galatasaray Istanbul wohl verlassen. Foto: Suna/dpa

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Jetzt auch der "Prinz": Im Spätherbst seiner Karriere scheint Lukas Podolski als erster deutscher Top-Star den Verlockungen der chinesischen Milliarden-Liga zu erliegen. Der Wechsel des Weltmeisters von Galatasaray Istanbul zu Beijing Guoan sei "in der Abschlussphase", sagte Galatasarays Vorstandsmitglied Levent Nazifoglu im Trainingslager des Rekordmeisters in Antalya .

Podolski, der am Bosporus noch einen Vertrag bis 2018 besitzt, soll in Peking neun Millionen Euro netto im Jahr verdienen. Nazifoglu betonte zwar, dass Galatasaray den 31-Jährigen eigentlich gar nicht verkaufen wolle, aber "der Spieler selbst scheint einen Wechsel zu favorisieren", fügte er an. Weil Gala Planungssicherheit haben wolle, solle die Entscheidung möglichst schnell fallen. "Entweder passiert der Transfer innerhalb einer Woche oder gar nicht", sagte Nazifoglu.

Vertreter von Guoan weilen Medienberichten zufolge bereits in der Türkei, um den Wechsel klar zu machen. Der ehemalige Bundesliga-Profi Podolski (1. FC Köln, Bayern München) hatte das Angebot nach seiner Ankunft im Trainingslager bei NTV Spor bestätigt, aber betont: "Ich habe mich noch nicht entschieden."

Podolski war im Sommer 2015 vom FC Arsenal an den Bosporus gewechselt. In seiner ersten Saison war er mit 17 Pflichtspieltoren und neun Vorlagen Topscorer, und auch aktuell zählt der 129-malige Nationalspieler (48 Tore) trotz verschiedener Verletzungen mit sechs Toren in zwölf Pflichtspielen zu den Leistungsträgern. In Peking würde er auf seinen ehemaligen Clubkollegen Burak Yilmaz treffen, der neben den brasilianischen Nationalspielern Renato Augusto (ehemals Bayer Leverkusen ) und Ralf einer der drei ausländischen Stars beim Meister von 2009 ist. Der Club Guoan gehört der CITIC-Group, einem staatlichen Finanzunternehmen, Sportdirektor ist der frühere Bundesliga-Spieler Shao Jiayi. Die "kaiserliche Garde" spielt in Pekings Arbeiterstadion (Kapazität: 66 000) und ist laut Forbes nach Guangzhou Evergrande das wertvollste Team der Super League. In der abgelaufenen Saison war Guoan als Fünfter aber so schlecht wie seit 2010 nicht mehr.

Podolskis angedachter Wechsel geht nicht ohne Nebengeräusche über die Bühne. Der Stürmer wetterte auf Twitter über das türkische Massenblatt Hürriyet , das ein angebliches Zitat von ihm in Umlauf gebracht hatte. Er fühle sich in der Türkei wohl und sei bei Galatasaray zufrieden, wurde Podolski von einem Kolumnisten der Sabah, Levent Tuzemen, zitiert, "aber wenn man mir einen Vertrag mit einem Gehalt von zehn Millionen Euro pro Jahr anbietet, würde ich gehen". Podolski nannte dies "komplett falsch" und rief seinen Fans zu: "Glaubt diesen Lügen nicht!" Hürriyet verwies in einer Antwort darauf, nur Tuzemen wiedergegeben zu haben, und schloss seinen Tweet an den "lieben Lukas Podolski " mit den Worten: "Auf Wiedersehen".

Podolski würde mit dem Transfer zahlreichen internationalen Stars folgen, die sich in den vergangenen Wochen von den Millionen-Offerten ins Reich der Mitte hatten locken lassen. Vor allem die viele Millionen schweren Wechsel des brasilianischen Nationalspielers Oscar vom FC Chelsea und des Argentiniers Carlos Tevez (Boca Juniors) nach China hatten für Aufsehen gesorgt.

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