Zum Tod des Filmregisseurs Ken Russell

London. Ein bunter Vogel war Ken Russell - vor allem im britischen Film der 60er und 70er

 Ken Russell liebte das Ungewöhnliche - bei seinen Filmen wie bei seiner Garderobe. Foto: dpa

Ken Russell liebte das Ungewöhnliche - bei seinen Filmen wie bei seiner Garderobe. Foto: dpa

London. Ein bunter Vogel war Ken Russell - vor allem im britischen Film der 60er und 70er. Während dort auf der einen Seite James-Bond-Eskapismus regierte, auf der anderen Wohnküchenrealismus mit Sozialarbeit-Aroma, inszenierte Russell Sinnenpralles, das sich mit Sex, Religion und vor allem der Kunst beschäftigte: erst in viel beachteten, stilistisch freischwebenden Komponistenporträts für die BBC, dann im Kino. Filme wie "Tschaikowski" (1970), "Mahler" (1974) und "Lisztomania" (1975) verstanden sich nicht als Biografien im strengen Sinne, sondern als Fantasien über Künstler und ihre Arbeit, inszeniert im Rausch manchmal sexuell drastischer Bilder. Weswegen manche Kritiker Russell fälschlicherweise unterstellten, ihm ginge es vor allem um die Provokation.Mit der Verfilmung der Rock-Oper "Tommy" (1974) fand Russell das größte Publikum; weniger glücklich war seine Arbeit in den 80ern in den USA - der psychedelische Drogenfilm "Der Höllentrip" und das Erotik-Expedition "China Blue" mit Kathleen Turner entstanden unter Streit mit den jeweiligen Studios, so dass Russell bald wieder in England arbeitete, wo das Finanzieren seiner Filme immer schwieriger wurde. Große Bilderbögen entwarf er nicht mehr, drehte wieder fürs Fernsehen, darunter einen Film über Edward Elgar.

Kurz vor seinem Tod soll Russell an einem Drehbuch zu "Alice im Wunderland" gearbeitet haben. Am Sonntag ist der barock lebende, vier Mal verheiratete Brite mit 84 Jahren im Schlaf gestorben. Sein Sohn, eines von Russells acht Kindern sagte, sein Vater habe ein Lächeln auf den Lippen gehabt. tok

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