Zurück an den Steuerknüppel

Frankfurt · Drei Tage ging bei Lufthansa kaum noch was. Heute soll der Betrieb wieder losgehen, als wäre nichts gewesen. Nach dem Rekord-Ausstand fordert Lufthansa-Chef Christoph Franz eine Reform des Streikrechts.

Drei Tage lang hat der Streik der Lufthansa-Piloten den Luftverkehr in Deutschland weitgehend zum Erliegen gebracht. Heute soll der Betrieb wieder weitgehend planmäßig stattfinden. Bei den Verhandlungen zwischen Lufthansa und den Piloten, die für höhere Gehälter und ihre Ruhestandsversorgung kämpfen, geht es allerdings nicht voran.

Gestern sah die Fluggesellschaft wenig Probleme für das Wiederanfahren des Flugbetriebs an den großen Drehkreuzen Frankfurt und München. Lufthansa hatte bereits vor Streikbeginn Interkontinentalflieger auf den Übersee-Flughäfen stehen gelassen und die Zwischenaufenthalte der Crews verlängert.

Drei Tage lang ging im größten Streik der Lufthansa-Geschichte fast nichts mehr. Insgesamt waren rund 3800 Verbindungen abgesagt worden, 425 000 Fluggästen waren betroffen. 190 freiwillige Piloten und rund 100 Manager mit Pilotenschein hielten für die Airline rund zehn Prozent des üblichen Angebots aufrecht.

Als "unverhältnismäßig" bezeichnete Lufthansa-Chef Christoph Franz den Ausstand im "Handelsblatt". Er forderte neue gesetzliche Rahmenbedingungen für das Streikrecht. "Das Streikrecht ist in Deutschland ein Grundrecht. Die Auswirkungen sind jedoch von Branche zu Branche unterschiedlich", sagte er. "Es sollte aus unserer Sicht auch bei einem Streik eine Pflicht der Mindestaufrechterhaltung der kritischen Verkehrsinfrastruktur geben." Je kleiner eine streikende Gruppe sei, desto höher müssten die Hürden für einen Arbeitskampf sein. Beispielsweise könnten obligatorische Mediationsverfahren helfen.

Anlass der Aktion sind die von Lufthansa einseitig gekündigten Übergangsrenten, die den Piloten bislang ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf ermöglichten. Außerdem fordern die Piloten ein Gehaltsplus von zehn Prozent. Der Streik belastet den Gewinn nach Unternehmensangaben mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag, vielfach nannten Experten zwischen 25 und 30 Millionen Euro pro Streiktag. Auch die Flughäfen München und Frankfurt gehen von Einbußen in Millionenhöhe aus.

"Die finanziellen Schäden werden bleiben", sagte Lufthansa-Sprecherin Barbara Schädler gestern dem Nachrichtensender n-tv. "Wir hoffen, dass wir jetzt schnell wieder ins Gespräch kommen und dass das dann der letzte Streik für absehbare Zeit mit der Lufthansa war." Die Piloten haben zugesagt, bis Anfang Mai keine weiteren Streiks anzusetzen.

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