Die Landeshauptstadt Saarbrücken wird zu einem außergewöhnlichen Freilichtmuseum.
Saarbrücken ist eine Großstadt. Diese Bezeichnung dürfen alle deutsche Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern tragen. Über das Großstadtflair der saarländischen Landeshauptstadt sagt die Bevölkerungszahl allerdings wenig aus. Dazu braucht es mehr, zum Beispiel sehenswerte Architektur und imposante Denkmäler, ein lebendiges Stadtleben sowie eine aktive Kulturszene.
Auch Kunst im öffentlichen Raum prägt eine Stadt. Gemeint sind damit nicht unbedingt die Graffitis, die zwar manche Orte in Saarbrücken zieren, aber leider auch viele Stätten „verschandeln“. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, kann allerdings auch eindrucksvolle Wandmalereien an Hausfassaden entdecken. Bei diesen sogenannten Murals handelt es sich um eine legale Form der Urban Art, die als Auftragsarbeiten entstanden sind. In Saarbrücken bilden 13 dieser Kunstwerke den Urban ArtWalk. Er wurde 2017 im Rahmen des Festivals Colors of Pop erstmals als zusammenhängender Parcours präsentiert. Seither lädt er als dauerhaft bleibende Freiluftgalerie zur Auseinandersetzung mit der Kunst ein. Die Wände wurden von international renommierten Künstlern gestaltet. Sie tragen Titel wie „Boyhood“ (Mainzer Straße 62), „One short story“ (Bleichstraße 11) oder „Theo is looking at the window“ (Försterstraße 21).
„Out of this world“ heißt das Mural, das die saarseitige Front der Hochschule für Musik Saar (Bismarkstraße 1) ziert. Auf den ersten Blick handelt es sich um abstrakt wirkende Flächen in verschiedenen Blautönen. Kreiert wurde das Kunstwerk von einem Künstler, der hierzulande kein Unbekannter ist: Patrick Jungfleisch alias Reso. Er wurde in Saarbrücken geboren und entdeckte Ende der 1980er Jahre die Kunst des „Style Writings“ für sich. Diese Stilrichtung zählt zu den eher malerischen Formen der traditionellen Graffiti, bei denen der Künstler sein Pseudonym immer wieder auf verschiedene Art und Weise darstellt. In den vergangenen Jahrzehnten realisierte Reso über 100 Wandgemälde, unter anderem in Städten wie New York, Barcelona und Basel.
Eindeutig zu erkennen sind hingegen die riesigen Zitronen des unbetitelten Murals von Aryz, der in Barcelona aufgewachsen ist. Wie er akademische Kunst und zeitgenössische Techniken kombiniert, ist nicht nur in der Nassauerstraße 16 im Nauwieser Viertel in Saarbrücken zu sehen, sondern auch in verschiedenen Städten in Litauen, Finnland, China, Marokko, La Réunion und der Ukraine.
Das jüngste Werk des Urban ArtWalk in Saarbrücken wurde 2018 fertiggestellt: „Strasse“ lautet der Titel des grellbunten Kunstwerks in der Spichererbergstraße, das im eindrucksvollen Kontrast zu den altehrwürdigen Gebäuden in der Umgebung und zum nahegelegenen Schlossgarten steht. Claudia Walde, Künstlername MadC, stammt aus Bautzen. Sie kommt aus der subkulturellen Graffiti-Bewegung und hat sich intensiv mit dem Thema Schrift auseinandergesetzt. Ihre Bildsprache, in der sie farbintensive und dynamische Elemente übereinander lagert, erinnert an Kalligrafie.
Der Urban ArtWalk Saarbrücken beeindruckt mit Vielfalt und Mut. Manche Werke, darunter auch „Strasse“, führten zu öffentlichen Diskussionen sowie auch zu intensiven Auseinandersetzungen mit Werk und Künstler. Imposant ist jedes einzelne der 13 Kunstwerke – und jedes trägt zum Großstadtflair Saarbrücken bei. rol
Infos: www.artwalk.saarland
