Triwo-Airport Zweibrücken Zweibrücker Flughafen im Aufwind

Zweibrücken · Der Aeroclub Bexbach fliegt seit einiger Zeit in Zweibrücken. Nachtflüge gehören zur Ausbildung. Wir wollten wissen, ob der Lärm stört.

 Zweibrücken von oben erleben seit diesem Jahr auch immer mehr Saarländer, da der Aeroclub Bexbach seine meisten Aktivitäten an den Flughafen Zweibrücken verlagert hat. In der Bildmitte ist die weiße Festhalle zwischen Rennwiese und Landgestüt zu erkennen.

Zweibrücken von oben erleben seit diesem Jahr auch immer mehr Saarländer, da der Aeroclub Bexbach seine meisten Aktivitäten an den Flughafen Zweibrücken verlagert hat. In der Bildmitte ist die weiße Festhalle zwischen Rennwiese und Landgestüt zu erkennen.

Foto: Volker Baumann

Der Wechsel des Aeroclubs Bexbach an den Flughafen Zweibrücken ist von einigen Anwohnern in Bexbach mit Trauer, von anderen aber auch mit Erleichterung aufgenommen worden: Das Motorengebrumm über ihren Köpfen habe endlich aufgehört, man bekomme sonntags „nicht mehr von oben in die Kaffeetasse geguckt“ (wir berichteten). Verlagert sich jetzt dieses Lärm-Problem in die Einflugschneise des Flughafens Zweibrücken, zumal dort auch abends länger geflogen werden darf als in Bexbach? Eher nein, ergaben Merkur-Recherchen – die Zahl der Beschwerden ist bislang ziemlich gering.

Das hat offensichtlich auch technische Gründe: Die Bexbacher Startbahn liegt viel näher an Wohnhäusern als die Zweibrücker. Zudem sorgt die deutlich längere Piste in Zweibrücken dafür, dass die Flugzeuge am Ende der Bahn schon viel höher in der Luft sind als in Bex­bach.

Laut Mess-Ergebnissen in der Vergangenheit am meisten vom Zweibrücker Fluglärm betroffen war Contwig, 2003 hatte der Ortsgemeinderat sogar kurzzeitig eine Klage gegen die begrenzte Nachtflug-Erlaubnis erwogen. Diese erlaubt bis zu jeweils fünf Starts und Landungen zwischen 22 und 6 Uhr – und gilt immer noch. Doch Contwigs Ortsbügermeister Karlheinz Bärmann (CDU) sieht die Lage heute ganz entspannt: „Man hört fast gar nichts mehr in Contwig.“ Das habe ihn etwas überrascht, da vor einigen Wochen die Triwo schon von 7500 Flugbewegungen dieses Jahr gesprochen habe, „und ich selbst direkt in der Einflugschneise wohne.“ Das liege wohl daran, dass seit der Flughafen-Insolvenz und dem Neustart mit der Triwo nur noch deutlich kleinere Maschinen fliegen. Auch von den wenigen Nachtflügen höre man „kaum etwas, und das sind vor allem Organflüge für die Homburger Uniklinik, da geht es um Leben, das stört keinen“. Es habe sich auch noch kein Contwiger Bürger bei ihm über den Triwo-Flugplatz beschwert. Lauter als die Zweibrücker Flugzeuge seien in Contwig die Saarbrücker zu hören, sagt Bärmann: „Aber wenn ein Moped durch den Ort fährt, ist das unangenehmer!“

Auch Bernd Kipp, Verbandsgemeinderats-Mitglied der jahrelang äußerst flughafenkritischen UWG (Unabhängige Wählergemeinschaft und Fraktionschef im in der Einflugschneise liegenden Althornbach, sagt: „Es sind zwar wieder mehr Flugbewegungen geworden, aber die hört man fast gar nicht. Es ist weitaus weniger Lärm als früher.“

Anders erlebt dies der Zweibrücker Stadtbeigeordnete Henno Pirmann (SPD) an seinem Wohnort Rimschweiler: „Der Fluglärm hat eher zugenommen. Die Urlaubsflüge früher waren weniger störend. Vor allem sonntags auf der Terrasse kriege ich häufiger mit, dass relativ tief geflogen wird.“ Ein Drama sei das aber nicht: „Das geht ja auch schnell wieder vorüber, wenn das Flugzeug weg ist.“ Auch Fallschirmspringer nutzten den Flughafen wohl wieder häufiger.

Nach Informationen unserer Zeitung hat es bei der Lärm-Beschwerdestelle der Landesluftahrtbehörde während der jüngsten Übung deutscher und niederländischer Soldaten zwei Beschwerden von Bürgern gegeben. Beschwerden über zivile Flüge hat es dieses Jahr noch keine gegeben.

