Ein Abend für die Geschichtsbücher

Dortmund · Für Rückkehrer Marco Reus war es ein „traumhaftes Comeback“, für Geschäftsführer Watzke ein „Spiel für die Ewigkeit“ – für Roman Weidenfeller ein „bescheidener Abend“. Das 8:4 des BVB über Warschau stellte nicht alle zufrieden.

Das Andenken an den historischen Fußball-Abend mit seiner furiosen Rückkehr trug Marco Reus unter dem linken Arm. "Der Ball bekommt bei mir einen Ehrenplatz. Ich werde alle unterschreiben lassen", kommentierte der Dortmunder Nationalspieler das unglaubliche 8:4 (5:2) des BVB am Dienstagabend zuhause gegen Legia Warschau voller Stolz. Selbst das Warten auf die Dopingprobe konnte die Laune des einstigen Dauerpatienten nicht trüben. Mit seligem Lächeln und dem Souvenir machte er sich zu mitternächtlicher Stunde auf den Heimweg: "Auf diesen Moment habe ich hingefiebert und hart dafür gearbeitet."

Reus verblüfft alle

Spektakulärer hätte seine halbjährige Leidenszeit kaum enden können. 185 Tage nach seinem letzten Auftritt im Pokalfinale gegen den FC Bayern spielte der Nationalspieler groß auf. Beim torreichsten Spiel der Champions-League-Geschichte (siehe Hintergrund) brillierte er nicht nur als zweifacher Schütze (32. und 52. Minute), sondern war auch noch an zwei weiteren Treffern beteiligt. Sein drittes Tor in der Nachspielzeit wertete die Uefa im Nachhinein jedoch als Eigentor von Jakub Rzezniczak, der den Schuss abgefälscht hatte.

Mit seinem starken Auftritt verblüffte Reus alle. Schließlich hatte er wegen einer hartnäckigen Schambeinentzündung in dieser Saison noch keine Testspielminute bestritten. Der eigentlich eher scheue Profi schien das Rampenlicht diesmal zu genießen: "So stellt man sich eine Rückkehr vor."

BVB-Trainer Thomas Tuchel ist guter Dinge, dass die Mannschaft mit Reus deutlich an Schlagkraft gewinnt: "Es war ein überragendes Comeback. Das unterstreicht seine Qualität, die uns seit Monaten gefehlt hat." Weniger gut war der Fußball-Lehrer jedoch auf die Abwehr zu sprechen. "Er hat bestimmt ein paar graue Haare bekommen", mutmaßte Neuzugang Sebastian Rode. Schließlich hatte der BVB in seiner langen Europacup-Geschichte daheim nie zuvor vier Gegentore kassiert.

Hauptleidtragender der skurrilen Pannenshow seiner Vorderleute war Roman Weidenfeller . Der Ersatz für den verletzten Roman Bürki machte aus seinem Unmut keinen Hehl: "Es war für jeden Zuschauer toll. Aber für mich war der Abend bescheiden. Ich kam mir etwas fehl am Platze vor." Dagegen sah Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke angesichts des hohen Unterhaltungswertes der Partie großzügig über die Schwächen hinweg: "Es war ein Spiel für die Ewigkeit. Über ein 2:0 hätte später keiner mehr geredet."

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Hintergrund Tore wie nie zuvor: Das 8:4 von Borussia Dortmund gegen Legia Warschau am Dienstag war das torreichste Spiel in der Geschichte der Champions League. 13 Jahre zuvor hatte es am 5. November 2003 beim 8:3 von AS Monaco gegen Deportivo La Coruna ein Spiel mit elf Toren gegeben. Neun Tore fielen in der Königsklasse dreimal: 2003 beim 6:3 zwischen dem FC Villarreal und Aalborg BK, 2005 zwischen Olympique Lyon und Werder Bremen (7:2) sowie im Jahr 2000 zwischen Paris St. Germain und Rosenborg Trondheim (7:2). sid

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