Zwischen Bach und Bosporus

Saarbrücken · Europäische trifft auf türkische Musik: Beim Alla Turca Festival am 17. und 18. August begegnen sich in Saarbrücken Orient und Okzident der Gegenwart und des Barocks. Es treten auf: das Alla Turca Kollektiv um die Oboistin Sandra Sinsch und die türkische Band Kapiko.

 Alla Turca-Leiterin Sandra Sinsch (hier vor dem Topkapi-Palast) war in Istanbul auf musikalischer Spurensuche. Foto: Jakob Händel

Alla Turca-Leiterin Sandra Sinsch (hier vor dem Topkapi-Palast) war in Istanbul auf musikalischer Spurensuche. Foto: Jakob Händel

Foto: Jakob Händel

Kein üblicher Multikulti-Crossover, bei dem westliche und orientalische Instrumente so gemischt werden, wie es eben gerade schön klingt. Die Barockoboistin Sandra Sinsch will die Wechselbeziehungen zwischen europäischer und türkischer Musik in den Programmen ihres Ensembles, des Alla Turca Kollektivs, historisch genau darstellen. Dazu hat sie die Inventarlisten des Osmanischen Palastorchesters im berühmten Topkapi-Palast in Istanbul genau gelesen. "Es ging darum, viele Belege für die typische Orchesterbesetzung aus der Zeit des Osmanischen Reiches zu finden", erklärt die aus Saarbrücken stammende Neu-Istanbulerin. Die Ergebnisse kann man beim 1. Alla Turca Festival in Saarbrücken hören: Am Sonntag, 18. August (17 Uhr, Johanneskirche), spielt das Alla Turca Kollektiv ein Konzert unter dem Titel "Istanbul Bach".

Zum Auftakt des Festivals gibt es am Samstag, 17. August (20 Uhr, Johanneskirche) jedoch zunächst mal Ethnojazz von der Istanbuler Formation Kapiko. Dabei erklingen Kaval (Hirtenflöte), Klavier, Bass und Percussions. Die 2012 gegründete Gruppe mischt internationale Volksmusikstile mit alten und neuen Musikformen und ist damit bereits in der Istanbuler Musikszene aufgefallen: Das erste Album der Band "On bierli" landete in den Top 15 der türkischen Verkaufscharts.

Dagegen begibt sich sich das Alla Turca Kollektiv in seinem Konzert auf historische Spurensuche: Der Oboist Johann Jakob Bach, älterer Bruder des berühmten Orgelvirtuosen Johann Sebastian, verbrachte ab 1709 vier Jahre am Osmanischen Hof in Konstantinopel. "Es ist verbürgt, dass er in dieser Zeit auch im Palastorchester des Sultans gespielt hat", erzählt Sinsch. Dabei traf die Musik Bachs auf die Klänge der Derwische und die Balladen der osmanischen Kultur. Und andersherum, weiß Sinsch: "Zu dieser Zeit kam die Geige über den Balkan in das Osmanische Reich". Europäische Barockinstrumente wie Oboe, Blockflöte, Cembalo und Kniegeige trafen auf die osmanischen Zeitgenossen Tanbur (Langhalslaute), Rebab (Saiteninstrument) und Kanun (Tastenzither).

In den vergangenen Jahren verbanden die Veranstaltungen "Café-Musik aus Orient und Okzident" und "One God" in Völklingen türkische und europäische Musik zu einer Mischung. Diesen Ansatz führt das Alla Turca Festival nun unter dem Motto "Grenzgänger" fort. Die künstlerische Gesamtleitung des Festivals hat Sandra Sinsch. 2012 wurde sie als Mitglied des Pera Ensemble mit dem Echo Klassik für die in Saarbrücken produzierte CD "Baroque oriental" ausgezeichnet. Derzeit unterrichtet sie am Istanbuler Staatskonservatorium für Türkische Musik Alte Musik aus Europa und arbeitet mit dem Alla Turca Kollektiv an einer Notenedition. Die Stücke sollen die Mischung der europäisch-türkischen Klangfarben abbilden. Man wolle, so Sinsch, auch historisch fundiertes Repertoire aufspüren.

Eintritt im Vorverkauf 10 Euro, Abendkasse 15 Euro. Reservierung empfohlen unter Tel. (06 81) 3 90 49 21.

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