Zur Zeit der großen Nachtflug-Debatte ziemlich kritisch war Hornbachs Stadtbürgermeister Reinhold Hohn (FDP). Er sieht die aktuelle Lage differenziert. Zum einen weist er darauf hin, dass der Flug­lärm in Hornbach „erträglich sei“. Zum einen, weil er sich schon früher „in Grenzen gehalten“ habe, zum anderen, weil seit der Übernahme durch die Triwo weniger und kleinere Maschinen flögen. Trotzdem blickt Hohn nicht unbesorgt in die Zukunft: „Ich habe vier oder fünf Stimmen aus der Bevölkerung vernommen, dass seit dem Wechsel des Aeroclubs nach Zweibrücken Lärmprobleme zugenommen haben. Das müssen wir ernst nehmen und im Auge behalten, ob sich da unkontrollierte Aktivitäten entfalten, vor allem nachts – auch wegen des Klosterhotels, denn der mit Landesgeldern geförderte Tourismus ist für uns im Hornbachtal die einzige Chance.“

Nach SZ-Informationen soll die begrenzte Nachtflugerlaubnis auch nach der Herabstufung des Flughafens zum Sonderlandeplatz erhalten bleiben. Ausgenutzt wird sie allerdings bei Weitem nicht: Im Schnitt gibt es monatlich nachts nur drei Flugbewegungen statt täglich bis zu fünf, heißt es aus gut unterrichteten Kreisen.

Der Aeroclub Bexbach freut sich zwar sehr über die Möglichkeit, nun in der Region auch Nachtflug-Ausbildung betreiben zu können, erläutert Karlheinz Pohmer. Der Vorsitzende beruhigt aber die Bevölkerung in und um Zweibrücken: „Niemand muss sich Sorgen wegen Nachtflügen machen.“ Seit dem Wechsel nach Zweibrücken (im Januar mit den Motorfliegern, im Frühjahr mit den Segelfliegern) habe es nur zwei oder drei Flüge gegen 22 bis 23 Uhr gegeben. Später werde, wenn überhaupt, auch künftig sicher nur ganz selten geflogen. Insgesamt schätzt Pohmer die Zahl der Flugbewegungen mit den zehn Maschinen des Aeroclubs auf jährlich rund 1000. Die längere Bahn in Zweibrücken sei auch für die Ausbildung vorteilhaft. Deshalb, und wegen der guten Aufnahme durch die Triwo, werde man wohl auch im unwahrscheinlichen Fall einer Einigung im Bexbacher Grundstücksstreit einen großen Teil der Aktivitäten in Zweibrücken belassen. Aufgeben wolle man Bexbach aber nicht. Bereiche wie Modellflug und Motorschirmfliegen könnten trotz des Grundstücksproblems dort weiter betrieben werden.

Neben dem Aeroclub-Wechsel tragen auch weitere Faktoren (wie zusätzliche Aufträge für die Firmen Solution Air und Arcus-Air) dazu bei, dass die Zahl der Flugbewegungen in Zweibrücken von 5000 im vergangenen auf möglicherweise 10 000 in diesem Jahr steigen könnte. 2013, im letzten vollständigen Jahr des regulären Linienflugbetriebs vor der Insolvenz, waren es nur wenig mehr: 11 851. Nach Merkur-Informationen sind die meisten Flugbewegungen Ausbildungsflüge. Hinzu kommen unter anderem Businessflüge, Sportflieger und Ambulanzflüge.

Dass dies alles relativ ruhig vonstatten geht, findet auch der Zweibrücker BUND-Kreisverband. Vorsitzender Wolfgang Adelfang: „Fluglärm ist für uns zurzeit eigentlich nicht Thema.“ Genau hinsehen werde man aber beim Thema „seitliche Hindernisfreiheit“: Bei der Herabstufung zum Sonderlandeplatz dürfe das zum Naturschutzgebiet Monbijou gehörende Wäldchen neben der Landebahn nicht angetastet werden.

 Erstmals werden solche Flugplatzfest-Bilder des Aeroclubs Bexbach dieses Jahr in Zweibrücken entstehen.

Erstmals werden solche Flugplatzfest-Bilder des Aeroclubs Bexbach dieses Jahr in Zweibrücken entstehen.

Foto: Foto (Archiv): Aeroclub

Die Landesluftfahrtbehörde erklärte gestern auf SZ-Nachfrage zum Abstufungsverfahren, sie habe bei der Triwo „zahlreiche Unterlagen angefordert“, die nun vorlägen. „Derzeit bereiten wir die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange sowie die Auslegung der Unterlagen für die Bevölkerung vor.“ Bis Endes des Jahres könne das Verfahren beendet sein. Das Lärmgutachten enthält gute Nachrichten für die Anwohner: Angesichts der geringeren Zahl der Flüge und der Begrenzung der erlaubten Flugzeug-Gewichte auf 14 Tonnen „wird sich der Fluglärm deutlich verringern“, schreibt Birgit Küppers, Sprecherin des LBM (Landesbetrieb Mobilität), dem die Luftfahrtbehörde angegliedert ist.

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