Eine halbe Ewigkeit

Saarbrücken · Sie ist gerade mal 15 Jahre alt. Trotzdem sorgte sie bei den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften im Schwimmen in Berlin für Furore. Als Belohnung darf Celine Rieder zu ihrer ersten WM nach Kanada.

 Die saarländische Schwimmerin Celine Rieder hat momentan allen Grund zum Lachen. Trotz ihrer 15 Jahre ist sie in der nationalen Spitze angekommen. Foto: Schlichter

Die saarländische Schwimmerin Celine Rieder hat momentan allen Grund zum Lachen. Trotz ihrer 15 Jahre ist sie in der nationalen Spitze angekommen. Foto: Schlichter

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28 Sekunden - im Schwimmen eine halbe Ewigkeit. Doch genau um diese 28 Sekunden hat Celine Rieder ihre persönliche Bestzeit über 1500 Meter Freistil bei den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in der vergangenen Woche verbessert. Damit sicherte sie sich nicht nur überraschend ihren zweiten Meistertitel nach dem über 800 Meter - sie schwamm in 16:02,86 Minuten auch eine neue Weltjahresbestzeit. Dabei ist Rieder gerade einmal 15 Jahre.

"Das war schon krass. Mit so einer Zeit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Die Bedingungen in Berlin waren aber auch einfach viel besser als die bei der Saarland-Meisterschaft, wo ich meine bisherigen Bestzeiten geschwommen bin", erklärt die Schülerin mit dem braunen Lockenkopf. Auch über 800 Meter hat sie ihre Bestzeit deutlich unterboten - um zwölf Sekunden. Als Belohnung für ihre starken Leistungen darf der Schützling von Landestrainer Hannes Vitense auch ohne unterbotene Norm zu den Kurzbahn-Weltmeisterschaften vom 6. bis 11. Dezember in Windsor (Kanada). "Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet. Dass ich eine von acht bin, die auch ohne Norm mitfahren darf, ist eine große Ehre", sagt die gebürtige Wittlicherin.

Für sie ist es nicht nur die erste Weltmeisterschaft ihrer Karriere, es ist auch ihr erster Wettkampf außerhalb Europas. "Die Nervosität kommt bestimmt vor den Wettkämpfen. Momentan freue ich mich nur auf die WM. Es wäre schön, meine Bestzeiten weiter zu verbessern, aber in erster Linie will ich Erfahrungen sammeln und etwas lernen", gibt sie bescheidene Ziele aus.

Das passt zu ihr. Trotz ihres jungen Alters macht sie einen reifen und selbstreflektierten Eindruck. Die Erfolge lassen Rieder nicht abheben. Sie wolle Schritt für Schritt weitermachen und viele Wettkämpfe schwimmen. "Am wichtigsten ist es, dass ich weiterhin gesund bleibe", sagt Rieder.

Erst im Sommer 2015 wechselte die Freistil- und Lagen-Schwimmerin von ihrem Verein in Trier nach Saarbrücken an den Landesstützpunkt. "Ich bin hier von allen sehr herzlich aufgenommen worden. Deshalb ist mir der Wechsel nicht schwer gefallen", sagt die Zehntklässlerin. Sie profitiert von der Zusammenarbeit mit der Eliteschule des Sports, dem Gymnasium am Rotenbühl, und wohnt im Internat an der Hermann-Neuberger-Sportschule. Die kurzen Wege vereinfachen ihr es, Schule und Leistungssport unter einen Hut zu bekommen. "Das passt hier alles sehr gut. Die Lehrer und mein Trainer Hannes Vitense unterstützen mich, wo sie nur kommen", schwärmt Rieder. Auch die Distanz zu ihren Eltern stört sie nicht besonders: "Ich war noch nie der Heimweh-Mensch. Wir telefonieren, und so selten sehe ich sie auch nicht", sagt die 15-Jährige mit einem Lächeln und ergänzt: "Meine Eltern stehen immer hinter mir und helfen mir, meinen Weg zu gehen."

Wohin der genau führt, weiß Celine Rieder aber noch nicht. "Früher wollte ich Pilotin werden, aber jetzt weiß ich noch nicht genau, was ich später mal machen will", erklärt sie. Wohin ihre Karriere sie führt, vielleicht zu Olympia, kann sie nicht abschätzen. "Ich kann nicht sagen, wie es weitergeht. Im Training arbeiten wir immer auf den nächsten Höhepunkt hin", sagt die Schwimmerin von der SSG Saar Max Ritter , die bereits im August Vize-Jugendeuropameisterin über 800 Meter Freistil wurde.

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Hintergrund Das deutsche Schwimmteam startet, angeführt von Weltmeister Marco Koch, mit zwölf Athleten bei der Kurzbahn-WM (6. bis 11. Dezember) im kanadischen Windsor. Darunter sind auch die Saarländerinnen Celine Rieder, Marlene Hüther und Annika Bruhn. Zwar hatten nur vier Schwimmer bei den deutschen Meisterschaften am vergangenen Wochenende in Berlin die Normkriterien erfüllt, allerdings wird die Mannschaft mit drei Athletinnen aus dem Perspektivteam, einem Quartett für die 4x200-Meter-Freistilstaffel der Frauen sowie dem in den USA lebenden Marius Kusch ergänzt. Als WM-Medaillenkandidaten auf der 25-Meter-Bahn gelten Koch und Philip Heintz. Koch glänzte bei der DM mit einem Weltrekord über 200 Meter Brust (2:00,44 Minuten), der Olympia-Sechste Heintz rechnet sich über 200 Meter Lagen Chancen auf Edelmetall aus. sid

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